Feuerflut

kleiner SUV touchierte ihr Heck.
    Gray wurde nicht langsamer. Mit Vollgas bretterte er den Highway entlang, vollführte waghalsige Ausweichmanöver und hupte unablässig, um den Weg freizumachen. Vor ihnen tauchte das Städtchen Radcliff auf, ein kleines Lichtermeer. Er raste weit über der zulässigen Höchstgeschwindigkeit darauf zu. Der Highway ging in einen Stadtzubringer über.
    »Wir bekommen Gesellschaft!«, meldete Seichan.
    Hinter ihnen durchbohrte ein gleißendes Licht die Dunkelheit und wurde von den Rückspiegeln des Wagens reflektiert. Es war der Suchscheinwerfer eines Hubschraubers, der sich ihnen von hinten im Tiefflug näherte.
    »Nimm die nächste Ausfahrt!«, rief Monk.
    Gray bog ohne abzubremsen auf eine schmale Straße ab. Seichan rutschte über den Rücksitz.
    Vierfamilienhäuser und größere Wohnblöcke säumten die Straße. Wahrscheinlich war hier das Militärpersonal untergebracht. Die dicht gedrängten Gebäude verdeckten dem Helikopter vorübergehend die Sicht.
    Doch das würde nicht lange so bleiben.
    »Da!«, sagte Monk und zeigte nach vorn. »Ich habe das Schild vom Highway aus gesehn.«
    An einer hohen Stange rotierte langsam eine Neonreklame.
    Das würde reichen.
    Auch das gehörte mit zur Unterbringung der Soldaten.
    Gray bog auf den Parkplatz der rund um die Uhr geöffneten Autowaschanlage ab. An der einen Seite reihten sich Hochdruckreiniger an Münzstaubsauger. Er fuhr in eine freie Parkbucht, wo er durch das Dach vor der Entdeckung aus der Luft geschützt war.
    »Aussteigen«, befahl Gray.
    Er nahm die Goldplatte an sich. Monk und Seichan schnappten sich ihre Gewehre und die Munitionsvorräte, die sie im Humvee gefunden hatten. Lautes Hubschraubergeknatter lenkte ihre Blicke nach oben. Drei Helikopter patrouillierten über der Stadt und leuchteten die Straßen mit ihren Suchscheinwerfern ab. Gray und die anderen mussten von hier verschwinden, bevor die Ortsausfahrten gesperrt wurden.
    Ein Kunde beobachtete ebenfalls das Schauspiel am Himmel.
    Monk näherte sich dem tätowierten und gepiercten Jugendlichen mit dem schmutzigen T-Shirt mit Harley-Emblem und der abgerissenen Jeans.
    Er zielte mit dem Gewehr auf den jungen Mann.
    Der erschreckte Blick des Mannes wanderte von Monks Waffe zu dessen Gesicht. »Scheiße«, sagte er und zeigte auf seinen alten, verrosteten Pontiac Firebird. Er wich zurück und wäre in dem Seifenschaum beinahe ausgerutscht. »Hör mal, Mann. Der Schlüssel steckt.«
    Monk zeigte auf den Humvee. »Unserer auch. Bedien dich.«
    Der junge Mann schien wenig geneigt, der Aufforderung Folge zu leisten. Er war ja nicht blöd. Er hatte die Situation auf Anhieb gecheckt.
    Gray eilte zum Firebird, warf die kostbare Platte in den Kofferraum und setzte sich ans Steuer. Am Zündschlüssel war ein Totenkopfanhänger befestigt. Hoffentlich war das kein schlechtes Omen.
    Auch die anderen stiegen ein. Seichan nahm diesmal auf dem Beifahrersitz Platz. Monk stieg hinten ein. Kurz darauf ließen sie die Stadtgrenze hinter sich. Gray bat seine Begleiter, die Akkus aus den Handys zu nehmen, damit man sie nicht orten konnte. Mit dem Schatz im Kofferraum wollte er keinerlei Risiko eingehen.
    Als er den Akku aus seinem Handy nehmen wollte, sah er, dass eine Voice-Mail seiner Eltern gespeichert worden war. Im Moment hatte er keine Zeit, sich damit zu beschäftigen. Außerdem wäre es zu gefährlich gewesen, wenn er seine Eltern angerufen hätte. Er hatte seiner Mutter eine Liste mit Notfallnummern gegeben. Das musste im Moment genügen.
    Sie würden sich unregistrierte Prepaid-Handys kaufen müssen, wenn sie mit Sigma die weitere Vorgehensweise absprechen wollten. Erst einmal aber mussten sie Strecke machen und vom gegnerischen Radar verschwinden.
    Da sie die elektronischen Verbindungen gekappt hatten, nutzte er zur Orientierung eine Karte, die er an einer Tankstelle gekauft hatte. Er nahm Seitenstraßen, mied Hauptverkehrsstraßen und holte das Äußerste aus dem alten V8-Motor heraus. Die einzige Spur, die sie zurückließen, war die ölige Abgasfahne des Auspuffs, an der ein defekter Zylinder schuld war.
    Jedenfalls hoffte er, dass dies ihre einzige Spur war.
    Der kleine Totenkopf schlug beim Fahren rhythmisch gegen die Lenkradsäule, als wollte er ihn warnen. Aber wovor?

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31. Mai, 18:43
Unter der Wüste von Arizona
    ES WIRD SCHON gut gehen …
    Hank Kanosh hatte sich auf ein Knie niedergelassen und tätschelte Kawtch beruhigend die Flanke. Sie zitterten beide nach den