Feuerflut
Strom hervor. Es gehörte zu einem toten Anasazi, der aus seinem Eisgrab herausgespült worden war.
Der Leichnam wurde von den Schlammmassen in die Tiefe gerissen.
Hank sprach lautlos ein Gebet für den Toten, für sie alle – dann wandte er sich ab.
Kowalski sprach aus, was alle dachten. »Was nun?«
19:28
Sie alle brauchten dringend eine Ruhepause.
»Wir rasten hier«, sagte Painter und setzte sich erschöpft auf den Boden.
Nachdem sie dem Schlamm entkommen waren, hatte er sie zum Ende des Lavakanals geführt. Er mündete in ein Labyrinth von Gängen, Schächten, Verwerfungen und Sackgassen. In der letzten halben Stunde hatte Painter sich bemüht, nach oben zu kommen, doch am Ende ging es doch nur immer weiter in die Tiefe.
Da sie sich ausruhen und nachdenken mussten, hatte er eine Rast in der kleinen Höhle befohlen. Er schaute sich um. Drei verschiedene Gänge mündeten hier.
Wohin sollten sie sich wenden?
Painter musterte seine schlammverschmierten Begleiter. Hank reichte gerade seine Wasserflasche herum. Kowalski hatte seinen Vorrat bereits aufgebraucht, und Crowe hatte seinen Rucksack an die Amazone verloren. Wassermangel war im Moment ihr größtes Problem. Wenn die Kälte sie nicht umbrachte, würden sie verdursten.
Wie lange würden sie durchhalten?
Hank, der neben seinem Hund saß, machte den Eindruck, als könnte er jeden Moment zusammenbrechen. Kowalski war kaum besser dran. Er schwitzte wie ein Rennpferd, verlor zusehends Körperflüssigkeit. Selbst Jordan hatte dunkle Ringe unter den Augen und wirkte stark mitgenommen.
Was sie alle niederdrückte und jeden Schritt so schwer machte, war die Ausweglosigkeit ihrer Lage. Painter war besonders niedergeschlagen. Wenn er die Augen schloss, sah er Kais Gesicht vor sich und hörte ihre Schreie.
Ob sie überhaupt noch am Leben war?
Diese Frage beschäftigte auch Jordan. Offenbar waren sich die beiden nähergekommen.
Jordan lehnte den Kopf an die Felswand, zu erschöpft, um sich zu bewegen. Wie Painter ihn so betrachtete, wurde ihm auf einmal bewusst, wie jung Jordan noch war. Er hatte sich gehalten wie ein Mann, obwohl er fast noch ein Junge war.
Auf einmal bemerkte er, wie sich auf Jordans Kopf ein paar abstehende Haare bewegten – sie zitterten ganz leicht. Jordan kratzte sich; vielleicht hatte auch er es gespürt.
Es dauerte einen Moment, ehe Painter begriff, was das bedeutete.
Das war die Lösung …
Er sprang auf, die Erschöpfung war von ihm abgefallen. »Hier ist ein Luftzug spürbar«, sagte er. »Ganz schwach, aber spürbar.«
Hanks Augen weiteten sich, seine Benommenheit verflog. Er hob seine schweißfeuchte Hand, versuchte, den Luftzug wahrzunehmen.
»Nur weil ein Blasloch verstopft ist, heißt das nicht, dass keine Auslässe mehr vorhanden sind«, erklärte Painter. »Wenn wir uns von der Luftströmung leiten lassen, sollten wir zum Ausgang gelangen.«
Kowalski klopfte sich auf den Oberschenkel und richtete sich auf. »Worauf warten wir dann noch? Sobald wir draußen sind, suche ich ein Wasserloch. Und wenn ich Wasser sage, dann meine ich auch Wasser.«
Sie setzten sich in Marsch.
Kowalski konnte sich eine Bemerkung nicht verkneifen. »Nur damit das klar ist, das heißt nicht, dass ich etwas gegen ein kühles Bier einzuwenden hätte.«
Die nächste Wegstrecke gestaltete sich nicht weniger beschwerlich und frustrierend als die erste, doch die Hoffnung beflügelte ihre Schritte. An jeder Kreuzung entzündete Hank ein Streichholz, und sie prüften, in welche Richtung der Rauch davongeweht wurde. Im Verlauf der nächsten zwei Stunden wurde die Luftströmung stärker und kälter, was sie veranlasste, das Tempo noch mehr anzuziehen.
»Wir müssen der Oberfläche schon ganz nahe sein«, sagte Hank und saugte am blauen Plastikschlauch seiner Wasserflasche. Dem gurgelnden Geräusch nach zu schließen war die Flasche leer.
Sie mussten den Ausgang finden.
Painter sah auf die Uhr.
21:45.
Nach einer weiteren Stunde hatte es nicht den Anschein, als wären sie der Oberfläche näher gekommen. Sie hatten kein Trinkwasser mehr, und die Taschenlampenbatterien waren bis auf eine erschöpft. Die Zeit lief ihnen davon.
Unter Hanks Stiefel knackte etwas. Er leuchtete auf den Boden. Auf dem Kalkstein zeichneten sich schwarz-weiß bemalte Tonscherben ab.
Es war kein Stein gewesen, sondern ein Topf.
Er bückte sich und hob eine Scherbe auf. »Das stammt von den Anasazi.«
Painter leuchtete den Schacht hoch, in dem sie seit zehn Minuten
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