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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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aber Josie isst in der Schule, und so war's, seither hab ich sie nicht mehr gesehen, seit heute Morgen.«
    »Haben Sie sich gestritten? Wegen Billy vielleicht?«
    »Ich war sehr böse, dass sie diesen Jungen hier hereingelassen hat. Bei jedem Jungen wäre ich böse, aber dieser Junge, mit dieser furchtbar reichen Familie, was denkt sie sich nur? Die könnten uns schaden. Jeder weiß doch, die wollen nicht, dass ihr Sohn sich mit einem mexikanischen Mädchen trifft, alle wissen, dass sie in der Kirche angerufen und Pastor Andres gedroht haben.«
    Rose sprang wieder auf, worauf Maria Ines zu wimmern begann und Mr. Contreras nach der Flasche der Kleinen fragte.
    Rose hob die Flasche vom Boden auf, reichte sie Mr. Contreras und redete weiter: »Ich sagte, wie hab ich sie wohl erzogen, wie kann sie nur einen Jungen über Nacht in ihr Zimmer lassen? Will sie ein Kind, wie Julia? Ihr Leben ruinieren für einen Jungen, einen reichen Jungen noch dazu, der sich um nichts kümmern braucht? Er sagt, er ist Christ, aber beim ersten Problem suchen die das Weite, diese reichen Anglo-Jungs. Sie soll studieren, das hab ich ihr gesagt, will sie auch, mit April. Dann muss sie nicht leben wie ich, rumlaufen, um Arbeit betteln und nichts kriegen.«
    »Hat sie irgendetwas erwidert, dass sie weglaufen würde oder so?« Rose schüttelte den Kopf. »Das alles haben wir geredet, nachdem die Familie von dem Jungen hier war. Sie haben sie beschuldigt und beschimpft, und Gott vergebe mir, wir haben alle gelogen, haben alle gesagt, nein, Billy ist nicht hier gewesen. Der Großvater, der war wie die Polizei, hat nicht zugehört, hat mir nichts geglaubt, der ist wirklich ins Schlafzimmer gegangen und ins Badezimmer und hat geschaut, ob er was von Billy findet. Er sagt, wenn Billy hierherkommt und ich ihn verstecke, lässt er mich ausweisen. Versuchen Sie's erst gar nicht, hab ich ihm gesagt, ich bin nämlich US-Bürgerin, genau wie Sie, ich gehöre in dieses Land, genau wie Sie. Und der Sohn, Billys Vater, der ist noch schlimmer, der hat in meinen Büchern nachgeschaut und in den Büchern von den Kindern, als hätten wir Geld gestohlen oder so - er hat meine Bibel geschüttelt, und alle Lesezeichen sind rausgefallen, aber Dios, als die weg waren, da hatten wir einen schlimmen Streit, Josie und ich. Wie sie uns alle in solche Gefahr bringen kann, nur wegen so einem Jungen. Die sind wie Autobusse, sage ich ihr, da kommt immer wieder ein anderer, mach dein Leben nicht kaputt wie Julia hier. Sie widerspricht und schreit und weint, aber sie sagt nicht, dass sie weglaufen will. Dann am Nachmittag taucht dieser Junge, dieser Billy, auf mit einem Karton voller Essen, und Josie benimmt sich, als sei er der Erzengel Michael, aber dann geht er wieder, ohne sie, und sie sitzt den ganzen Tag vor dem Fernseher wie Julia und schaut Telenovelas.«
    Ich rieb mir die Stirn und bemühte mich, die Flut von Informationen zu verarbeiten. »Und Julia? Was hat die gesagt?«
    »Sie sagt, sie weiß nichts. Diese beiden, die streiten jetzt immer von früh bis spät, nicht wie früher, vor Maria Ines, damals waren sie sich so nah, dass man glaubt, sie wären eins. Wenn Josie ein Geheimnis hat, dann sagt sie Julia nichts davon.« »Ich würde sie gerne selbst fragen.«
    Rose legte halbherzig Widerspruch ein: Julia schlafe doch schon, und sie sei zu wütend auf Josie, um etwas zu wissen.
    Mr. Contreras tätschelte ihr die Hand. »Victoria hier sagt schon nichts, was Ihr Mädchen aufregt. Sie kann gut mit jungen Leuten umgehen. Setzen Sie sich doch ruhig hin und erzählen Sie mir was über die entzückende junge Dame hier. Sie ist Ihre Enkelin, wie? Und die schönen Augen hat sie von Ihnen, nicht wahr?« Seine beruhigende Stimme im Ohr, arbeitete ich mich durch das vollgestellte Esszimmer zum Schlafzimmer der Mädchen durch. Ich spürte ein unangenehmes Kribbeln im Nacken, weil ich wusste, dass die beiden Jungen unter dem Tisch mich beobachteten.
    Das Zimmer ging zu einem Luftschacht hinaus, und durch die dünnen Vorhänge drang Licht aus den umliegenden Wohnungen. Als ich mich unter der Wäscheleine voller Kleider hindurch duckte, sah ich Julia auf dem Bett liegen. Ihre langen Wimpern ruhten auf ihren Wangen, aber ihre Augen waren zu fest geschlossen, sie stellte sich nur schlafend. Ich setzte mich auf die Bettkante, in dem kleinen Raum war kein Platz für einen Stuhl.
    Julia atmete schnell und flach, versuchte, mich weiter zu täuschen.
    »Du bist wütend auf Josie, seit Maria

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