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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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nehme an, der Inhalt des Briefs ist der Anlass für diese nächtliche Zusammenkunft. Vielleicht sollten Sie erst einmal erklären, weshalb ein zweihundert Jahre altes Schriftstück nicht bis morgen warten konnte.«
    Seichan ergriff das Wort. Sie klang ruhig, doch in ihren Worten schwang eine kalte Drohung mit. »Weil Blut vergossen wurde, um zu verhindern, dass der Brief in die falschen Hände fällt.«
    Ihre Bemerkung ernüchterte Heisman so weit, dass er am Tisch Platz nahm. »Na schön. Sagen Sie mir, was es mit dem Schriftstück auf sich hat.«
    »Es geht um einen Briefwechsel zwischen Franklin und einem französischen Wissenschaftler«, sagte Gray. »Einem gewissen Archard Fortescue. Er gehörte einer wissenschaftlichen Vereinigung an, die Franklin gegründet hatte. Der Amerikanischen Gesellschaft zur Förderung nützlichen Wissens.«
    »Ja, die kenne ich«, sagte Heisman. »Das war ein Ableger der Amerikanischen Philosophischen Gesellschaft, befasste sich aber vor allem mit neuen wissenschaftlichen Ideen. Ihre Mitglieder sind hauptsächlich bekannt für ihre archäologischen Untersuchungen der Hinterlassenschaften der amerikanischen Ureinwohner. Sie waren von diesen Dingen geradezu besessen. Haben indianische Hügelgräber im ganzen Land freigelegt.«
    Sharyn, die neben dem Kurator saß, meldete sich zu Wort. »Darum geht es wohl auch in dem Brief«, sagte sie. Sie fuhr mit dem Zeigefinger über einen Absatz und übersetzte. »›Mein lieber Freund, bedauerlicherweise muss ich Ihnen mitteilen, dass sich die Hoffnung auf die Vierzehnte Kolonie – die Teufelskolonie – zerschlagen hat. Die Schamanen der Irokesen-Konföderation wurden auf dem Weg zur Zusammenkunft mit Gouverneur Jefferson hinterhältig abgeschlachtet. Nun sind alle, die vom Großen Elixier und den Bleichhäutigen Indianern Kenntnis hatten, der göttlichen Vorsehung anheimgefallen. Ein Schamane aber, der unter mehreren Toten begraben war, verlieh vor seinem Hinscheiden einer letzten Hoffnung Ausdruck. Er berichtete von einer Landkarte im Inneren des Schädels eines gehörnten Dämons, eingepackt in Büffelfell. Sie sei in einem Hügelgrab versteckt, das den Indianern von Kentucky heilig sei. Vielleicht ist das Gerede von Dämonen und geheimen Landkarten nur der Fantasie eines verwirrten, sterbenden Geistes entsprungen, doch darauf dürfen wir uns nicht verlassen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir die Landkarte vor unserem Gegner finden. Uns liegt ein Hinweis vor über die Kräfte, die darauf aus sind, unsere junge Union auseinanderzureißen. Es handelt sich um ein Symbol des Gegners.‹«
    Sharyn drehte die Seite um und zeigte den Anwesenden die Zeichnung, die einen Reißzirkel über einem L-förmigen Element darstellte, in der Mitte eine kleine Mondsichel und ein fünfzackiger Stern.

     
    Sie schaute hoch. »Das könnte ein Freimaurerzeichen sein, aber in dieser Form, mit Stern und Halbmond, habe ich es noch nicht gesehen. Sie vielleicht?«
    Gray schwieg, während Dr. Heisman das Zeichen eingehend betrachtete. Der Kurator schüttelte langsam den Kopf. »Franklin war selbst Freimaurer. Er hätte seinen Orden niemals verunglimpft. Das muss etwas anderes sein.«
    Monk beugte sich vor. Obwohl er keine Miene verzog, entging Gray nicht, dass sein Partner ein wenig die Nase rümpfte, als haftete dem Schriftstück ein übler Gestank an. Monk hatte das Zeichen der Gildenführung ebenfalls wiedererkannt. Er erwiderte Grays Blick. Eine Frage stand ihm ins Gesicht geschrieben: Was hat das Zeichen in einem Brief zu suchen, den Benjamin Franklin einem französischen Wissenschaftler geschrieben hat?
    Das hätte Gray auch gern gewusst.
    Monk wies auf ein weiteres Rätsel hin. »Wie kommt es, dass der gute alte Ben ausgerechnet einen Franzmann um Unterstützung gebeten hat? Es muss doch in seiner näheren Umgebung jemanden gegeben haben, der eine Expedition in die Wildnis von Kentucky hätte leiten können.«
    Seichan hatte eine Erklärung parat. »Vielleicht hat er seiner Umgebung nicht vertraut. Dieser obskure Gegner, den er da erwähnt … der hatte vielleicht schon die inneren Kreise der Regierung infiltriert.«
    »Wäre denkbar«, sagte Heisman. »Aber Frankreich hat uns im Revolutionskrieg beim Kampf gegen die Briten unterstützt, und Franklin hat lange in Paris gelebt. Noch wichtiger: Die französischen Kolonisten haben bei den Auseinandersetzungen mit Frankreich und während der Indianerkriege enge Bündnisse mit den amerikanischen

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