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Feuerflügel: Roman (German Edition)

Feuerflügel: Roman (German Edition)

Titel: Feuerflügel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Sie war so vollkommen, dass er das Gefühl hatte, nicht mehr atmen zu können – gab es hier überhaupt Luft? Die einzige Wahrnehmung, die er hatte, war die zu schweben, irgendwie in Bewegung zu sein, ohne sich anzustrengen.
    Er zwang sich dazu, ruhig zu sein, bis er seine Glieder spürte, die Flügel und tief in seinem Inneren das schlagende Herz. Herzschlag bedeutete, am Leben zu sein. Ebenso die Schmerzen überall an den Schultern und auf der linken Seite. Mit ihnen kam die Erinnerung zurück. Irgendetwas musste ihn getroffen haben ... eine von diesen versteinerten Fledermäusen aus der Höhle. Sie musste ihn bewusstlos geschlagen haben, und jetzt kam er gerade wieder zu sich.
    In dem Tümpel.
    Er hustete in panischer Angst, schlug schweigend mit den Flügeln um sich, dann merkte er, dass er in keiner Weise nass war. Er war überhaupt nicht in Wasser getaucht. Er hielt inne, aber es war nicht ein Geräusch, was er hörte, es war eine Schwingung, ein unbestimmtes Schimmern aller seiner Körperteile. Es wurde stärker. Er zitterte. Die Strömung war nun offensichtlich, und es war sehr schwer, dagegen anzurudern. Er wurde irgendwo hingezogen, und er wollte das nicht. Er schlug mit den Flügeln, flog blind, versuchte, Höhe zu gewinnen. Kein Geräusch oder Licht, das ihn lenken konnte, nur ein schwacher Instinkt, wo oben war.
    Sein Kopf durchbrach die Oberfläche und er wurde fast geblendet vom Sternenlicht. Der dunkle Fluss war klebrig, wollte ihn nicht freigeben. Er heftete sich an ihn, als er zog, hielt ihn an Knöcheln und Schwanz fest. Aber plötzlich war er frei, schwebte über diesem merkwürdigen Fluss, der ...
    Nicht länger ein Fluss war.
    In einem Sekundenbruchteil war er über ein breites Kliff gekippt und stürzte nun in einen engen Abgrund hinab, umso schrecklicher, weil er im Fallen nicht das geringste Geräusch machte.
    Das hätte mir passieren können, dachte Schatten benommen. Nur noch ein paar Sekunden, mehr wäre nicht nötig gewesen.
    Dann dachte er: Greif. Er kreiste so dicht über dem Katarakt, wie er sich traute – er wollte nicht in seinen Sog gezogen werden. Nicht einmal das strahlende Sternenlicht konnte seine ganze Tiefe ausleuchten, und als Schatten Klang aussandte, kam kein Echo zurück.
    Sein ganzes Wesen verzagte bei dem Gedanken, tiefer hinabzufliegen. Da unten war ein Ort, von dem es keine Rettung gab. Lange Zeit kreiste er ohne Hoffnung, aber ohne seinen Blick von dem Katarakt losreißen zu können.
    Er hob die Augen zum steinernen Himmel. Sein Sternenkreis war noch da. Sein Heimweg. Jetzt wäre ziemlich sicher seine letzte Chance, ihn einzuschlagen, bevor er in der Nähe des Baumhorts blockiert wurde. Greif und Luna hatten sich vielleicht von dem Fluss frei gemacht. Er würde über ihn zurückfliegen und den Himmel nach ihren Echo-Signalen absuchen. Wenn er seinen Fluchtweg verpasste, würde er es mit dem BAUM versuchen. Er verfluchte sich, weil er Yorick nicht gezwungen hatte, ihm die Karte zu singen. Dämliche, zickige alte Fledermaus.
    Inständig hoffte er, dass Greif am Leben war und zum BAUM weiterfliegen und nicht zur Höhle zurückkehren würde. Sein Sohn war nicht tollkühn genug, um zurückzukehren, oder doch? Schatten wendete und flatterte flussaufwärts. Den Himmel suchte er nach dem Geräusch jedes geflügelten Wesens ab.
    Sein Sohn war am Leben, Schatten würde ihn finden.
    Goth schleppte sich aus der Finsternis heraus, er keuchte vor Wut.
    Wild sah er sich um, aber die Höhle war verschwunden ebenso wie die Fledermäuse. Unter ihm floss ein schwarzer, schweigender Fluss zwischen steilen Cañon-Wänden. Drum herum dehnte sich nach allen Seiten weitere unendliche Wüste. Er hatte keine Ahnung, wo er war, aber er wurde viel zu sehr von Wut verzehrt, als dass ihm das viel ausmachte.
    Er hatte schon seine Klauen in Schatten Silberflügel geschlagen, bis diese andere Fledermaus ihn weggestoßen hatte – ein Vampyrum, einer seiner eigenen Gattung! Er hätte inzwischen Schattens Leben haben sollen.
    Die Erde rumpelte bedrohlich und Zotz sprach.
    „Du solltest das Jungtier angreifen, nicht Schatten Silberflügel.“
    „Warum hast du mir nicht gesagt, dass er hier ist?“, fragte Goth. Er war unfähig, seinen Ärger zu verbergen.
    „Seine Anwesenheit hat nichts mit der Aufgabe zu tun, die ich dir übertragen habe.“
    „Nein, Herr, aber...“
    Staub stieg von der Wüste auf. „Aber was, Goth?“
    „Ich hatte nur gedacht, wenn ich vorher Schattens Leben nähme, wäre ich

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