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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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von zweieinhalb Metern Durchmesser. Der Lavakanal setzte sich dort fort. Es war, als hätte ein mächtiger Gott mit einem gewaltigen Hackebeil das Gestein gespalten und den Tunnel unterbrochen.
    »Das ist eine Verwerfung«, sagte Painter. »Wir müssen springen. So groß ist der Abstand nicht. Mit etwas Anlauf sollte jeder rüberkommen.«
    »Sind Sie verrückt?«, sagte Hank.
    »Es sieht schlimmer aus, als es ist.«
    Kowalski trat neben Hank. »Blödsinn. So schlecht sind meine Augen nicht.«
    »Ich schaff das«, sagte Jordan. »Ich springe als Erster.«
    »Jordan …«, warnte Hank.
    »Wir haben keine Wahl«, rief der junge Mann ihm in Erinnerung.
    Dem konnte niemand widersprechen.
    Sie zogen sich ein Stück weit in den Tunnel zurück, damit Jordan ungestört Anlauf nehmen konnte.
    »Seien Sie vorsichtig«, sagte Hank und klopfte Jordan auf die Schulter.
    Jordan reckte den Daumen – dann rannte er los, sprintete durch die Pfützen und sprang über den Abgrund. Mit jugendlicher Geschmeidigkeit und Kraft katapultierte er sich zur anderen Seite und landete bäuchlings auf dem vereisten Boden des gegenüberliegenden Tunnelabschnitts. Er rutschte in die Dunkelheit hinein – dann tauchte er wieder auf.
    »Ist gar nicht so schwer«, sagte er atemlos und mit breitem Lächeln.
    Das sagt sich so leicht …
    »Ich springe als Nächster«, erklärte Painter. »Dann werfen Sie mir den Hund zu«, wandte er sich an Kowalski.
    Kowalski sah den Hund an; der Hund sah den Mann an.
    Beide wirkten wenig erfreut.
    Painter nahm Anlauf und überwand den Abgrund ebenso mühelos wie Jordan.
    Kowalski hob Kawtch hoch und nahm ihn zwischen die Beine. Der Hund wehrte sich, bis Hank ihn streichelte und beruhigend auf ihn einredete.
    »Scheibenkleister, Doc. Was flüstern Sie da?«
    »Seien Sie nur vorsichtig«, sagte Hank und fuhr sich mit der Hand über den Hals.
    Kowalski trat an die Felskante heran, beugte sich vor – und richtete sich ruckartig auf. Kawtch jaulte erschreckt und spreizte die Beine ab wie ein Eichhörnchen im Flug. Painter beugte sich vor, fing den Hund auf und wurde von der Wucht des Aufpralls nach hinten geschleudert. Der Hund bellte protestierend.
    Hank machte seiner Erleichterung lautstark Luft – bis Kowalski sich zu ihm umdrehte.
    »Jetzt sind Sie dran.«
    Hank schluckte und schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, ob ich das schaffe.«
    »Wenn Sie nicht springen, werfe ich Sie rüber wie Ihren Hund. Wählen Sie, Doc.«
    Hank konnte sich nicht entscheiden.
    »Ich fange Sie notfalls auf!«, rief Painter von der anderen Seite.
    »Okay, bringen wir’s hinter uns«, sagte Hank und nahm seinen ganzen Mut zusammen.
    Er ging zu Kowalski zurück.
    »Ich kann Sie anschubsen … Ihnen Starthilfe geben«, meinte der Hüne.
    Bevor Hank antworten konnte, veranlasste sie ein leises Zischen, sich umzudrehen. Kowalski leuchtete in den Lavakanal hinein. Der Lichtkegel endete in etwa sieben Metern Entfernung an einer Schlammwand. So lautlos wie ein Meuchelmörder war der Morast im Lavakanal vorgerückt. Vor ihren Augen platzte die Schlammfläche in der Mitte auf und spuckte heißen Schlamm aus.
    »Jetzt oder nie, Doc.«
    Ein leises Grollen ertönte.
    Plötzlich schoss der fließende Schlamm auf sie zu. Heiße, nach Schwefel stinkende Spritzer landeten auf ihrem Körper, verbrannten die Haut. Brodelnder Schlamm verfolgte sie, drohte sie einzuholen.
    »Lauf!«, brüllte Kowalski.
    Hank rannte los, gefolgt von Kowalski.
    Hank lief so schnell er konnte, doch vor der Felskante schlug ihm der nasse, vereiste Boden ein Schnippchen. Er rutschte aus und fiel unbeholfen nach vorn.
    »Ich hab Sie, Doc!« Ein kräftiger Arm schlang sich um seine Hüfte und trug ihn in enger Umklammerung über den dunklen Abgrund.
    Hank wollte die Augen schließen, doch das machte ihm noch mehr Angst.
    Sie kamen weniger gut auf als die anderen. Kowalski stieß mit der Schulter gegen die Felswand, sodass sie ineinander verheddert in den Eistunnel hineinrutschten. Sie prallten gegen Painter, der nicht rechtzeitig hatte ausweichen können.
    Schließlich aber kamen sie zum Stillstand. Als sie ihre Gliedmaßen entwirrt hatten, rappelten sie sich hoch. Jordan stand in der Tunnelmündung und blickte zur anderen Seite der Felsspalte.
    Hank, der etliche blaue Flecke davongetragen hatte, trat neben ihn. Eine Schlammlawine ergoss sich in die Tiefe. Aus der gegenüberliegenden Tunnelmündung strömte stinkender Morast. Einen Moment lang schaute ein geschwärztes Bein aus dem

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