Feuerflut
der Schwefelgeruch nahm zu. Alle drei Männer setzten ihren Helm auf. Trotzdem kam ihnen die Hitze vor wie eine massive Wand. Dampf schlug sich auf den Helmvisieren nieder und erschwerte ihnen die Sicht. Die Pressluft schmeckte metallisch, aber vielleicht lag das auch an ihrer Angst. Als sie den Waldrand erreichten, befahl Ryan anzuhalten. Ihm war gar nicht bewusst gewesen, wie sehr sich die Lage am Explosionsort verschärft hatte.
Vor ihnen senkte sich der Talboden annähernd kreisförmig in flachem Winkel ab. Die Senke, die einen Durchmesser von etwa dreißig Metern aufwies, hatte sich zur Linken tief in die Felswand eingefressen. Am Rand zerfiel das Gestein nach wie vor in kieselgroße Brocken und groben Sand, sodass die Senke sich immer weiter vergrößerte. Die Grube selbst war mit feinem Gesteinsstaub angefüllt, nahe der Mitte befand sich ein tiefes, dampfendes Loch.
Wasser ergoss sich brodelnd in den dunklen Schlund, der von unterirdischem Feuer erhellt wurde. Auf einmal erbebte der Boden, und begleitet von tiefem Grollen schoss eine Fontäne aus überhitztem Wasser und Dampf in den Nachthimmel hoch. Die drei Männer wichen vorsichtshalber zurück.
Als die Fontäne versiegt war, ging Chin bis auf einen Meter an den Krater heran. »Bei der Explosion wurde offenbar eine geothermische Schicht angezapft«, sagte er, die Stimme von der Atemmaske gedämpft. »Der Untergrund dieser Gegend ist vulkanisch aktiv.«
Ryan folgte Bellamy bis an den Rand der Senke. »Nehmen Sie sich in Acht. Der Boden kann jederzeit nachgeben.«
Chin nickte, rückte vorsichtig bis dicht an den Rand heran, dann ließ er sich auf ein Knie nieder und klappte den Werkzeugkasten auf. Darin waren, säuberlich geordnet, verschiedene wissenschaftliche Instrumente und Chemikalien verstaut, außerdem Gesteinshämmer, Plastikbeutel und Glasbehälter, Pinsel und kleine Spitzhacken.
Während der Geologe Probenbehälter vorbereitete, sagte er: »Ich muss ein paar Proben vom Geröll und vom Treibsand nehmen, angefangen von der Peripherie bis zur Mitte.« Er nahm Hammer und Meißel aus dem Kasten und hielt sie hoch. »Wenn Sie am Hang einen Granitbrocken abschlagen könnten, würde das die Sache beschleunigen.«
Ryan bedeutete Bellamy mit einer Handbewegung, er solle gehorchen. »Wozu brauchen Sie die Steine?«
»Als Referenz für die Zusammensetzung des Felsgesteins. Damit ich die Proben aus der Explosionszone damit vergleichen kann.«
Bellamy nahm das Werkzeug und einen kleinen Probenbeutel entgegen, entfernte sich ein paar Meter und machte sich an die Arbeit. Der junge Schwarze war bei den Utah State Aggies Linebacker gewesen, hatte nach einer Knieverletzung aber aufhören müssen. Da seine Frau ein Töchterchen erwartete, hatte er das Studium abgebrochen und war zur Nationalgarde gegangen. Er war ein guter Soldat und arbeitete schnell und zielstrebig.
Chin befestigte ein Glasfläschchen an einer Teleskopstange aus Aluminium. Er bückte sich, streckte die Stange vor und nahm dicht am Rand der Grube eine Probe des groben Sands.
Während der Geologe seiner Arbeit nachging, betrachtete Ryan die Grube. Zur Mitte hin wurde das Geröll immer feiner und verwandelte sich schließlich in feinen Staub, der einen Strudel bildete und im dampfenden Schlund verschwand.
Ein gedämpfter Ausruf veranlasste ihn, seine Aufmerksamkeit wieder Chin zuzuwenden. Der Geologe hielt die Teleskopstange über die Grube. Er hatte bereits eine Probe des heißen Sands entnommen. Allerdings zeigten sich auf einmal Risse in der Glaswandung der Probenflasche.
War das Glas aufgrund der Hitze gesprungen?
Plötzlich platzte der Boden des Probenbehälters ab, der Sand rieselte in die Grube. Das Glas schien beim Auftreffen auf den Sand zu schmelzen. Nein, schmelzen war nicht der richtige Ausdruck. Das Glas löste sich einfach auf und verschwand.
Chin richtete sich auf. Er hielt noch immer die Stange mit den Überresten des zerbrochenen Probenglases in der Hand. Auf einmal zerbröselte auch der Rest des Glases zu einem feinen Pulver und fiel in die Grube. Auch das Ende der Aluminiumstange begann, sich aufzulösen. Der Vorgang setzte sich langsam zum anderen Ende hin fort. Als die Stange auf einer Länge von mehreren Zentimetern zerbröselt war, warf Chin sie in die Grube. Sie drang in die staubähnliche Masse ein wie ein Speer – dann sah es so aus, als würde sie in Treibsand versinken.
Ryan konnte sich denken, dass sie nicht nur darin versank.
»Das Material wird
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