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Feuerflügel: Roman (German Edition)

Feuerflügel: Roman (German Edition)

Titel: Feuerflügel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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und zischte, bevor er aufgesogen wurde. Greif biss die Zähne zusammen, um sie am Klappern zu hindern. Hör auf zu bluten, sagte er sich.
    „Die Ältesten werden wissen, was zu tun ist“, murmelte er.
    „Was?“, fragte Luna.
    „Sie wissen, was man mit Blättern und Beeren und solchen Sachen tun kann“, erklärte Greif. Er fragte sich, warum Luna dauernd abwechselnd scharf und unscharf wirkte. Die leuchtenden Wände des Tals bewegten sich, beschleunigten an ihm vorbei mit enormer Geschwindigkeit. Gespenstisch.
    „Sie hätten dich auch retten sollen“, erklärte Greif Luna mit dicker Stimme. „Ich dachte, sie würden es tun. Ich denke, sie hatten nicht genug Beeren und Zeugs.“ „Greif?“ Luna sprach nachdrücklich mit ihm. „Geht’s dir gut?“
    „Jawohl“, sagte er. „Ich halte einfach still.“
    Dann wogte die Welt und zerknitterte.

–19–
Das Tal
    In die sich auftürmenden Felswände waren so viele Nischen und Vorsprünge gegraben, dass Greif zunächst glaubte, er wäre im Inneren eines Baums. Löcher ließen oben Streifen hellen Sternenlichts herein. Überall hingen Fledermäuse, unterhielten und putzten sich genauso wie im Baumhort bei Sonnenaufgang.
    Er lag auf allen vieren auf einem Bett glatter Steine. Allein den Kopf zu heben war anstrengend. Kälte schwappte durch seinen Körper. Dicht an ihn gedrängt beobachtete ihn Luna.
    „He“, sagte sie. „Du hast dir einen günstigen Ort ausgesucht, um in Ohnmacht zu fallen. Es hat sich herausgestellt, dass sich hier unten eine große Kolonie befindet. Sie machen einen sehr freundlichen Eindruck. Sie haben mir geholfen, dich in einen der Türme zu tragen. Haben sogar diese Steine für dich besorgt, damit du es bequemer hast. Ich glaube, sie sind ein bisschen erstaunt über dein Leuchten.“
    Greif sah, dass die meisten Fledermäuse – anscheinend aus allen verschiedenen Gattungen, die es unter dem Mond gab – ihn anstarrten und miteinander flüsterten.
    „Ich glaube, sie haben nach ihrem Ältesten geschickt“, meinte Luna.
    „Was ist mit Java?“
    Luna schüttelte nur den Kopf. „Sie werden nach uns suchen. Java würde ohne uns nicht weiterfliegen. Wie fühlst du dich?“
    „Schwach.“ Er hob einen Flügel und wurde sofort durch einen schneidenden Schmerz in Schulter und Brust bestraft. Die Wunde blutete noch, wenn auch nicht mehr so stark, und die Stelle drum herum war angeschwollen und sah verbrannt aus.
    „Du brauchst einfach noch etwas Ruhe.“
    „Ah, das also ist das leuchtende Jungtier.“ Die Stimme kam von oben, als drei Fledermäuse in den Turm flatterten und sich an der Wand über Greif und Luna niederließen.
    „Ich heiße Dante“, erklärte ein Männchen mit einem breiten Kragen hellen Fells um Schultern und Brust. „Ich bin einer der Ältesten hier.“
    Als er seine großen Ohren aufrichtete, schien das Sternenlicht hindurch, zeichnete das feine Gewebe von Adern in ihrer Haut und ließ sie silbern aufblitzen. Seine Nase besaß eine Form, wie Greif sie noch nie gesehen hatte, ein wenig knollig. Aber Dantes Fell erstaunte ihn. Es war ein bisschen wie sein eigenes, abwechselnd helle und dunkle Streifen auf dem ganzen Rücken und der Brust. Dantes flinke Augen betrachteten jeden Zentimeter von Greif und er schüttelte leicht den Kopf.
    „Ich wollte, ich hätte etwas, um deine Verletzung zu heilen, aber, wie du weißt, ist diese Welt nicht für die Lebenden gemacht.“
    „Dann wisst ihr also Bescheid“, erwiderte Greif überrascht.
    Er hatte sich Sorgen gemacht, sie würden wie die Fledermäuse in der Oase sein, noch überzeugt, selbst am Leben zu sein, und dass er irgendeine Art dämonisches Ungeheuer wäre.
    Dante lächelte amüsiert. „Oh ja. Wir wissen alle, wo wir sind und was wir sind. Aber es geschieht nicht oft, dass wir einen von den Lebenden zu sehen bekommen. Ab und zu gibt es ein Erdbeben in der Oberwelt und eine unglückliche Fledermaus wird durch einen Spalt heruntergezogen und hier unten hingeworfen.“ „Genau das ist mir passiert!“, sagte Greif.
    „Und mir auch“, erklärte ihm Dante. „Vor über tausend Jahren.“
    Greif starrte ihn verwirrt an. „Und ...“
    „Ja, ich bin hier unten gestorben.“
    „Aber warum bist du nicht zum BAUM gezogen?“ „Ich habe mich entschlossen zu bleiben.“
    „Hier?“, fragte Greif, ohne das überraschte Quietschen in der Stimme unterdrücken zu können. Er betrachtete all die Fledermäuse, die an den steinernen Wänden des Turms hingen, hunderte,

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