Feuereifer
Kinder, die nur herumhängen, Drogen nehmen und schwanger werden, schicken sie fort, da soll er doch froh sein, dass Billy wieder ins Lagerhaus ging.«
»Ja, Ma'am«, erwiderte ich. »In seinem Herzen ist er bestimmt entzückt, verbirgt es jedoch vor Ihnen.«
Ironie war keine gute Idee; jetzt dachte sie, ich hätte ihr mitteilen wollen, dass William Billy verbarg. Ich unterbrach ihre Fragen und erkundigte mich nach der Telefonnummer von Billys Schwester.
»Candace ist in Korea. Sie arbeitet in einer Mission, und wir sind stolz, dass sie ihr Leben geändert hat.« Annie Lisa sprach diese Zeilen mit der Lebhaftigkeit einer unerfahrenen Nachrichtensprecherin, die vom Teleprompter abliest.
»Das ist schön. Aber können Sie mir bitte ihre Telefonnummer geben, für den Fall, dass Billy mit seiner Schwester über seine Pläne gesprochen hat?«
»Das würde er nicht tun; er weiß, dass William dann sehr wütend sein würde.«
»Und ihre E-Mail-Adresse?«
Die kannte sie nicht oder wollte sie nicht rausrücken. Ich machte ihr so viel Druck wie möglich, ohne sie zu vergraulen, aber sie wurde nicht weich: Candace war nicht zugänglich, bis sie ihre Strafe abgedient hatte. »Meinen Sie, dass Billy sich vielleicht an seine Tanten oder Onkel gewandt hat?« Ich versuchte, mir vorzustellen, wie er sich der katzenhaft lächelnden Tante Jacqui anvertraute.
»Niemand versteht Billy so gut wie ich. Er ist sehr sensibel, wie ich - er ist nicht wie die Bysens. Von denen hat ihn keiner jemals richtig verstanden.«
Mehr war aus ihr nicht herauszukriegen. Mr. Contreras, der sich noch einen Parka und eine Rohrzange aus seiner Wohnung geholt hatte, wartete mit Mitch am Fuß der Treppe. Als wir aufbrachen, hörten wir Peppy traurig hinter der Tür winseln. Im Haus der Dorrados ging es so lebhaft zu wie in wohl allen großen Wohnhäusern in den Städten. Als wir die drei Treppen hochstiegen, hörten wir schreiende Babys, Stereoanlagen, die so laut dröhnten, dass die Geländer vibrierten, Leute, die in einer Vielzahl von Sprachen durcheinanderredeten und -schrien, sogar die Lustlaute eines Paars. Mitchs Nackenhaare waren gesträubt, und Mr. Contreras hielt seine Leine mit festem Griff.
Ich fühlte mich ein bisschen dämlich, hier mit einem alten Mann, einem Hund und einer Knarre anzurücken, auch wenn letztere unsichtbar in meiner Weste steckte. Der Hund und der Mann dagegen waren für jedermann offensichtlich. Rose jedenfalls brachten die beiden ziemlich aus der Fassung.
»Ein Hund? Kein Hund, er frisst doch das Baby. Wer ist das? Ihr Vater? Was tun die beiden hier?«
Hinter ihr hörte ich Maria Ines brüllen. »Ich binde den Hund hier draußen im Flur an. Wir dachten, er könnte uns helfen, Josie aufzuspüren, wenn wir in etwa wissen, wo wir nach ihr suchen sollen.«
Ich stellte Mr. Contreras vor, jedoch ohne unsere Beziehung zu erläutern, die so kompliziert war, dass ich dazu mehr als einen Satz gebraucht hätte. Mein Nachbar verblüffte mich, indem er an Rose vorbei zu Maria Ines ging und die Kleine auf den Arm nahm. Vielleicht lag es an seiner leisen, sonoren Stimme oder einfach nur an der Ruhe, die er ausstrahlte - Rose stand so unter Strom, dass sie die ganze South Side und Indiana hätte erleuchten können -, die Kleine jedenfalls beruhigte sich sofort, lehnte den Kopf an sein Flanellhemd und blinzelte schläfrig. Ich wusste, dass Mr. Contreras Vater einer Tochter war und nun auch zwei Enkel hatte, aber ich hatte ihn noch nie im Umgang mit kleinen Kindern erlebt.
Die Couch, auf der Julia sonst fernsah, war ausgezogen und in Roses Schlafstatt verwandelt worden. Im Esszimmer nebenan lagen Betto und Sammy unter dem Tisch auf ihren Luftmatratzen. Sie rührten sich nicht, aber das Licht der Wohnzimmerlampe glitzerte in ihren Augen - sie waren hellwach und beobachteten das Geschehen. Rose tigerte in dem engen Raum zwischen Bett und Tür auf und ab, rang die Hände und gab unzusammenhängende und widersprüchliche Anklagen von sich. Ich nahm sie am Arm und zog sie auf das Bett. »Setzen Sie sich und versuchen Sie, ruhig zu denken. Wann haben Sie Josie zum letzten Mal gesehen?« »Heute Morgen. Sie zieht sich an, um zur Schule zu gehen, und ich gehe zum Büro des Stadtrats, der ist ein anständiger Mann, und ich denke, er weiß vielleicht von einem Job, bei dem man besser bezahlt wird als bei By-Smart, und ich war an zwei Stellen, aber die stellen nicht ein, und ich bin wieder hergekommen, um für Betto und Sammy Essen zu machen,
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