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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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viele Sachen, ich kenne nicht alle Bestände. Und Josie habe ich erst diesen Sommer kennen gelernt, als meine Kirche diesen Austausch gemacht hat. Wo haben Sie das gefunden? Ich hoffe, Sie wollen damit nicht sagen, dass wir schmutzige Sachen verkaufen.«
    Da er immer so ernst war, dauerte es einen Moment, bis ich kapiert hatte, dass er versuchte, einen Witz zu machen. Das Nummernschild und jetzt ein kleiner Scherz: Vielleicht hatte der Junge Seiten, die ich bislang übersehen hatte. Ich lächelte pflichtschuldig und erklärte, wo ich auf die Seifenschale gestoßen war. Billy zog eine Schulter hoch. »Vielleicht hat sie jemand dort fallen lassen. Bei diesen alten Gebäuden liegt immer viel Müll herum.«
    »Wäre möglich«, sagte ich. »Aber die Stelle, an der das Ding lag, lässt den Rückschluss zu, dass es bei der Explosion aus dem Fenster geschleudert wurde. Ich glaube, dass es sich in der Fabrik befunden hat.«
    Er drehte die Schale in der Plastiktüte hin und her. »Vielleicht wollte jemand es als Verzierung für seine Fahnenstange. Oder es war ein Glücksbringer von einer der Arbeiterinnen. Ich seh so was hier ständig, die ulkigsten Sachen als Glücksbringer.« »Nimm mir nicht den Wind aus den Segeln«, sagte ich. »Das ist mein einziger Hinweis, den muss ich schwungvoll verfolgen.«
    »Und dann? Wenn das Ding Sie nun zu irgendeinem armen Menschen führt, der ohnehin schon sein Leben lang von der Polizei geplagt wird?« Ich verengte die Augen. »Weißt du, wer das in die Fabrik gebracht hat, oder weshalb sagst du das?«
    »Nein, aber Sie verhalten sich, als handle es sich um ein Spiel, wie in Crossing Jordan oder so. Und die Menschen hier... «
    »Hör mir bloß auf mit >die Menschen hier<«, fauchte ich. »Ich bin hier aufgewachsen. Für dichist das vielleicht ein Spiel, unter den Armen zu leben, aber für Leute wie mich, die keinen Cent ausgeben, für den sie nicht hart gearbeitet haben, ist das hier keine romantische Gegend. Verzweiflung und Armut treiben Menschen zu niedrigen, hässlichen, widerwärtigen und sogar grausamen Taten. Frank Zamar ist bei diesem Brand ums Leben gekommen. Wenn jemand diesen Brand gelegt hat, wäre es mir recht, wenn ich der Polizei helfen könnte, ihn zu verhaften. Oder sie.« Seine Miene verhärtete sich wieder. »Nun, reiche Leute tun auch gemeine, hässliche und grausame Dinge. Das alles ist für mich kein Spiel. Ich habe nie zuvor etwas Ernsteres erlebt. Und wenn Sie meinem Großvater sagen, wo Sie mich gesehen haben, dann wäre das - gemein und grausam. Und hässlich.«
    »Entspann dich, Galahad, ich verpfeif dich nicht. Aber er hat dich heute Morgen in der Kirche gefunden. Und dich hier aufzuspüren, ist auch nicht schwer.« Er nickte, wieder der ernsthafte, wohlerzogene Junge, nachdem sein Zorn verflogen war. »Sie geben mir gute Ratschläge, Ms. War-sha-sky, das weiß ich zu schätzen. Und wenn man mein Auto so leicht verfolgen kann, wie Sie sagen, sollte ich mich wohl nicht länger hier aufhalten.«
    Er blickte einen Moment traurig auf das schäbige Haus, dann stieg er in seinen kleinen Sportwagen und brauste davon. Ich schaute an der Fassade hoch und fragte mich, ob Julia wohl nach Romeo Ausschau gehalten hatte. Einen Moment lang war ich versucht, noch mal reinzugehen und ihr zu versichern: Er wollte zu dir, doch einer der Capulets hat ihn abgefangen. Was eine blöde Idee war - aus diesem Mix aus Roses finanzieller Notlage, der Bysen-Familie, Pastor Andres und den sprudelnden jungen Hormonen sollte ich mich lieber raushalten.
    Ich ging zu meinem Wagen rüber, als der jachtartige Cadillac auf die Escanaba einbog. Der Fahrer machte eine elegante Kehrtwendung und hielt vor dem Haus der Dorrados. Dem jungen Montague war im letzten Augenblick die Flucht gelungen. Der Chauffeur setzte seine Mütze auf und öffnete die mittlere Tür, um Mr. Bysen beim Aussteigen behilflich zu sein. Mr. Wiliam, der ganz hinten gesessen hatte, kam heraus und half seiner Mutter.
    Ich ging wieder zurück und näherte mich der Jacht. »Hi, Mr. Bysen. War ein toller Gottesdienst, oder? Pastor Andres ist ein begnadeter Priester.«
    Buffalo Bill stützte seinen Stock auf den Boden und rappelte sich hoch. Als er aufrecht stand, stieß er heftig die Luft aus. »Was haben Sie hier zu suchen?«
    Ich lächelte. »Sonntags nach der Kirche ist doch die Zeit, in der man Besuche macht.
    Haben Sie das nicht auch vor?«
    Aus dem Caddy war ein hohes, maliziöses Lachen zu vernehmen. Ich spähte hinein und

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