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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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können.«
    »Gewiss doch. Morrell, das ist Mildred - ich fürchte, ich weiß ihren Nachnamen nicht -, sie ist Buffalo Bill Bysens Faktotum. Mildred, das ist Morrell. Er wiederum benutzt nicht gern seinen Vornamen.«
    Morrell streckte die Hand aus, aber Mildred nickte nur knapp und führte die Truppe zurück in die Wohnung.
    »Mildred und Buffalo Bill sitzen seit einer Stunde in meinem Wohnzimmer«, klärte ich Morrell auf. »Mr. Contreras hat sie reingelassen, weil er glaubte, es handle sich um einen Notfall, als sie ohne Anmeldung auftauchten, und nun sind sie ultrasauer, dass wir nicht in Windeseile angehetzt kamen und uns um sie gekümmert haben.«
    »Für Sie heißt er Mr. Bysen«, bemerkte Mildred spitz. »Wenn Sie mit all Ihren Klienten so unmanierlich umgehen, wundert es mich, dass Sie überhaupt welche haben.«
    Ich betrachtete sie sinnend. »Sind Sie Klientin von mir, Mildred? Oder Buffalo Bill? Ich kann mich gar nicht daran erinnern, dass Sie mir einen Auftrag erteilt hätten. Und auch nicht daran, dass ich Ihnen meine Privatadresse gegeben hätte.«
    »Mr. Bysen«, erwiderte sie bockig, »wird Ihnen erklären, was er möchte.«
    Als wir alle wieder im Wohnzimmer versammelt waren, stellte ich Bysen und Morrell einander vor und bot Getränke an.
    »Ich bin nicht zum Plaudern hier, junge Frau«, sagte Bysen. »Ich will wissen, wo mein Enkel ist.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht. Wenn das alles ist: Den weiten Weg von Barrington hätten Sie sich durch einen Anruf sparen können.« Mildred platzierte sich neben Bysen auf die Couch, klappte die goldene Mappe auf und erwartete dann mit gezücktem Stift Weisungen aller Art, Exekutionen eingeschlossen. »Er hat am Donnerstag mit Ihnen gesprochen. Sie haben ihn angerufen, und er hat mit Ihnen geredet. Jetzt sagen Sie mir, wo er steckt.«
    »Billy hat mich angerufen, nicht ich ihn. Ich weiß nicht, wo er sich aufhält, und ich habe seine Handynummer nicht. Und ich habe ihm versprochen, nicht nach ihm zu suchen, solange ich der Überzeugung bin, dass er sich in Sicherheit befindet und nicht gegen seinen Willen irgendwo festgehalten wird.«
    »Na prima, Sie reden mit dem Jungen am Telefon und wissen, dass alles in Ordnung ist, hnnh? Sie haben ihn zweimal getroffen und kennen ihn so gut, dass Sie an seiner Stimme am Telefon hören, ob es ihm gut geht? Wissen Sie, wie versessen Kidnapper auf meinen Enkel sind? Wissen Sie, was er wert ist? Hnnh? Hnnh?« Ich massierte mir den Nasenrücken, als müsse ich angestrengt nachdenken. »Ich weiß nicht genau. Ich schätze mal, das Unternehmen ist vierhundert Milliarden wert, wenn Sie die gerecht aufteilen würden... Sie haben sechs Kinder? Siebenundsechzig Milliarden pro Kopf also, und wenn der junge Mr. William es mit seinen Kindern gut meint, denke ich... «
    »Das sollte kein Witz sein«, donnerte Buffalo Bill und stand auf. »Wenn Sie mir Billy nicht bis morgen um diese Zeit rangeschafft haben... «
    »Tun Sie was? Meine Unterhaltszahlungen einstellen? Ein Witz mag das nicht sein, aber Sie machen jedenfalls eine Farce draus. Ihr Sohn hat mich beauftragt, Billy zu suchen, und in einem gedankenlosen Moment habe ich eingewilligt. Als Billy das von jemandem in der South Side erfahren hat, rief er mich an und sagte, ich solle Mr. William mitteilen, dass er die Suche sofort einstellen soll, sonst würde er die Aktionäre anrufen.«
    Buffalo Bill runzelte finster die Stirn und setzte sich wieder. »Hnnh. Was meint er denn damit?«
    Ich lächelte unfreundlich. »Ihr Sohn schien das zu verstehen, deshalb dachte ich, Sie verstehen es vielleicht auch.«
    »Das kann alles Mögliche bedeuten. Was dachten Sie denn? Hnnh? Haben Sie ihn nicht gefragt, was er den Aktionären sagen will?«
    War das der wahre Grund für diesen grotesken Ausflug vom Luxusreich Barrington Hills in meine Vierzimmerwohnung? »Wenn Sie das mit mir erörtern wollen, weshalb haben Sie mich dann nicht einfach angerufen oder mich gebeten, in Ihr Büro zu kommen? Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich hatte einen furchtbar langen Tag und möchte jetzt wirklich zu Bett gehen.«
    Bysens Miene verfinsterte sich noch mehr, und seine buschigen Brauen zogen sich so dicht zusammen, dass ich seine Augen nicht mehr sehen konnte. »Grobian hat mich gestern vom Lagerhaus angerufen. Er meinte, er hätte Billy auf der 92nd Street gesehen, mit einem mexikanischen Mädchen im Arm.«
    »Dann wissen Sie ja, dass es ihm gut geht.«
    »Das weiß ich mitnichten. Ich

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