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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Indianervölker, die sich zur Irokesen-Konföderation zusammengeschlossen hatten. Dieser einzigartige Zusammenschluss von Stämmen konnte auf eine mehrhundertjährige Geschichte zurückblicken und war bereits im sechzehnten Jahrhundert entstanden – lange vor der Entdeckung Amerikas. Nachdem sich die verschiedenen Völker über Generationen hinweg bekriegt hatten, schlossen sie schließlich zum gemeinsamen Nutzen Frieden. Sie bildeten eine demokratische und egalitäre Regierung, der Vertreter der verschiedenen Stämme angehörten. Diese Regierung mit ihren eigenen Gesetzen und ihrer eigenen Verfassung war zur damaligen Zeit einzigartig.«
    »Kommt mir irgendwie bekannt vor«, bemerkte Monk.
    »Allerdings. Häuptling Canasatego traf sich mit den Kolonisten im Jahr 1744, schilderte ihnen die Irokesen-Konföderation als leuchtendes Beispiel und ermutigte sie, sich zum Wohle aller zusammenzuschließen.«
    Heisman blickte in die Runde. »Benjamin Franklin nahm an dieser Zusammenkunft teil und berichtete denen davon, die schließlich unsere Verfassung entwarfen. Einer der Delegierten der Verfassunggebenden Versammlung – John Rutledge aus South Carolina – las den Anwesenden sogar Teile des Stammes-Vertrags vor, der mit folgenden Worten begann: ›Wir, das Volk, schließen uns zu einem Bund zusammen, um Frieden, Gleichheit und Recht …‹«
    »Moment mal.« Monk straffte sich. »Das entspricht nahezu wortwörtlich der Präambel der US-Verfassung. Wollen Sie damit sagen, unsere Verfassung gründe auf alten Indianergesetzen?«
    »Das sage nicht nur ich, sondern das sagt auch der Kongress der Vereinigten Staaten. Resolution 331, verabschiedet im Oktober 1988, würdigt den Einfluss der Irokesenverfassung auf unsere Verfassung und die Bill of Rights. Es besteht noch Uneinigkeit darüber, wie stark dieser Einfluss war, doch im Grundsatz sind sich alle einig. Unsere Gründerväter haben sich im Nationalsiegel zu diesen Wurzeln bekannt.«
    »Wie das?«, fragte Gray.
    Heisman tippte auf die Adlerzeichnung. »Bei der Zusammenkunft im Jahr 1744 überreichte Häuptling Canasatego Benjamin Franklin ein Geschenk: einen einzelnen gefiederten Pfeil. Da Franklin nicht wusste, was er davon halten sollte, nahm Canasatego den Pfeil wieder an sich, brach ihn übers Knie und ließ die Bruchstücke auf den Boden fallen. Als Nächstes präsentierte er Franklin ein Bündel von dreizehn Pfeilen, die mit einem Lederriemen zusammengebunden waren. Canasatego versuchte, auch dieses Bündel zu zerbrechen, doch es gelang ihm nicht. Er überreichte Franklin das Bündel, die Botschaft war klar. Um zu überleben und auch einem starken Gegner zu trotzen, mussten sich die dreizehn Kolonien zusammenschließen; erst dann würde die junge Nation Bestand haben. Der Adler im Großsiegel hält für alle Zeiten das Bündel der dreizehn Pfeile in seiner Klaue, als versteckten Hinweis auf die weisen Worte Häuptling Canasategos.«
    Während Heisman die Geschichte vortrug, betrachtete Gray die Zeichnung, denn er hatte das bohrende Gefühl, etwas übersehen zu haben. Die Zeichnung war recht grob, an den Seiten und darunter standen kryptische Anmerkungen, doch bei genauem Hinsehen wurde ihm klar, was ihn an diesem skizzenhaften Entwurf des Großsiegels irritierte.
    »Das Bündel enthält vierzehn Pfeile«, sagte er.
    Heisman beugte sich vor. »Was sagen Sie?«
    Gray zeigte darauf. »Zählen Sie nach. Der Adler hält vierzehn Pfeile in seiner Klaue. Nicht dreizehn.«
    Auch die anderen erhoben sich von ihren Stühlen und traten näher.
    »Er hat recht«, meinte Sharyn.
    »Das ist doch nur eine Skizze«, sagte Heisman. »Eine Annäherung an das, was gemeint war.«
    Seichan verschränkte die Arme. »Vielleicht aber auch nicht. Hat Franklin nicht eine vierzehnte Kolonie erwähnt? Was hat er damit gemeint?«

     
    Während Gray den Adler betrachtete, kam ihm eine Idee. »Im Brief ist auch von einem geheimen Treffen zwischen Thomas Jefferson und den Vertretern des Irokesenvolkes die Rede.« Er blickte Heisman an. »Könnte es sein, dass Jefferson und Franklin sich Gedanken über die Gründung einer neuen Kolonie gemacht haben, nämlich der vierzehnten, die den Indianern vorbehalten sein sollte?«
    »Eine Teufelskolonie«, zitierte Monk die zweite Bezeichnung, die Franklin im Brief gewählt hatte. »Wie in ›rote Teufel‹.«
    Gray nickte. »Vielleicht steht der zusätzliche Pfeil in dieser Skizze ja für eine Kolonie, die niemals gegründet wurde.«
    Heismans Blick

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