Feuerflügel: Roman (German Edition)
Wir finden uns am gleichen Ort wieder. Du bist dann nicht allein. Es wäre nur fair!“ „Was soll all das Gerede mit fair?“
„Weil es meine Schuld ist, dass du tot bist!“, platzte er heraus. Er konnte es ihr nicht länger vorenthalten. Er erstickte daran wie an etwas, was ihm im Halse stecken geblieben war. In seinem Herzen.
„Wovon redest du da?“, fragte sie ruhig.
„Ich habe Feuer auf dich fallen lassen ...“
„Aber du hast gesagt ...“
„Nein. Wir haben Feuer gestohlen. Meine Idee, um alle zu beeindrucken, und ich habe einen brennenden Grashalm vom Feuer der Menschen in den Klauen getragen. Aber er ist schneller abgebrannt, als ich gedacht hatte, und ich fürchtete, mich zu verbrennen, und habe ihn fallen lassen. Ich habe ihn direkt auf dich fallen lassen und du hast Feuer gefangen.“
Luna sagte nichts. Sie starrte an ihm vorbei.
„Luna?“, fragte Greif unglücklich. Es waren nicht nur das Schuldgefühl und die Täuschung, die ihn veranlasst hatten, davon zu sprechen. Es war auch etwas Selbstsüchtiges im Spiel. Er wollte bekennen, um sich davon zu befreien; er wollte, dass sie ihm sagte, es wäre okay.
„Du wusstest also nicht, dass ich unter dir geflogen bin“, sagte sie dumpf.
„Ich kann mich nicht erinnern“, sagte er. Er war verzweifelt unglücklich. „Ich weiß es einfach nicht.“
„Du hast nur gefühlt, wie es deine Krallen verbrannt hat, also hast du es fallen lassen.“ Sie war so ruhig, so verständnisvoll.
Er hatte gehofft, dass es so sein würde. Sie würde es verstehen und ihm sagen, er solle sich deswegen keine Sorgen machen.
„Es ist einfach passiert. Ich habe nicht einmal nachgedacht. Ich habe einfach die Krallen geöffnet und es ist runtergefallen.“
„Du hattest keine Zeit, um nachzusehen, was unter dir war.“
„Nein.“
„Du hättest dir nicht einmal einen Sekundenbruchteil Zeit nehmen können, um nachzuschauen?“
Greif starrte sie an und hielt den Atem an.
„Du hättest den Halm auch nicht einfach zur Seite werfen können, damit er mich nicht treffen konnte?“ „Ich ... ich denke, ich hätte ...“, stotterte er. „Ich habe nicht überlegt ...“
Sie lachte, aber es war kein freundliches Lachen, nicht die Art, wie sie immer zu Hause gelacht hatte. „Das ist wirklich unfair! Ich bin getötet worden, weil du zu feige warst, nachzuschauen oder eine Sekunde länger fest zu halten!“
„Es tut mir Leid. Ich weiß. Es ist schrecklich.“
Er hatte gehofft, dass es irgendwie verschwinden würde. Aber es gab keine Möglichkeit, sich selbst zu entrinnen, dem, was er war und immer sein würde: ein Feigling.
Wie hatte er nur erwarten können, dass sie ihm vergeben würde?
„Ein Blitz wäre in Ordnung gewesen“, fuhr sie fort, „und von einem brennenden Ast getroffen zu werden – das war eine gute Geschichte, Greif. Aber ein blöder Unfall wie dieser? Ich bin diejenige, die gestorben ist! Und du bist am Leben! Und du möchtest noch nicht einmal am Leben sein! Du willst einfach hier bleiben bei diesen anderen toten Fledermäusen!“ Sie schrie jetzt noch lauter, ihre Flanken bebten, und zum ersten Mal im Leben hatte Greif Angst vor ihr.
„Es tut mir Leid“, wiederholte er.
Sie wirbelte herum zu ihm. „Du willst es nicht? Gib es mir!“
„Was?“
„Dein Leben! Es gehört sowieso mir. Ich will es zurück!“
„Luna ...“
Sie stürzte sich auf ihn, schlug mit den Flügeln auf ihn ein. „Denn deinetwegen werde ich nie mehr meine Mutter sehen, ich werde niemals je wieder lebendig sein!“
Er konnte sich nicht aufraffen, sich zu wehren. Er hatte das Gefühl, das wäre falsch. Sie war so wütend, und er verdiente das; er zog sich nur zu einer Kugel zusammen, legte die Ohren an, faltete die Flügel um sich und nahm es an, dass sie ihn schlug.
„Du und dein blödes Leuchten!“, schrie sie. „Ich will dieses Leuchten!“
Er spürte, wie sie mit den Zähnen an dem Fell zwischen seinen Schultern zerrte, dann tiefer hineinbiss. Er dachte an sein Leuchten, wie es sich von seinem Körper entfernte, und Angst strömte durch ihn hindurch.
„Luna! Hör auf damit, Luna, du tust mir weh!“
„Es ist nicht fair!“, jammerte sie und schlug immer wieder auf ihn ein. „Du glaubst, Sterben löst deine Probleme? Das bedeutet doch nur, du gibst auf!“
„Wie du in der Höhle!“, schrie Greif zurück. „Erinnerst du dich? Du wolltest auch aufgeben!“
Eine ihrer Krallen meißelte in seine verwundete Schulter hinein und sandte einen
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