Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerflügel: Roman (German Edition)

Feuerflügel: Roman (German Edition)

Titel: Feuerflügel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
Vom Netzwerk:
war aus dem Himmel gekommen, er würde in den Himmel zurückkehren. Es war unvernünftig, aber sein Instinkt hatte die Herrschaft übernommen, und sein Körper sagte ihm, er müsse hoch nach oben fliegen.
    Aber das war schwieriger, als er gedacht hatte. Als er sich über den Wald erhob, wollte ihn die Luft nicht tragen. Heftig schlug er mit den Flügeln, aber es war, als wäre nichts unter ihnen, nichts, wogegen sie drücken konnten. Und wie schwer er sich anfühlte! Schweißperlen standen ihm in den Augenbrauen, juckten in seinem Fell.
    Er erinnerte sich an die gewaltige Anziehung, die ihn zur Erde gezerrt hatte. Diese Welt, was immer sie war, war gierig. Sie wollte einen nicht fliegen lassen, wollte einen nicht entkommen lassen.
    Hoch über den Bäumen fliegend, konnte er sehen, wie groß der Wald in Wirklichkeit war, dass er in eine Art gewaltigen Krater eingebettet war. Darüber hinaus erstreckte sich nach allen Seiten Wüste.
    Ängstlich flatterten ihm Gedanken durch den Kopf: Luna, wie kalt sie war, tot, tot. Seine Schuld. Und nun war sie an diesem schrecklichen, schrecklichen Ort, und sie wusste noch nicht einmal, dass sie tot war. Keiner von ihnen wusste es. Sie dachten vielmehr, er sei das Gespenst.
    Weiter mit den Flügeln schlagen!
    Aber worauf hoffte er denn? Du fliegst in den Himmel, und was dann? Es gab den Himmel, dann die Sterne. Einfach Luft und noch mehr Luft und dann nichts! Man kann nicht die ganze Strecke bis zu den Sternen fliegen! Es war verrückt, aber wenn er nur hoch genug flog, vielleicht würde dann irgendetwas passieren und auf magische Weise wäre er dann wieder in dem Tunnel oder vielleicht sogar zurück im Baumhort und all dies wäre vorbei.
    Er wusste nicht, wie viel höher er noch fliegen konnte, indem er gegen den gewaltigen Sog der Schwerkraft ankämpfte und gegen seine eigene Erschöpfung. Aber die Sterne, erkannte er, wurden entschieden größer und heller und ...
    Er stieß beinahe mit ihnen zusammen.
    Er hatte nicht mit dem Echo-Sehen aufgepasst und mit einem entsetzten Ausruf bremste er, breitete die Flügel aus und wäre fast hintüber gekippt. Der Himmel war plötzlich zu Ende und über ihm erstreckte sich eine Kuppel aus massivem, schwarzem Fels. Was er für Sterne gehalten hatte, waren Ablagerungen von funkelndem Gestein, eingeschlossen in die Hülle des Himmels.
    Er krallte sich mit den Klauen fest und hing vor Erschöpfung keuchend nach unten. Sogar jetzt zerrte die hungrige Anziehung der Welt an seinen Kniegelenken, ließ ihn zusammenzucken. Er wusste, es war nur eine Frage der Zeit, bis er loslassen musste. Verzweifelt breitete er Klang über das Gestein aus. Also das war es, wodurch er gefallen war, und er hatte gedacht, er wäre in den Himmel hinausgespuckt worden. Hoffnung klopfte an seinen Schläfen.
    Wenn er das Loch fände, dann könnte er sich hineinheben und zentimeterweise zurück in die richtige Welt hinaufkriechen.
    Die Öffnung musste irgendwo hier in der Nähe sein. Mit dem Kopf nach unten kletterte er über den steinernen Himmel. Bei jedem Schritt ächzten seine Knie und Handgelenke vor Schmerz. Hätte er doch nur aufgepasst, als er zum ersten Mal durch das Loch geschossen kam, hätte er sich nur orientiert – aber er war so voller Angst gewesen und ohne jede Orientierung. War dies nicht ungefähr die richtige Stelle? Aber sein Klang-Bombardement malte ihm nur eine Wand aus massivem Licht in den Kopf. Nicht einmal einen Riss.
    Als er zurückblickte aus dem wolkenlosen Himmel, sah er, wie sich der große steinerne Planet langsam drehte. Mit einem Gefühl von Übelkeit im Herzen wurde ihm klar, dass, wie die Welt sich bewegte, auch der Himmel darüber es tat.
    Sein Spalt konnte sich überall in der Unendlichkeit dieses ganzen steinernen Himmels befinden. Trotzdem hielt er weiterhin Ausschau danach, schleppte sich Zentimeter um Zentimeter fort, versuchte, nicht zu weinen, damit nicht sein Sehen und sein Hören beeinträchtigt würden.
    Keiner weiß, wo du bist.
    Schau weiter!
    Du hast es niemandem gesagt.
    Vielleicht ist es nur ein Stückchen weiter da drüben. Keiner wird nach dir suchen.
    „Hilfe!“, rief er. Er hoffte, dass vielleicht ein bisschen von seiner Stimme zurück nach zu Hause widerhallen würde. Die Worte wurden ihm instinktiv aus dem Bauch gezerrt. „Mami! Hilf mir, bitte!“
    Er drückte das Gesicht an den Stein des Himmels und merkte, dass er einen Geruch hatte. Den kalten, sandigen Duft von Fels. Was normalerweise ohne jeden Reiz für

Weitere Kostenlose Bücher