Feuerflut
Flüsse. Neben Hank stand Jordan, dessen Blick immer wieder zu Kai hinüberwanderte. Rafaels Team hatte sich an der anderen Seite des geothermischen Felds versammelt.
Rafael schwenkte seinen Gehstock und befahl Bernd und dessen Leuten, mit der Suche zu beginnen und sich auf die Felswände zu konzentrieren. Schlau. Wenn es hier einen Zugang zu einer unterirdischen Stadt gab, war er vermutlich dort zu finden.
»Major Ryan!«, rief Painter. »Untersuchen Sie mit Ihren Leuten die Felswände an der anderen Talseite. Chin, Sie kommen mit mir. Ich möchte Ihre Meinung zu diesem dampfenden Hotspot hören.«
Kowalski folgte ihnen und beäugte misstrauisch das Franzosenteam. »Ich vertraue diesem Kerl wie einer Schlange in meinem Stiefel.«
Painter fand die Bemerkung treffend, doch im Moment waren sie zur Zusammenarbeit gezwungen.
»Hank, was haben Sie entdeckt?«, fragte er den Professor.
Hank zeigte auf die geriffelte Oberfläche der Werferplatte. Der Name stammte offenbar von den dicken fingerartigen Vorsprüngen am Rand, die an den Handschuh eines Baseball-Pitchers erinnerten.
»Sehen Sie sich das mal an«, sagte Hank und ging in die Hocke. »Im Laufe der Jahrhunderte haben die mineralischen Ablagerungen die Form des Kegels verändert, aber die Ähnlichkeit ist verstörend. Betrachten Sie die Silhouette.«
»Ähnlichkeit womit?«
»Mit einem der meistverehrten jüdischen Wahrzeichen aus dem Buch Exodus, dem Berg, auf dem Moses von Gott die Tafeln mit den Zehn Geboten überreicht bekam.«
»Meinen Sie den Berg Sinai?«, fragte Painter. Er beugte sich vor und betrachtete den Kegel, versuchte, darin das Modell des berühmten Berges zu erkennen.
Möglich wär’s, dachte er, blieb aber skeptisch. Es war, als schaute man in die Wolken und erkenne genau das darin, was man sehen wollte. Wenn der Kegel dem Berg Sinai glich, dann ähnelten die anderen krummen grauen Türme Gnomen.
Kowalski schüttelte den Kopf; er konnte offenbar mit beidem nichts anfangen. Er ließ den Blick über die stockähnlichen grauen Felsen schweifen. »Ich sehe da nur Penisse.«
»Und was folgt daraus, wenn der Kegel dem Berg Sinai gleicht?«, fragte Painter.
»Wenn die Tawtsee’untsaw Pootseev Nachfahren eines Verlorenen Stammes Israels waren, wäre ein Kegel in der Form des Berges Sinai ein markanter Hinweis. Dann könnte man darauf schließen, dass ihnen das Tal so wichtig war, dass sie es zu ihrer Heimstatt erkoren haben.«
»Ich hoffe, Sie haben recht mit Ihrer Vermutung.«
Chin war anderer Meinung. Er kniete auf einer dicken Schicht mineralischer Ablagerungen, sogenanntem Sinter, dem gleichen Stoff, aus dem auch die meisten Kegel bestanden. »Also, vom geologischen Standpunkt aus betrachtet, hätten sie sich keinen ungeeigneteren Ort aussuchen können.«
»Wieso das?«, fragte Painter. »Abgesehen davon, dass wir hier auf einem Supervulkan stehen.«
»Der Grund liegt tiefer im Erdreich verborgen.« Der Geologe klopfte auf den Sinter. »Fühlen Sie mal.«
Painter bückte sich und legte die flache Hand auf den Boden.
»Was machen Sie da?«, fragte Rafael, der sich ihnen mit Ashanda und Kai genähert hatte.
»Der Boden vibriert«, meinte Painter.
Chin erklärte, was es damit auf sich hatte. »Die geothermale Zone liegt über einem verstopften Schlot, auch hydrothermaler Pfropf genannt, ein heißer Kessel, der ständig das Wasser umwälzt, das durch das poröse Gestein einsickert, und als Dampf wieder hochschickt. Die Vibration stammt vom Druck in der Tiefe. Das ist der Puls der Dampfmaschine, auf der wir stehen.«
Bevor jemand eine Bemerkung machen konnte, klingelte Hanks Handy. Er las die Nummer des Anrufers ab. »Das ist mein Kollege von der BYU, der uns helfen wollte, die Schriftzeichen zu entziffern.«
»Gehen Sie ran«, sagte Painter in der Hoffnung, dass der Mann Fortschritte erzielt hatte.
Hank trat ein Stück beiseite, drückte sich das Handy an das eine Ohr und hielt sich das andere zu. Während er sich mit seinem Kollegen unterhielt, zeichnete sich erst Hoffnung, dann Bestürzung und schließlich Verwirrung in seiner Miene ab. Schließlich klappte er das Handy zu und drehte sich zur Gruppe um. Er machte den Eindruck, als habe es ihm die Sprache verschlagen.
»Professor?«, sagte Painter.
»Mein Kollege hat einen Teil der Inschrift auf dem Gefäß mit dem Wolfstotem entziffert. Offenbar geht es in dem Text um Tod und Zerstörung. Das ist alles.«
»Also ein Warnhinweis«, meinte Painter.
Kowalski runzelte die
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