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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda N. McIntyre
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Schmerz?“ Sie fühlte Tränen über ihre Wangen rinnen. Aber sie verstanden sie nicht; ihr Weinen ärgerte sie lediglich. Sie wichen zurück, noch immer voller Furcht vor ihr, doch sie faßten sich allmählich. Schlange bedurfte nicht länger der ruhigen Haltung, die vonnöten gewesen war, um das Kind zum Mitmachen zu bewegen. „Ach, ihr Narren.“ Ihre Stimme klang brüchig. „Stavin …“
    Vom Eingang her fiel Licht herein. „Laßt mich durch.“ Die Leute vor Schlange rückten beiseite, um ihr Oberhaupt vortreten zu lassen. Die Frau verharrte vor Schlange, ohne die Schachtel zu beachten, die sie fast mit dem Fuß berührte. „Wird Stavin leben?“ Ihre Stimme war ruhig, leise, sanft.
    „Ich kann es nicht mit Gewißheit sagen“, antwortete Schlange, „aber ich habe das Gefühl, daß er es schafft.“
    „Geht hinaus.“ Die Umstehenden verstanden Schlanges Worte, ehe die Anweisung ihres Oberhauptes erscholl; sie blickten untereinander umher, senkten ihre Waffen und verließen schließlich das Zelt, einer nach dem anderen. Arevin blieb. Schlange spürte, wie die Kräfte, welche aus dem Bewußtsein der Gefahr erwachsen waren, von ihr wichen. Ihre Knie knickten ein. Sie lehnte sich, das Gesicht in den Händen, über die Schachtel. Die ältere Frau kniete vor ihr nieder, bevor Schlange es bemerkte oder verhindern konnte. „Danke“, sagte sie. „Danke. Es stimmt mich so traurig …“ Sie legte ihre Arme um Schlange und zog sie an sich; Arevin kniete ebenfalls nieder, und auch er umarmte Schlange. Erneut begann Schlange zu zittern, und sie hielten sie in ihrer Umarmung, während sie weinte.
     
    Danach schlief sie, im Zelt mit Stavin allein und in völliger Erschöpfung; im Schlaf hielt sie seine Hand. Man hatte ihr Essen gebracht, kleine Tiere für Sand und Dunst. Vorräte für ihre Weiterreise und sogar genug Wasser für ein Bad, obwohl dies ihren Wasserbestand sehr beanspruchen mußte. Doch darum machte sich Schlange nicht länger Gedanken.
    Nach dem Aufwachen befühlte sie den Tumor und stellte fest, daß er zu schrumpfen und sich aufzulösen begonnen hatte; durch das modifizierte Gift der Kobra starb er ab. Schlange empfand nur geringe Freude. Sie streifte Stavins helles Haar aus seiner Stirn. „Ich möchte dich nicht nochmals belügen, mein Kleiner“, sagte sie. „Ich muß bald fort. Hier kann ich nicht bleiben.“ Sie hätte sich gerne noch drei Tage lang ausgeschlafen, um den Kampf gegen die Folgen des Giftes der Buschotter in Ruhe zu beenden, aber sie wollte lieber woanders schlafen. „Stavin?“
    Er erwachte langsam und nur halb. „Es tut nicht länger weh“, sagte er.
    „Da bin ich aber froh.“
    „Ich danke dir …“
    „Leb wohl, Stavin. Wirst du dich später daran erinnern, daß du aufgewacht bist, und daran, daß ich geblieben bin, um dir Lebewohl zu sagen?“
    „Leb wohl“, sagte er und begann wieder zu dösen. „Leb wohl, Schlange. Leb wohl, Gras.“ Er schloß die Augen, und Schlange nahm ihre Schachtel und verließ das Zelt. Die Dämmerung warf lange Ungewisse Schatten; das Lager war still. Sie fand ihr getigertes Pony angekoppelt und mit Futter und Wasser versorgt. Neben dem Sattel lagen am Boden neue, prall gefüllte Wasserschläuche. Das Tigerpony wieherte, als sie sich ihm näherte. Sie kraulte es hinter den gestreiften Ohren, sattelte es und schnallte die Schachtel auf seinen Rücken. Am Zügel führte sie es nach Westen, in die Richtung, woher sie gekommen war.
    „Schlange …“
    Sie atmete tief ein und sah sich nach Arevin um. Er stand mit dem Gesicht zur Sonne, und die Sonne machte sein Gesicht rotwangig, sein Gewand scharlachrot. Sein gesträhntes Haar wehte locker auf seine Schultern, so daß sein Gesicht weicher wirkte. „Du willst nicht bleiben?“
    „Ich kann nicht.“
    „Ich hatte gehofft …“
    „Stünden die Dinge anders, wäre ich vielleicht geblieben.“
    „Sie waren voller Furcht. Kannst du ihnen nicht verzeihen?“
    „Ich kann ihre Schuld nicht ertragen. Was sie taten, war mein Fehler. Ich hatte ihnen gesagt, daß er ihnen nichts antun könne, aber sie sahen seine Zähne, und sie wußten nicht, daß sein Biß nur Träume spenden und den Tod erleichtern konnte. Sie konnten es nicht wissen, ich habe sie zu spät richtig verstanden.“
    „Du hast selber gesagt, daß du nicht alle Sitten und alle Furcht der Welt kennen kannst.“
    „Ich bin in gewisser Weise verkrüppelt“, sagte sie. „Ohne Gras kann ich einen Menschen nicht heilen, vermag ich ihm

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