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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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denaturiert«, sagte Chin. Im Unterschied zu Ryan, der den Vorgang mit Entsetzen beobachtet hatte, wirkte er nur verblüfft. »Was auch immer hier vorgeht, es löst den Zusammenhalt der Materie. Vielleicht sogar auf atomarer Ebene.«
    »Was zum Teufel ist die Ursache?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung.«
    »Wie sollen wir das in den Griff bekommen?«
    Chin schüttelte den Kopf. Ryan stellte sich vor, dass der Sandstrudel sich wie ein Krebsgeschwür ins Gebirge fraß und gleichzeitig immer weiter in die Tiefe vordrang. Der Geologe hatte es selbst gesagt.
    Der Untergrund dieser Gegend ist vulkanisch aktiv.
    Wie zur Erinnerung erbebte der Boden heftig, viel stärker als zuvor. Eine Wasserfontäne schoss bis zu den Baumwipfeln hoch, ein Schwall überhitzter Luft dehnte sich aus.
    Chin legte schützend den Arm vors Gesicht und zeigte mit der anderen Hand auf den Nationalgardisten. »Der Untergrund ist hier viel zu instabil! Sie müssen die Schlucht evakuieren. Im Umkreis von mindestens einer Meile.«
    Ryan hatte keine Einwände. Er rief Bellamy zu, der ein paar Meter entfernt mit Hammer und Meißel zugange war. »Hören Sie auf damit! Lassen Sie die Männer abziehen! Nehmen Sie die ganze Ausrüstung mit!«
    Ehe der große Mann reagieren konnte, brach hinter dem Gefreiten ein weiterer Felsbrocken ab und stürzte in die Grube. Feuchter Gesteinsstaub spritzte nach allen Seiten. Mehrere dunkle Spritzer trafen Bellamy am rechten Schienbein.
    »Kommen Sie her!«, befahl Ryan.
    Bellamy, der keine Extraeinladung brauchte, trabte zu ihnen herüber. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Mit dem rechten Bein humpelte er.
    »Was haben Sie?«, fragte Ryan.
    »Es brennt höllisch, Sir.«
    Ryan senkte den Blick. Die unentflammbare Hose hätte das Bein vor Verbrennungen durch den erhitzten Staub eigentlich schützen sollen.
    »Bringen Sie ihn nach oben!«, blaffte Chin. »Sofort!«
    Ryan zuckte zusammen, gehorchte aber. Er packte Bellamy bei der Schulter, doch der sackte mit einem Aufschrei zusammen. Sein Schienbein war in der Mitte durchgebrochen.
    Ryan fing den Mann auf und ließ ihn zu Boden sinken.
    »Scheiii-ße!«, brüllte Bellamy gequält.
    Ryan verzichtete auf eine Ermahnung. Ihm war selbst nach Fluchen zumute. Was zum Teufel ging hier vor?
    Chin kniete neben Bellamys Beinen nieder. Er hielt ein Messer in der Hand, ein KABAR-Militärmesser. Damit schlitzte er das Hosenbein des Gefreiten vom Knie bis zum Knöchel auf und legte den hässlichen Schienbeinbruch frei. Aus der Wade schaute ein heller Knochensplitter hervor, deutlich abgehoben von der dunklen Haut des Mannes. Die Verletzung blutete weniger stark, als Chin es erwartet hätte.
    »Er ist kontaminiert«, sagte Chin.
    Ryan bemühte sich, Chins Erklärung zu verarbeiten – da zerfiel das scharfe Ende des zersplitterten Knochens auf einmal vor seinen Augen zu Staub. Die Haut wich von den Wundrändern zurück. Ryan dachte an den Staubklumpen, der Bellamy getroffen hatte, und an den Ausdruck, den der Geologe benutzt hatte.
    Denaturierung.
    Der Staub hatte sich offenbar durch Bellamys Anzug gefressen und das Bein angegriffen.
    »W-w-was sollen wir tun?«, stammelte Ryan.
    »Geben Sie mir eine Axt!«, befahl Chin.
    Diesmal machte nicht der Befehlston des Geologen Ryan Beine, sondern die Angst in seiner Stimme. Chin, der sorgfältig darauf achtete, nicht mit dem Staub in Berührung zu kommen, hatte das kontaminierte Hosengewebe bereits entfernt und in die Bodensenke geworfen. Sollte Ryan noch Zweifel hinsichtlich Chins Vorhaben gehabt haben, so wurden sie zerstreut, als der Geologe den Gürtel abnahm und eine Aderpresse vorbereitete.
    Auch Bellamy hatte verstanden und stöhnte leise. »Nein …«
    »Es geht nicht anders«, sagte Chin. »Sonst wandert die Kontamination am Bein hoch.«
    Er hatte recht. Während Ryan zum Lager rannte, dachte er an die Frage, die er angesichts des Kraters gestellt hatte. Wie sollen wir das in den Griff bekommen?
    Inzwischen kannte er die Antwort.
    Sie würden einen hohen Preis dafür zahlen müssen. Jetzt ging es vor allem um Schadensbegrenzung.
    Eine knappe Minute später kehrte er mit einer Axt zurück, die er der Brandbekämpfungsausrüstung entnommen hatte. Zwei Männer begleiteten ihn. Chin hatte den Gürtel um Bellamys Oberschenkel strammgezogen. Der Gefreite lag auf dem Rücken, der Geologe hielt ihn an den Schultern fest. Bellamys Gesicht war hinter der Atemmaske vor Schmerzen und Angst rot angelaufen.
    Die beiden Soldaten unterdrückten

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