Feuereifer
Manchmal wundert es mich, dass er nicht... «
»Jacqui«, sagte Gary warnend. »Nichtjeder versteht deine Art von Humor. Wenn du weiterhin die Arbeit machst, die du jetzt machst, musst du lernen, mit William auszukommen. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
Jacqui wandte sich um und klapperte mit ihren unfassbar langen Wimpern. »Schätzelein, ich tue doch alles, um William behilflich zu sein. Al-les. Frag ihn doch nur, wie viel er mir zur Zeit verdankt, und du wirst dich wundern über seine andere Haltung. Er hat endlich gemerkt, wie unglaublich nützlich ich sein kann.« »Schon möglich«, murmelte Gary. »Schon möglich.«
Ich blickte zum Haus hinüber und dachte, dass ich besser nach oben gehen sollte, um Rose zur Seite zu stehen. Sie verfügte nicht über genügend Kraft, um es alleine mit den Bysens aufzunehmen. Doch bevor ich an der Tür war, trat das Trio wieder in Erscheinung.
»Wussten sie etwas über Billy?«, fragte ich Mrs. Bysen.
Sie schüttelte unglücklich den Kopf. »Ich bin mir nicht sicher. Ich habe an das Gefühl dieser Frau als Mutter und Großmutter appelliert - ich habe ja gesehen, wie sehr sie die Kinder liebt und wie hart sie arbeitet, um ihnen ein anständiges Leben zu ermöglichen -, aber sie sagt, sie hat ihn nur in der Kirche gesehen, und die Mädchen behaupten dasselbe. Meinen Sie, sie sagen die Wahrheit?«
»Solche Leute können Lügen und die Wahrheit nicht unterscheiden, Mutter«, sagte Mr. William. »Da sieht man mal wieder, wo Billy seine Leichtgläubigkeit herhat.« »So sprichst du nicht mit deiner Mutter, solange ich noch atme, Willie«, schaltete sich der alte Bysen ein. »Wenn Billy die Milde von deiner Mutter geerbt hat, ist das nichts Schlechtes. Ihr anderen seid doch nur Hyänen, die darauf warten, dass ich endlich sterbe, damit ihr das Unternehmen verschlingen könnt, das ich aufgebaut habe.« Er starrte mich finster an. »Wenn ich dahinterkomme, dass Sie wissen, wo der Junge steckt, und es mir nicht sagen... «
»Ich weiß«, versetzte ich müde. »Bröseln Sie mich in Ihre Suppe wie ein altes Brötchen.«
Ich stapfte über die Straße, wendete meinen Wagen und fuhr nach Hause.
24
Noch ein verschwundenes Kind
Am nächsten Morgen fuhr ich zeitig in mein Büro, verstaute die Froschschale in einem Karton und schickte sie per Boten an Cheviot, das kriminaltechnische Labor, mit dem ich gerne arbeite. Sanford Rieff, dem Mitarbeiter, mit dem ich immer zu tun habe, schrieb ich, dass ich einen vollständigen Bericht von der Seifenschale brauchte, weil ich nicht wusste, wonach ich Ausschau hielt - also Hersteller, Fingerabdrücke, chemische Rückstände, was auch immer. Als er mich anrief, um sich zu erkundigen, wie eilig es war, zögerte ich und bedachte meine Monatseinkünfte. Keiner zahlte mir etwas dafür; ich wusste nicht mal, ob die Seifenschale etwas mit dem Brand zu tun hatte. Es verhielt sich so, wie ich Billy gestern gesagt hatte - das Ding war mein einziger Anhaltspunkt, deshalb war ich so begeistert davon. »Nicht eilig - kann ich mir nicht leisten.«
Den Rest des Vormittags verbrachte ich mit Arbeit für Leute, die meine Nachforschungen bezahlten, aber etwas Zeit zweigte ich noch ab, um mir Informationen über die Bysens zu besorgen. Ich wusste ja schon, dass es sich nicht um arme Leute handelte, aber als ich mir die Informationen in der kriminalistischen Datenbank ansah, staunte ich nicht schlecht. Ich verfügte insgesamt über nicht genug Finger und Zehen, um die Nullen in ihrem Vermögen zu zählen. Ein Großteil war natürlich in diversen Trusts angelegt. Es gab ferner eine Stiftung, die ein breites Spektrum an evangelikalen Projekten unterstützte, großzügige Spenden an Anti-Abtreibungsgruppen und evangelikale Missionsstationen verteilte, aber auch Büchereien und Museen förderte.
Drei von Buffalo Bills Söhnen und eine der Töchter wohnten auf dem von Mauern umgebenen Anwesen in Barrington Hills, in eigenen Häusern, aber dennoch in der Enklave des Patriarchen. Die zweite Tochter lebte mit ihrem Mann in Santiago; er war für die Geschäfte in Südamerika zuständig. Der vierte Sohn war von Singapur aus für Asien im Einsatz. Keines der Kinder hatte Papa den Rücken gekehrt. Das schien mir bezeichnend, obwohl ich nicht genau wusste, wofür. Gary und Jacqui hatten keine eigenen Kinder, dafür hatten die anderen zusammen sechzehn an der Zahl hervorgebracht. Die Verteilung des Vermögens verwies auf die traditionellen Werte der Bysen-Familie: Soweit ich
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