Feuerflügel: Roman (German Edition)
Baumeister, unmittelbar Cama Zotz unterstellt. Dies geschieht alles auf seinen Befehl.“
„Ich habe nichts verbrochen!“
„Tatsächlich?“ Phönix lachte.
Goth schnappte nach ihrer Kehle. Aber das Weibchen wich mit Leichtigkeit aus und schlug ihm mit dem rechten Flügel ins Gesicht, sodass er sich an seiner Ranke drehte. Er funkelte sie an, wütend, dass dieses Geschöpf ihn geschlagen hatte, und noch mehr von seiner eigenen Hilflosigkeit angewidert. Er peitschte gegen seine Fesseln, zog dadurch aber nur die Ranke um seine Knöchel fester zu.
„Ich will dir einen guten Rat geben“, sagte Phönix. „Ruhe dich aus, solange du kannst. Deine Schicht beginnt bald.“
Sie zog sich mit ihren drei Vampyrum-Wachen zurück. Goth blickte sich um in dem Gewirr von Ranken und erkannte, dass all diese Fledermäuse wie er selbst gefangen waren, mit den Knöcheln an etwas gefesselt, was wie eine lange, leuchtende Ranke aussah.
Überrascht stellte er fest, dass die meisten keine Vampyrum waren, sondern andere Arten von Fledermäusen, die meisten deutlich kleiner als er mit Fell von unterschiedlicher Helligkeit und Dichte. Seine Verbitterung nahm zu. Warum war er mit diesen Sklaven und Schwächlingen zusammengekettet, mit Geschöpfen, von denen er sich ernährt hatte, als er noch lebte? Er sollte sich unter den Millionen von freien Vampyrum befinden, die er vorher gesehen hatte, die sich von der prächtigen Pyramide ergossen hatten und über Stadt und Dschungel hinstrichen. Offenbar hatten die Vampyrum, die hier gefesselt waren, in irgendeiner Form ebenfalls das Missfallen von Zotz erregt.
Er blickte sich um in dieser riesigen Ansammlung von Fledermäusen, die nur ihr Elend gemeinsam hatten. Ihre Flanken hoben und senkten sich, als müssten sie sich von einer großen Anstrengung erholen. Sie wirkten mehr als erschöpft, sie wirkten wie erschlagen.
„Was ist das für Arbeit?“, fragte er die Fledermaus mit den großen Ohren neben ihm.
Sie starrte ihn missmutig an. „Das wirst du noch früh genug erfahren.“
Goth bebte vor Zorn über diese Respektlosigkeit, sagte aber nichts. Er war zu müde und verwirrt. Mit Mühe bog er seinen Hals zu den Füßen und es gelang ihm, die Kiefer um die Ranke zu schließen, mit der er gebunden war. Er biss zu und seine Zähne summten vor Schmerz. Sie war härter als Stein.
„Nur die Wachen können die Ranken durchschneiden“, belehrte ihn die großohrige Fledermaus.
Goth knurrte, er erinnerte sich an die Zähne aus Obsidian, die die Wachen hatten.
Also, warum war er hier? Sicher war ein schrecklicher Fehler passiert. Aber wie konnte er da sicher sein? Er durchwühlte sein Gedächtnis, aber er sah nur ein Aufblitzen von Erinnerungen. Eine riesige Steinplatte mit einem Loch in der Mitte, die verdeckte Sonne, ein Opfer, das beginnen sollte, und dann ...
Der Rest wollte sich nicht wieder einstellen.
Er hing wie benommen in einer Art Zwischenwelt, starrte auf gewaltige Sterne. Sie schienen so nah, dass man sie fast berühren könnte. Während sie langsam oben vorbeidrifteten, bemerkte er am Himmel einen riesigen dunklen Kreis, in dem keine Sterne schienen. Er blinzelte. Es sah so aus, als ob eine Art Staub oder Geröll aus diesem Kreis rieselte und beim Herabfallen im Sternenlicht glänzte. Wie die Sterne bewegte sich auch dieser gewaltige Kreis aus Dunkelheit über den Himmel, und sein Weg würde ihn direkt über die Pyramide bringen.
„Losfliegen! Losfliegen! “, rief die Armee der Vampyrum-Wächter, und sofort rührten sich die tausende von Fledermäusen in Goths Umgebung. Er blickte hoch und sah, dass sich der Erste der Arbeiter in den Himmel erhob, knapp gefolgt vom zweiten, dem dritten und so weiter, alle durch diese endlose Ranke aneinander gekettet, und dass sie als riesige Kette himmelwärts flogen. Sie schienen direkt auf den großen dunklen Kreis im Himmel zuzusteuern. Und während Goth erstaunt hochstarrte, sah er eine zweite Kette von gefesselten Fledermäusen aus der Höhe herabkommen, als brächen sie direkt aus dieser gleichen Leere hervor.
Es gab einen scharfen Ruck an seinem Knöchel und nun wurde auch er himmelwärts gezerrt. Er breitete die Flügel aus, obwohl seine eigenen Flügelschläge fast unnötig schienen, denn die Kolonne bewegte sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit, und er wurde allein durch ihren Schwung vorwärts gerissen. Er war der Letzte in der Kette. Über ihnen wirbelten stämmige Vampyrum-Wachen hin und her und passten auf, dass keiner aus
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