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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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fragend eine Augenbraue.
    Painter ließ sich tiefer in den Sitz sinken. Als er an die Männer dachte, die Kai und den Professor verfolgten, bekam er Herzklopfen. »Wie wär’s mit zweiunddreißig Minuten?«
    Mit einem tückischen Grinsen trat Kowalski das Gaspedal bis zum Anschlag durch. »Ich liebe Herausforderungen.«
    Painter wurde in den Sitz gepresst, als der SUV beschleunigte. Anstatt sich Sorgen zu machen, als die Tachonadel sich der Hundertsechzig näherte, war er auf einmal froh, dass er nach Utah geflogen war. Dies war die Bestätigung dafür, dass sein Instinkt bei seiner Arbeit in den Katakomben unter dem Smithsonian Castle nicht eingeschlafen war.
    Hier draußen ging irgendetwas vor.
    Und vielleicht nicht nur hier draußen.
    Er dachte an Kat, die berichtet hatte, dass Seichan möglicherweise einen Hinweis auf die Hintermänner der Gilde habe. Wenn die aus der Deckung kamen, brauchte es einen wichtigen Anlass.
    Wie zum Beispiel die mysteriöse Explosion.
    Er konnte sich auch irren, doch Painter glaubte nicht an Zufälle. Wenn er richtiglag, ging an der Ostküste einer seiner besten Männer den Hinweisen nach. Trotz der späten Stunde dürfte er mit den Nachforschungen bereits begonnen haben.
    Das hieß, falls der Mann noch die Augen aufhalten konnte.

9
30. Mai, 23:48
Washington, D. C.
    GRAY FOLGTE SEICHAN zu der von mächtigen Säulen gegliederten Fassade des Nationalarchivs. Es war eine kühle Frühlingsnacht, ein letztes Aufbäumen der Winterkälte vor Beginn des schwülen Sommers von D. C. Um diese Zeit waren nur wenige Wagen auf den Straßen unterwegs.
    Nach Seichans plötzlichem Auftauchen hatte Gray eine schwarze Hose, ein langärmliges Army-T-Shirt und Stiefel angezogen und war in einen knielangen Wollmantel geschlüpft. Seichan machte die Kälte anscheinend nichts aus. Unter der offenen Motorradjacke trug sie eine dünne rote Bluse, die so weit aufgeknöpft war, dass ein wenig Spitze hervorlugte. Die lederne Hose betonte ihre Figur, doch jede Koketterie lag ihr fern. Sie bewegte sich mit energischer Zielstrebigkeit. Mit scharfem Blick registrierte sie jedes noch so kleine Schwanken eines Asts. Sie glich einer zum Zerreißen gespannten Klaviersaite. So musste es auch sein, wenn sie überleben wollte.
    Sie näherten sich dem an der Pennsylvania Avenue gelegenen Personaleingang. Im Vergleich zum öffentlichen Eingang mit den großen Bronzetüren war er eher unscheinbar. Durch den Haupteingang gelangte man in die große Rotunde, wo in heliumgefüllten Vitrinen die Originale der Unabhängigkeitserklärung, der Verfassung und der Bill of Rights ausgestellt waren.
    Diese Dokumente waren jedoch nicht der Grund für ihren nächtlichen Besuch. In dem Gebäude wurden auf einer Fläche von über achtzigtausend Quadratmetern zehn Milliarden katalogisierte Dokumente der amerikanischen Geschichte aufbewahrt. Gray wusste, dass sie auf Unterstützung angewiesen wären, wenn sie das gesuchte Dokument finden wollten.
    Als sie sich dem Eingang näherten, schwang die Tür auf. Gray spannte sich an, dann trat ein finster dreinblickender schlanker Mann heraus und forderte sie mit einer schroffen Handbewegung auf, einzutreten. Dr. Eric Heisman war einer der Museumskuratoren, spezialisiert auf die Geschichte der amerikanischen Kolonien.
    »Ihr Kollege ist schon da«, sagte er zur Begrüßung.
    Er hatte schneeweißes Haar, das bis zum Hemdkragen reichte, und einen akkurat gestutzten Schnauzer. Als er ihnen die Tür aufhielt, spielte er mit seiner Lesebrille, die ihm an einem Metallkettchen vor der Brust hing. Offenbar war er nicht glücklich darüber, dass man ihn zu so später Stunde hierher beordert hatte. Da er in Eile gewesen war, trug er Jeans und Pullover.
    Den Pullover zierte das Vereinslogo der Washington Redskins, das Profil eines Indianers mit Federschmuck. Gray sah darin eine ironische Anspielung auf das Thema, das er anschneiden wollte. Dr. Heisman war Fachmann für die Beziehungen zwischen den aufblühenden amerikanischen Kolonien und den Ureinwohnern, welche die Kolonisten in der Neuen Welt vorgefunden hatten. Für Gray war dieser Experte genau der richtige Ansprechpartner.
    »Wenn Sie mir bitte folgen würden«, sagte Heisman. »Ich habe in der Nähe des Hauptarchivs einen Rechercheraum reserviert. Meine Assistentin wird die benötigten Unterlagen herbeischaffen.« Er blickte sich zu ihnen um. »Die Umstände sind ziemlich ungewöhnlich. Nicht einmal die Beamten des Supreme Court fordern außerhalb der

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