Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
den Überblick hatte, waren für jeden Sohn und Enkel Treuhandfonds angelegt worden, die dreimal so hohe Summen enthielten wie die der weiblichen Familienmitglieder.
    Ich fragte mich, ob Billy sich darüber empört hatte, was mir aber unwahrscheinlich vorkam; heutzutage interessiert sich kaum mehr jemand für Frauenbelange, nicht einmal die jungen Frauen. Ich ging davon aus, dass Billy keinen Widerspruch einlegen würde, wenn seine Schwester beim Erbe benachteiligt wurde. Die Einzige, der das womöglich aufstoßen würde, war vielleicht Jacqui, aber die war mit einem der Haupterben verheiratet und würde sich wohl nicht ereifern, wenn sie ihren Anteil abbekam.
    Billys Schwester Candace war jetzt zweiundzwanzig. Aus welchen Gründen die Familie sie auch nach Korea verschifft hatte -im Testament war sie jedenfalls noch vorhanden, was man zumindest als fair betrachten musste. Ich suchte nach weiteren Details über Candace, fand aber nichts. Die interessantesten Berichte druckte ich mir aus und machte dann Feierabend im Büro. Ich wollte auf dem Weg zur Bertha Palmer noch einen Zwischenstopp im Krankenhaus einlegen, weil die Mannschaft bestimmt einen aktuellen Bericht über April haben wollte.
    Aber als ich dort ankam, teilte man mir mit, dass April morgens entlassen worden war. Ich rief Sandra Czernin aus dem Wagen an.
    Sie führte sich auf wie ein Stachelschwein, das einem Hund Stacheln ins Maul feuert, und legte wieder die Platte auf, dass ich an Aprils Kollaps schuld sei. »Die ganzen Jahre hast du nur drauf gewartet, dich für Boom-Boom zu rächen, deshalb hast du diese Schlampe aus England angeschleppt, die Bron angebaggert hat. Ohne dich wäre er zu Hause gewesen, wo er hingehört.«
    »Oder auf Achse mit einer Frau aus der Nachbarschaft«, versetzte ich, bevor ich an mich halten konnte. Ich bereute die Äußerung sofort und entschuldigte mich, aber sie hätte mich wohl ohnehin nicht mit April reden lassen.
    »Hat man dir gesagt, wann sie wieder zur Schule gehen kann?«, fragte ich. »Die Mädchen werden es bestimmt wissen wollen.«
    »Dann können deren Mütter mich anrufen und fragen.«
    »Wenn ich nach so vielen Jahren noch sauer auf dich wäre, würde ich das jedenfalls nicht an meinem Kind auslassen, Sandra«, fauchte ich, aber sie hatte schon aufgelegt. Ach, zum Teufel mit der. Ich fuhr los und dachte mir, dass Sandra und ich uns wenigstens in unserer Eifersucht auf Marcena einig waren. Was mich zum Kichern brachte und meine Laune für die Fahrt erheblich verbesserte.
    Ich war früh dran und konnte vor dem Training noch bei Natalie Gault vorbeischauen, der stellvertretenden Direktorin. Als ich sie fragte, ob die Mädchen ärztlich untersucht würden, bevor sie der Mannschaft beitraten, verdrehte sie die Augen, als sei ich völlig minderbemittelt.
    »Wir machen hier keine Gesundheitschecks. Die Mädchen müssen eine unterschriebene Genehmigung der Eltern mitbringen, die besagt, dass es Risiken gibt bei diesem Sport und dass ihr Kind gesund ist und daran teilnehmen kann. Das machen wir bei allen Sportarten, auch beim Football und beim Baseball. Ferner steht auf diesem Dokument, dass die Schule keinerlei Haftung für Krankheiten oder Verletzungen übernimmt, die infolge des Sports eintreten können.«
    »Sandra Czernin ist wütend und hat Angst. Sie braucht hunderttausend Dollar für Aprils Versorgung, für den Anfang jedenfalls. Wenn sie auf die Idee kommt, die Schule zu verklagen, findet sie bestimmt einen Anwalt, der Sie vor Gericht bringt - mit einer schriftlichen Genehmigung kommt man nicht weit bei einem Prozess. Warum lassen Sie bei den anderen Mädchen aus der Mannschaft nicht EKGs machen, um für gute Stimmung zu sorgen und den Eindruck zu erwecken, als seien Sie um ihr Wohl bemüht?«
    Lottys Angebot, die EKGs zu übernehmen, ließ ich unerwähnt - sollten die Verantwortlichen von der Schule ruhig mal ein bisschen ins Schwitzen kommen. Außerdem war mir nicht ganz klar, wie ich fünfzehn Mädchen zu Lottys Klinik befördern sollte. Gault sagte, sie würde mit der Direktorin sprechen und sich bei mir melden.
    Ich ging nach unten in die Sporthalle, wo ich nur Teile meiner Mannschaft vorfand. Josie Dorrado fehlte und auch Sancia, die Center-Spielerin. Celine Jackman, die Gangbraut, war da mit ihren beiden Gefolgsmädchen, aber auch sie wirkte bedrückt. Ich erzählte den verbliebenen neun Mädchen, was ich über April wusste. »Sie ist heute aus dem Krankenhaus entlassen worden. Sie kann nicht mehr

Weitere Kostenlose Bücher