Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerflügel: Roman (German Edition)

Feuerflügel: Roman (German Edition)

Titel: Feuerflügel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
Vom Netzwerk:
schrie Greif, als Smog wieder zurückschaute. „Flieg! Flieg vor!“ Die Wände schlossen sich auf die über einen Meter breiten Flügel des Vampyrum zu, und er hatte keine Wahl, als vorzuziehen und Greif allein zu lassen.
    „Mir geht’s gut“, sagte Greif jetzt sich selbst, die Augen eng geschlossen vor dem Malstrom an Gischt. Er musste seine Flügel eng anlegen, und daher schwankte er ein bisschen, aber er hatte es fast geschafft. Er sah alle anderen in der freien Luft kreisen und auf ihn warten. Die Sterne waren so hell.
    „He!“, rief er aus. „Geschafft!“
    Die Wasserwände kippten zusammen, trafen seinen linken Flügel und zogen ihn in den Fall zurück. Er stürzte wie ein Hagelkorn, durchgeweicht; das Wasser donnerte auf jeden Zentimeter seines Körpers, hämmerte auf seinen Kopf, bis er befürchtete, das Bewusstsein zu verlieren, aber ...
    Auf wunderbare Weise kam er wieder frei.
    Er war innerhalb des Wasserfalls eingeschlossen, kreiste verzweifelt in einem engen Luftschacht, auf allen Seiten kochte Wasser.
    Er blickte hoch in der Hoffnung, Java oder Smog zu entdecken. Wie tief war er hinabgetrieben worden? Er rief, aber seine Stimme gab ein dumpfes Echo und verschwand dann sofort. Er konnte nicht auf der Stelle bleiben. Der ganze Wasserfall bewegte sich langsam, aber stetig auf seinem Weg durch die Unterwelt, und er musste sich mit ihm bewegen.
    Sein Magen zog sich zusammen, und er fürchtete, ihm würde übel.
    „He!“, rief er noch einmal und bog weg von einem sich drehenden Wasserstrahl. „Java! Luna!“
    Er flatterte in dem wässrigen Labyrinth entlang, schickte Klang direkt nach oben, um sicher zu sein, dass nichts gleich auf ihn herabgekracht kam. Er spitzte die Ohren. Gedämpfte Stimmen wehten von allen Seiten herbei.
    „Greif ... Greif ... Greif ...“
    Danke, dachte er schwach vor Erleichterung. Sie suchten nach ihm.
    „Ich bin hier!“, rief er. „Hier drüben!“
    Kiefer schossen durch die Nebelwand, trugen mit sich einen Körper und ein wildes Flügelpaar. Die hinteren Krallen des Vampyrum drangen mit brennender Kälte in seinen Rücken. Greif hieb auf den Kannibalen ein, aber dieses Mal hatten seine Schläge keine Kraft. Seine Flügel klatschten nur, als wären sie auf Granit gestoßen. Keine Kraft mehr.
    Der Vampyrum biss zu.
    Greif fühlte, wie die Zähne durch das Fleisch und die Muskeln seiner Schulter drangen, und er schrie auf. Nicht einfach wegen des Schmerzes, sondern weil er wusste, dass die Reißzähne dieser Kreatur tief in ihn eindrangen und ihm einen Teil seines Lebens raubten.
    „Zotz! “, brüllte der Vampyrum. Auf seinen Zähnen war Blut. Mein Blut, dachte Greif und starrte in stummem Entsetzen darauf. Aus seiner verwundeten Schulter sprang plötzlich eine Feder aus Klang und Licht, sein Leben, das sich aus seinem Körper befreite.
    „Hör mich, Herr!“, brüllte der Vampyrum. „Ich habe dein Opfer!“
    Sofort spürte Greif, wie sich um ihn herum eine Gegenwart drehte, langsam und machtvoll, nach ihm langte und hungrig schnappte. Greif konnte seine Lungen nicht füllen, um zu schreien.
    „Dieses Leben“, rief der Vampyrum dem unsichtbaren Monstrum zu, „lasse ich frei für dich!“
    Er warf den Kopf zurück, öffnete das Maul für den tödlichen Biss, als Greif sah, wie ein Hauch seines leuchtenden Lebens das Gesicht des Vampyrum berührte.
    Gierig weiteten sich dessen Nasenlöcher, und ein Hauch des Lichts wurde eingeatmet.
    Greif hörte, wie der Vampyrum vor Vergnügen knurrte, und im gleichen Augenblick lockerte sich der Griff des Geschöpfes – für den Bruchteil einer Sekunde. Greif schlug um sich, riss sich los und schlitterte gegen eine Wand herabstürzenden Wassers. Der Zusammenprall löste eine kleine Flutwelle zu dem Vampyrum hin aus, die ihn auf den Rücken warf. Winselnd schoss Greif kopfüber einen überwältigend engen Gang nach dem anderen hinab; er hoffte, die Kannibalenfledermaus würde zu groß sein, um da durchzupassen. Merkwürdigerweise spürte er keinen Schmerz in der Schulter und hoffnungsvoll schaute er dorthin. Sein Blick verschwamm vor Übelkeit. Eine strahlende Aura umgab die hässliche Wunde, Blut tropfte von den Spitzen seines Fells, wirbelte hell glänzend in das Wasser und verlosch dort wie ertrunkene Glühwürmchen.
    Eine Sackgasse. Er warf sich herum und sah den Kannibalen direkt auf sich zukommen. Eine Wasserfläche stürzte zwischen ihnen herab und schloss Greif in einem hohlen Schacht ein. Aber durch die wellenförmigen

Weitere Kostenlose Bücher