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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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verschleierte sich, als er diese Möglichkeit in Betracht zog. »Wenn das zutrifft, wäre dieser Brief der bedeutsamste historische Fund seit Jahrzehnten. Aber warum findet sich nirgendwo sonst eine Bestätigung dafür?«
    Gray versetzte sich in Franklins und Jeffersons Lage hinein. »Weil ihr Vorhaben gescheitert ist und weil etwas sie dermaßen erschreckt hat, dass sie alle Unterlagen zu der Angelegenheit vernichtet haben. Deshalb gibt es nur so wenige Hinweise.«
    »Angenommen, Sie haben recht – was wollten sie verbergen?«
    Gray schüttelte den Kopf. »Die Antwort auf diese Frage oder zumindest weitere Hinweise, die Licht in die Angelegenheit bringen könnten, sind möglicherweise in der Korrespondenz von Franklin und Fortescue versteckt. Wir müssen mit der Suche beginnen …«
    Als sein Handy klingelte, verstummte er. Das Signal tönte laut in der Stille wider. Er nahm das Gerät aus der Manteltasche und las den Namen des Anrufers ab. Dann seufzte er leise.
    »Ich muss das Gespräch annehmen.« Er stand auf und trat ein Stück beiseite.
    Im nächsten Moment vernahm er die aufgeregte Stimme seiner Mutter. Sie klang besorgt und verängstigt. »Gray, ich … ich brauche deine Hilfe!« Im Hintergrund ertönte ein lautes Krachen, gefolgt von aggressivem Gebrüll. Dann brach die Verbindung ab.

10
30. Mai, 22:01
High Uintas Wilderness, Utah
    MAJOR ASHLEY RYAN bewachte das Tor zur Hölle.
    In fünfzig Metern Entfernung von seinem Wachposten grollte noch immer die Explosionsstelle. Siedend heiße Wasserfontänen und Schlammklumpen schossen in die Höhe. Der Dampf verwandelte die Schlucht in eine nach Schwefel stinkende Sauna. Im Verlauf eines halben Tages hatte sich der Umfang der Explosionszone verdoppelt. Jetzt wurde auch die andere Bergflanke in Mitleidenschaft gezogen. Bei Sonnenuntergang war ein großes Stück der Felswand abgebrochen, wie beim Kalben eines Gletschers. Der Felsbrocken war in die Grube gestürzt, die stetig größer wurde. Dann brach die Nacht herein, die Wolken verdeckten den Mond und die Sterne, und im Tal wurde es stockfinster wie in einer Höhle.
    Jetzt fiel beunruhigender rötlicher Lichtschein aus der Grube.
    Es war noch nicht vorbei.
    Aufgrund der lebensgefährlichen geologischen Instabilität hatte die Nationalgarde alle Personen, die nicht unabkömmlich waren, aus der Schlucht verbannt und das Tal auf einer Länge von fünf Kilometern abgesperrt. Bewacht wurde es von Patrouillen und Militärhubschraubern, die unablässig darüber kreisten. Ryan hielt mit einem kleinen Trupp Nationalgardisten am Talboden die Stellung. Alle Soldaten hatten Erfahrung darin, Feuer zu bekämpfen, und trugen gelbe Overalls aus schwer entflammbarem Nomex, außerdem waren sie mit Helm und Atemmaske ausgerüstet für den Fall, dass sich die Lage noch weiter verschärfen sollte.
    Ryan wandte sich einem Neuankömmling zu, der gerade seine Ausrüstung anlegte. »Können Sie uns sagen, was hier vorgeht?«, fragte er.
    Der Geologe – der sich wortkarg als Ronald Chin vorgestellt hatte – richtete sich auf, den Helm unter den Arm geklemmt. »Deshalb bin ich hier.«
    Ryan musterte den Wissenschaftler skeptisch. Der Mann war vor einer Viertelstunde mit dem Helikopter von Washington, D. C., eingetroffen. Ryan hatte nicht viel übrig für Regierungsbeamte, die ihre Nase in Dinge steckten, die sie nichts angingen, doch er spürte, dass der Geologe aus einem anderen Holz geschnitzt war. Sein sachliches Auftreten und sein kahl rasierter Schädel ließen auf einen militärischen Hintergrund schließen. Am Boden der Schlucht angelangt, hatte der Regierungswissenschaftler mit einem Blick die Situation erfasst und die Feuerschutzkleidung angelegt, bevor Ryan ihn dazu auffordern konnte.
    »Ich sollte besser alleine gehen«, sagte Chin und hob eine metallene Werkzeugkiste vom Boden auf.
    »Kommt nicht infrage. Hier trage ich die Verantwortung.« Ryan hatte Anweisung, den Geologen in jeder Beziehung zu unterstützen, doch er war immer noch der Einsatzleiter. Er winkte einen seiner Leute zu sich heran. »Private Bellamy und ich werden Sie zum Explosionsort begleiten.«
    Chin nickte, ohne Einwände zu erheben, wodurch er noch weiter in Ryans Achtung stieg.
    »Dann bringen wir’s hinter uns.« Ryan ging voran und schaltete mit dem Daumen die auf seiner Schulter befestigte LED-Lampe ein. Die anderen taten es ihm nach, wie ein Team von Höhlenforschern.
    Als sie in den finsteren Wald eindrangen, wurde es mit jedem Schritt wärmer, und

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