Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
hinaus. Sandra und mich geleitete er den Flur entlang, außer Hörweite von April. Ich stellte mich vor und erklärte, welche Rolle ich in Aprils Leben einnahm.
    »Ah, Sie sind die Heldin, die ihr das Leben gerettet hat. Haben Sie sich dabei Ihren Arm kaputt gemacht?«
    Ich hoffte insgeheim, dass sich Sandras Meinung von mir bessern würde, nachdem man mich als Heldin bezeichnet hatte. Ich äußerte mich kurz zu meiner Verletzung und fragte dann nach Aprils Diagnose.
    »Sie leidet an etwas, das wir >langes QT-Syndrom< nennen. Ich könnte Ihnen jetzt das EKG zeigen und erklären, woran wir das erkennen und weshalb es so heißt, aber im Grunde ist es in erster Linie eine Herzarrythmie. Mit der richtigen Behandlung kann sie ein ganz normales, aktives Leben führen, aber Basketball muss sie unter allen Umständen aufgeben. Wenn sie weiterspielt, kann das schlimme Folgen haben - tut mir leid, dass ich es so direkt sagen muss, Ms. Czernin.«
    Sandra nickte dumpf. Sie hatte wieder begonnen, die Hände zu ringen, und bearbeitete sie so heftig mit den Daumen, dass sich rotviolette Flecken auf ihrer Haut bildeten. Ich fragte den Arzt, wie die richtige Behandlung denn aussehen würde. »Wir stabilisieren das Herz mit Betablockern.« Er setzte zu einer ausführlichen Erklärung über den Aufbau von Natriumionen in der Herzkammer und der Rolle von Betablockern bei der Regulierung des Ionenaustauschs an und fügte dann hinzu: »Sie könnte einen Herzschrittmacher bekommen, einen implantierten Defibrillator. Andernfalls fürchte ich, dass es eine Frage der Zeit ist, bis es zum nächsten schwerwiegenden Zwischenfall kommt.«
    Sein Pieper meldete sich. »Wenn Sie noch Fragen haben, rufen Sie mich über den Pieper, ich spreche gerne jederzeit mit Ihnen. Wenn sich Aprils Zustand bis Montag stabilisiert hat, ent lassen wir sie am Montag. Die Betablocker muss sie vorerst weiterhin nehmen.« »Als könnte ich mir die leisten«, murmelte Sandra. »Selbst wenn ich Rabatt kriege im Laden, kosten die Pillen fünfzig Dollar die Woche. Was denken die sich eigentlich? Dass in diesem Land nur Reiche krank werden?«
    Ich versuchte, etwas Mitfühlendes zu äußern, aber sie raunzte mich wieder an; unser kurzes harmonisches Zwischenspiel war beendet. Da ich mich nicht mehr verpflichtet fühlte, ihr noch länger als Punchingball zur Verfügung zu stehen, tat ich kund, dass ich mich wieder melden würde, und zog von dannen.
    An der Eingangstür stieß ich fast mit einem hochgewachsenen Mädchen zusammen, das von der Maryland Avenue hereinkam. Ich war in Gedanken versunken und nahm nichts wahr, bis ich das Mädchen »Coach!« keuchen hörte.
    Ich blieb stehen. »Josie Dorrado! Schön, dass du April besuchen kommst. Sie wird viel Unterstützung brauchen in den nächsten Wochen.« Zu meinem Erstaunen wurde Josie knallrot und ließ statt einer Antwort den Margeritentopf fallen, den sie im Arm hielt. Dann streckte sie die Hand zur Tür raus und wedelte hektisch herum, um jemandem draußen Bescheid zu geben, dass er verschwinden solle. Ich tat einen Schritt über die Blumen und die Erde hinweg und schob die Tür auf.
    Josie packte mich am linken Arm, dem verletzten, und wollte mich festhalten. Ich schrie so laut auf, dass sie mich unwillkürlich losließ, und drängte mich an ihr vorbei, um einen Blick auf die Straße zu werfen. Ein nachtblauer Miata fuhr die Maryland entlang, aber eine Gruppe voluminöser Frauen, die gerade über die Straße walzten, versperrte mir die Sicht aufs Nummernschild.
    Ich wandte mich zu Josie. »Wer hat dich hergefahren? Wen kennst du, der sich so einen Sportwagen leisten kann?« »Ich bin mit dem Bus gekommen«, sagte sie hastig. »Ach ja? Mit welchem?«
    »Dem, äh, ich hab mir die Nummer nicht angeschaut, nur den Fahrer gefragt... «
    »Der dich daraufhin zur Tür gefahren hat. Josie, ich schäme mich für dich. Du gehörst zu meiner Mannschaft und sollst mich nicht anlügen. Ich muss dir vertrauen können.«
    »Oh, Coach, Sie verstehen das nicht. Es ist nicht, was Sie denken, ehrlich!« »Verzeihung.« Die drei gewichtigen Frauen von der Straße blickten uns stirnrunzelnd an. »Können Sie das da wegräumen? Wir möchten gerne hinein.« Wir nahmen uns der Blumen an. Der Plastiktopf war unversehrt, und mit einem Handfeger, den uns der Wachmann brachte, beförderten wir den größten Teil der Erde mitsamt der Blumen wieder hinein. Sie sahen halbtot aus, aber das Preisschild verriet mir, dass Josie sie für einen Dollar und

Weitere Kostenlose Bücher