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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Basketball spielen - sie hat etwas mit dem Herzen, und das Training für einen Mannschaftssport ist zu anstrengend für sie. Aber sie wird wieder zur Schule gehen können, und äußerlich merkt man es ihr nicht an. Wo stecken Josie und Sancia?«
    »Josie war heute nicht in der Schule«, berichtete Laetisha. »Wir haben gedacht, sie hat sich vielleicht das eingefangen, was April hat, weil die beiden doch immer zusammenstecken.«
    »Was April hat, kann man sich nicht >einfangen<, es ist eine Geburtskrankheit, mit der man auf die Welt kommt.« Ich holte meine Trainertafel heraus und zeichnete ein Diagramm, um zu erklären, wie man eine Viruserkrankung wie Windpocken oder AIDS bekommt, im Gegensatz zu einer angeborenen Erkrankung.
    »Also könnte eine von uns das auch haben, ohne es zu wissen«, meldete sich Delia zu Wort, eines der ruhigeren Mädchen, das sich nie sonderlich anstrengte. »Du ganz bestimmt nicht«, versetzte Celine. »Du bist so langsam, dass man glauben könnte, du hast gar kein Herz.«
    Ich ließ die Attacke ohne Ermahnung durchgehen; sie sollten das Gefühl haben, dass Normalität einkehrte, auch wenn Mobbing dazugehörte. Ich ließ sie eine Runde Dehnungsübungen machen und ging dann gleich zum Scrimmage über, vier gegen fünf, wobei ich die schwächsten Spielerinnen der kleineren Gruppe zuordnete. Der schloss ich mich als Spielmacherin an, machte meiner Mannschaft Druck, gab Tempo und Spielzüge vor, rief ab und an dem gegnerischen Team einen Rat zu, nahm aber vor allem den Zweikampf mit Celine auf. Nach kurzer Zeit vergaßen alle, sogar Delia, dass ihr Herz stillstehen könnte, und legten los. Ich beförderte angeberisch den Ball zwischen den Beinen durch zu jemandem in der Ecke, sprang hoch, um Bälle zu blocken, rückte Celine ständig auf die Pelle, und die Mädchen lachten und johlten und rannten schneller, als ich sie je erlebt hatte. Celine gab ihr Bestes, täuschte an und schoss so präzise, als sei sie Tamika Williams. Als ich um vier abpfiff, wollten drei der Mädchen unbedingt noch bleiben, um Freiwürfe zu üben. Ich räumte ihnen grade noch zehn Minuten ein, als eines kreischte: »Uuh, Coach, Ihr Rücken, Celine, was hast du mit ihr gemacht?« Ich berührte meinen Rücken und spürte etwas Wärmeres als Schweiß: Die Wunde war aufgeplatzt. »Keine Panik«, sagte ich. »Das ist eine alte Verletzung, die ich mir letzte Woche bei der Fabrik zugezogen habe, Fly the Flag, wisst ihr, als sie abbrannte. Ihr wart spitze heute. Ich muss jetzt los und das hier wieder zusammenflicken lassen, aber am Donnerstag nach dem Training lade ich alle, die heute gespielt haben, zum Pizza-Essen ein.«
    Als sie geduscht waren und ich alles abgeschlossen hatte, fuhr ich zu Lottys Klinik und fühlte mich großartig dabei; mit einem so tollen Gefühl verließ ich meine Highschool zum ersten Mal seit... vielleicht überhaupt zum ersten Mal. Oder seit meine Mannschaft vor vielen Jahren die Landesmeisterschaft gewonnen hatte, aber damals lag meine Mutter im Sterben. Ich hatte mich mit Sylvia und den anderen betrunken, um nicht an Gabriella denken zu müssen, die, verkabelt und verdrahtet, einer Fliege in einem Spinnennetz gleich, im Krankenhaus lag.
    Uber dieser Erinnerung verflog meine gute Stimmung. In Lottys Klinik meldete ich mich ernüchtert bei Mrs. Coltrain, ihrer Praxishelferin. Im Warteraum saßen an die zwölf Leute; es würde mindestens eine Stunde dauern. Als ich mich abwandte und Mrs. Coltrain meinen blutigen Rücken sah, schickte sie mich als Erste rein. Lotty war im Krankenhaus, aber ihre Assistentin Lucy, eine erfahrene Schwester, nähte die Wunde wieder zu.
    »Sie sollten mit dieser Naht nicht herumspringen, V. I.«, sagte sie mindestens so streng wie Lotty. »Die Wunde braucht Zeit zum Verheilen. Sie stinken nach Schweiß, aber Sie dürfen den Verband nicht wieder unter der Dusche nass machen. Sie müssen sich mit dem Schwamm waschen. Und die Haare im Küchenbecken. Haben wir uns verstanden?« »Ja, Ma'am«, sagte ich kleinlaut.
    Zu Hause machte ich einen kurzen Spaziergang mit den Hunden und bereitete dann nach Lucys Anweisungen meine Säuberung vor. Was bedeutete, dass ich zuerst das Geschirr spülen musste, das sich im Becken türmte. Ich hatte noch nicht mal die venezianischen Weingläser von meiner Mutter abgewaschen, die ich letzte Woche Morrell zu Ehren herausgeholt hatte. Meine Nachlässigkeit bestürzte mich: Meine Mutter hatte sie aus Italien mitgebracht, als einziges Erinnerungsstück

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