Feuerflügel: Roman (German Edition)
Körper zog. „Aber ich muss eine kleine Pause machen. Nur ein paar Minuten. Es tut mir wirklich Leid.“
Er vermied es, zu Yorick zu blicken, aber er hörte sein ungeduldiges Knurren.
Java wandte Greif ihre großen Augen zu. „Spring auf“, sagte sie. „So brauchen wir nicht anzuhalten.“
„Wirklich?“, fragte er und blickte sehnsüchtig auf ihren weichen, breiten Rücken. Da oben war mehr als genug Platz für ihn.
„Halt dich nur gut fest. Versuche bitte, mich nicht mit deinen Krallen zu zwicken.“
Sie glitt unter ihn und hielt ihre Flügel gerade nach außen. Für einen Moment segelte sie, während er an die richtige Stelle flatterte, bremste und ihr ungeschickt auf den Rücken fiel. Zwischen ihren Flügeln kam er auf allen vieren runter und klammerte sich an ihr langes Fell. Vorher hatte er die Kälte der Toten beunruhigend gefunden; nun wirkte die Kühle ihres Körpers besänftigend auf sein fiebriges Gesicht und seine Brust.
„Bin ich sehr schwer?“, fragte er.
„Überhaupt nicht. Ruhe dich nur aus, mein Kind.“ „Vielen Dank. Nur für eine Minute.“
Als er aufwachte, sah er, dass sich die Landschaft verändert hatte. Die sandige Wüstenebene war trockenen Hügeln gewichen und flachen Tälern. Es gab wenig Vegetation und kein Anzeichen von Fledermäusen. Er kräuselte die Nasenlöcher und versuchte, den Geruch zu identifizieren, der dort in der Luft hing. Etwas nicht Vertrautes, das aber unzweifelhaft aus der wirklichen Welt stammte. Es hatte eine Frische und Lebendigkeit, die ihn an den Wind erinnerten, mit einem salzigen Beigeschmack. Ein erwartungsvolles Pochen erfülle ihn. Trotzdem, er erwähnte es nicht für den Fall, dass es sich als der Rest eines Traums erweisen sollte.
„Wie lange habe ich geschlafen?“, fragte er Java.
„Nicht so lange“, antwortete sie. „Ehrlich gesagt, ich bemühe mich nicht mehr besonders, hier unten auf den Lauf der Zeit zu achten.“
Er kam sich verwöhnt vor und war ein wenig verlegen, dass er Java für sich hatte fliegen lassen, aber es war so wunderbar, sich auszuruhen, und er war noch nicht ganz bereit, sich wieder in die Luft zu schwingen.
„Fühlst du dich besser?“, rief Luna. Sie kam nahe heran, dann schoss sie wieder weg, um nicht von Javas mächtigen Schwingen getroffen zu werden.
„Wenn ihr miteinander reden wollt, springst du am besten auch auf“, sagte ihr die Flughündin. „Ich will dich nicht k. o. schlagen.“
Also kam Luna von hinten an und ließ sich neben Greif auf Javas Rücken fallen.
„Mir hat sie nie einen Lift angeboten“, grummelte Yorick. „Und es will zwar niemand wahrhaben, aber meine Flügel sind offensichtlich behindert.“
„Nicht jedoch dein Mund“, meinte Nemo. „Bedauerlicherweise.“
Greif musste kichern, als er und Luna sich zusammenkauerten. Zu jeder anderen Zeit und an jedem anderen Ort wäre das ein fantastischer Spaß gewesen, auf dem Rücken dieser großartigen Kreatur durch die Luft zu segeln. Nicht einmal jetzt konnte er das Schwindel erregende Vergnügen leugnen. Es fühlte sich so merkwürdig an zu fliegen, ohne etwas dafür zu tun.
„Wie geht es deinen Flügeln?“, fragte er Luna. „Schlechter“, antwortete sie. „Aber es geht.“
„Wie kannst du nur so tapfer sein?“
„Du hast auch Schmerzen“, erklärte sie. „Ich höre nicht, dass du dich beklagst.“
„Jaja, aber ich bin derjenige, der sich ausruhen muss. Hilft dir eine Ruhepause überhaupt nicht?“
„Ich glaube nicht, dass das etwas ausmacht. Im Übrigen: Yorick hat gesagt, dass es jetzt nicht mehr so weit ist. Wir müssen nur auf Kurs bleiben und wir kommen direkt zum BAUM. Glaubst du, er ist wie der Baumhort?“
Greif erinnerte sich an das Bild in seiner Klangkarte. „Er ist nicht wie normale Bäume“, sagte er. „Er ist einfach riesig.“ Er wollte ihr nicht sagen, dass er wie eine reine Flamme aussah; er wollte sie nicht an das letzte Feuer erinnern, das sie gesehen hatte.
„Aber wenn wir drinnen sind“, fragte Luna ruhig, „was passiert dann?“
„Ich weiß es nicht.“
„Vor allem du solltest eine Vorstellung davon haben!“, sagte Luna grinsend. „Ich habe nie jemanden gekannt, der mehr über das Sterben geredet hat als du.“
„Daran erinnerst du dich?“
„Jawohl“, sagte sie überrascht, „scheint so. Du hattest immer Angst vor allem.“
„Da hat sich nichts geändert, kann ich dir versichern.“
Zu Hause beim Baumhort hatte er sich dauernd Sorgen gemacht, er könnte verletzt oder
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