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Feuerflügel: Roman (German Edition)

Feuerflügel: Roman (German Edition)

Titel: Feuerflügel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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fällen kannst, wenn du nicht alle Vielleichts kennst!“, erklärte ihr Greif aufgeregt. „Sonst ist es keine Entscheidung, sondern ein Raten!“
    „Okay, also fällst du eine Entscheidung!“
    Greif hatte das Gefühl, dass panische Angst seinen Verstand umwölkte und ihn erstickte.
    „Kann ich nicht“, keuchte er. „Ich kann nicht entscheiden. Ich fühle mich nicht gut, Luna.“
    „Ruh dich aus“, sagte sie, „hör auf, im Kreis zu fliegen.“
    „Will ich nicht“, krächzte er. „Ich habe Angst.“ „Wovor?“
    „Vor allem. Ich habe Angst, wenn ich aufhöre, mich zu bewegen, höre ich auf zu atmen. Ich habe Angst zu sterben ...“
    „Es ist okay, Greifchen“, sagte sie liebevoll. „Du wirst nicht sterben. Alles ist in Ordnung. He, schau her, Sterben ist schließlich nicht so schlimm. Schau mich an. Seh ich nicht fröhlich aus?“
    Er musste lachen und spürte, wie ein wenig von seiner Angst aus ihm wich.
    „Du bist die netteste Tote, die ich je getroffen habe“, sagte er.
    Luna schniefte. „Wie viele tote Fledermäuse kennst du denn?“
    „Du bist die netteste Fledermaus, die ich kenne, tot oder lebendig.“
    „Das klingt schon besser.“
    Greif kniff die Augen zusammen und versuchte, seine wirbelnden Gedanken zur Vernunft zu bringen. „All diese Geschichten über ihn – meinen Vater, meine ich. Wie er im Dschungel war nur mit ein paar Dutzend nördlichen Fledermäusen, und es gab Millionen von Kannibalen, und er hätte einfach nach Hause fliegen können, aber er ist geblieben und hat seinen Vater aus der Pyramide gerettet. Er hat das für seinen eigenen Vater getan.“
    „Er war älter als du“, wandte Luna ein.
    „Nicht viel. Ich möchte zu dem BAUM kommen und hinausgelangen, aber ich kann nicht einfach abhauen und ihn allein hier unten lassen. Er ist meinetwegen hier heruntergekommen – das ist alles meine Schuld.“ „Es ist nicht deine Schuld, dass du hier heruntergesogen worden bist“, sagte Luna. „Es war ein blöder Unfall.“
    „Wir müssen zurück, du hast Recht“, sagte er nach einem Augenblick. „Sonst wird er nicht wissen, was mit mir passiert ist. Er könnte die ganze Zeit damit verschwenden, nach mir zu suchen ...“
    Luna nickte.
    „Du musst nicht mitkommen“, sagte er schnell. „Ich habe nichts Besseres zu tun.“
    „Du solltest zum BAUM weiterfliegen.“
    „Nun, der BAUM verschwindet nicht. Und um ganz ehrlich zu sein, ich bin nicht so gern allein hier unten.“
    „Ich auch nicht.“ Greif grinste erleichtert.
    Aber das Herz war ihm schwer, als er sich von den riesigen Steinhörnern abwandte. Er war nicht einmal sicher, dass er das Richtige tat – aber wenigstens tat er irgendetwas.
    Mit Luna an den Flügelspitzen folgte er dem schrecklichen schwarzen Fluss aufwärts zurück zur Höhle. Sein Vater war noch am Leben; zu dieser Annahme zwang er sich. Irgendwie würde er den Vampyrum schon bezwungen haben und nun nach seinem Sohn suchen. Vielleicht war er gerade jetzt auf dem Weg zu ihm.
    Er merkte, dass er Mühe hatte, mit Luna mitzuhalten.
    „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte sie und wurde langsamer.
    „Nur müde.“
    Und hungrig. Vorher hatte er es manchmal vergessen können, aber jetzt war der Hunger ständig da, nagte an seinem Magen, schickte einen spinnwebförmigen, krampfähnlichen Schmerz über den Bauch und in die Brust. Er fühlte sich nervös, Druck auf beiden Schläfen verengte sein Blickfeld zu einem Tunnel. Seine Zunge war trocken und schwerfällig, wie etwas, was nicht in seinen Mund gehörte.
    Sie flogen weiter. Er konnte nichts anderes tun, als immer wieder die Flügel zu heben und in Bewegung zu bleiben. Unter ihnen floss schwarz der Fluss und warf das falsche Sternenlicht zurück.
    „Nein“, hörte er Luna neben ihm hauchen.
    Dann sah er es auch, ein Paar enorm langer Flügel in der Ferne, die eine riesige Fledermaus auf sie zu trugen.
    „Es ist dieser Vampyrum“, zischte sie.
    Greif starrte hin. Was hatte das zu bedeuten? Hatte dieses Vieh seinen Vater getötet?
    „Wir müssen von hier verschwinden, Greifchen“, sagte Luna. Sie suchte die Landschaft schon nach einem Fluchtweg ab.
    „Nein“, sagte er blinzelnd, „warte!“
    Dieses gewaltige Geschöpf war nicht allein. Neben ihm konnte er erst jetzt zwei weitere kleinere Fledermäuse erkennen. Und die große Fledermaus war fast allzu groß. Viel größer als ein Vampyrum. Diese musste eine Flügelspanne von fast anderthalb Metern haben.
    „Die da war mit meinem Vater

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