Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
erblickte Jacqui auf dem Vordersitz. Ihr Gatte, der ganz hinten saß, rief ihr eine scharfe Ermahnung zu, aber sie gab dieselbe Tonfolge noch mal von sich und sagte: »Ich hätte nie gedacht, dass ein christlicher Gottesdienst so dramatisch sein kann.« »Sorg dafür, dass deine Frau sich benimmt«, raunzte William Onkel Gary an. »Oh, ja«, sagte Jacqui. »Wie die Gemeinde Christus Untertan ist, so seien es auch die Frauen ihren Männern in allen Dingen. Ich habe dieses Zitat schon öfter vernommen, Willie. Nur weil du und dein Vater das gerne hättet, ist es aber noch lange nicht so.« Buffalo Bill hakte den Griff seines Gehstocks um meine Schulter und drehte mich damit rum. »Scheren Sie sich nicht um dieses Gezänk. Ich will den Jungen. Ist er hier?« Ich nahm den Stock von meiner Schulter und zog so ruckartig daran, dass Bysen ihn losließ. »Es gibt einfachere Methoden, meine Aufmerksamkeit und Gesprächsbereitschaft zu erlangen, Mr. Bysen.«
    Er starrte mich erbost an. »Ich habe Ihnen eine Frage gestellt und erwarte eine Antwort.«
    »Oh, Bill, lass das doch!« Mrs. Bysen hatte den Caddy umrundet und trat zu uns. »Wir kennen uns noch nicht, aber William sagte mir, Sie seien die Detektivin, die er beauftragt hat, unseren Billy zu finden. Wissen Sie, wo er ist? Wohnt hier dieses mexikanische Mädchen? Jacqui meint, die wüsste etwas, deshalb hat sie einen unserer Leute gebeten, Name und Adresse des Mädchens herauszufinden.«
    »Ich bin V. I. Warshawski, Mrs. Bysen. Es tut mir leid, aber ich weiß nicht, wo Billy ist. Hier wohnt die Familie Dorrado. Eine der Töchter ist in meiner Basketball-Mannschaft. Sie befinden sich in einer Notlage, weil die Fabrik, in der die Mutter arbeitete, letzte Woche einem Brand zum Opfer fiel und die Frau fünf Kinder zu versorgen hat. Die Familie hat andere Sorgen als Billy, fürchte ich.«
    »Billy hat keinen gesunden Menschenverstand«, knurrte Bysen. »Wenn die ihm eine Rührgeschichte auftischen, fällt er darauf herein.«
    »Billy ist ein guter Junge«, sagte seine Frau strafend. »Wenn er Menschen in Not hilft, ist er ein guter Christ, und ich bin stolz auf ihn.«
    »Ach, Schluss jetzt mit diesem Unfug. Ich werde selbst zu diesem Mädchen gehen. Wenn man ihn loskaufen muss, nun... «
    »Wir lassen uns nicht erpressen von Schmarotzern«, fiel Mr. William seinem Vater ins Wort. »Billy muss ein paar Dinge lernen fürs Leben. Wenn er sie auf die harte Art lernt, vergisst er sie nicht so schnell.«
    »Ein löbliches Erziehungskonzept«, sagte ich beifällig. »Kein Wunder, dass beide Kinder von zu Hause abgehauen sind.«
    Jacqui ließ wieder ihr klirrendes Lachen ertönen, entzückt ob der Boshaftigkeit. Buffalo Bill entriss mir den Stock und stapfte über den Weg mit den zerbrochenen Platten zur Haustür. Seine Frau drückte mir rasch die Hand, dann folgte sie ihm. Mr. William nahm wieder ihren Arm. Der Chauffeur öffnete ihnen die Tür und lehnte sich dann an die Wand, um eine zu rauchen.
    Ich ließ mich auf der mittleren Bank in der Limousine nieder, hinter Jacqui. »Sie haben also Patrick Grobian im Lagerhaus gesagt, er soll die Dorrados suchen? Woher kennt er Sie?«
    »Nicht, dass es Sie etwas anginge, aber Sie sollten wissen, dass jeder, der es im Unternehmen der Bysens zu etwas bringen will, darauf achten muss, was dem alten Büffel wichtig ist. Pat hat im September beobachtet, wie Billy mit diesem Mädchen eine Cola trank, und wusste, dass der Alte das bestimmt wissen wollte. Er hat sich darum bemüht rauszukriegen, wer sie ist. Natürlich weiß er da auch, wo sie wohnt.«
    »Aber allzu weit kommt man ja nicht, wenn man nicht zur Familie gehört«, entgegnete ich.
    »Man muss in einem so großen Unternehmen nicht im Vorstand sein, um Macht zu haben und viel Geld zu verdienen. Pat weiß das, und er ist ehrgeizig. Wenn er ein Bysen wäre, würde er das Rudel anführen. Aber wenn der Alte mal weg ist, wird er auch so eine gute Position in der Firmenzentrale bekommen.«
    »Wenn du was zu melden hast«, meldete sich ihr Gatte vom Rücksitz. »Aber so wird's nicht sein, meine liebe Jacqueline. William wird die Leitung übernehmen, und der kann dich nicht leiden.«
    »Wir sind hier nicht im Mittelalter in England«, erwiderte Jacqui. »Nur weil Willie der Älteste ist, bekommt er noch lange nicht den Thron, obwohl er Ähnlichkeit hat mit dem armen Prinz Charles, nicht wahr, der darauf wartet, dass seine Mam endlich stirbt, wobei Willie hier ja darauf wartet, dass Paps stirbt.

Weitere Kostenlose Bücher