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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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schwer, das Labor zu finden. Aus einer offenen Tür schallte ihnen Stimmenlärm entgegen.
    Painter ging schneller, denn er fürchtete, jemand könnte Kai und Professor Kanosh aufgespürt haben. Als sie den Raum betraten, langte er zum Schulterhalfter. Wachsam musterte er den Mann, der den Professor mit einem Dolch zu bedrohen schien – als Painter die Situation erfasste, ließ er den Arm jedoch wieder sinken. Der Mann mit dem Messer war mit einem weißen Laborkittel bekleidet, und der Dolch war in Wirklichkeit ein Artefakt von vermutlich archäologischem Wert. Außerdem wirkte Professor Kanosh nicht verängstigt, sondern nur gereizt. Der andere Mann war offenbar ein Kollege, der vehement seine Meinung vertrat.
    »Das könnte der lang gesuchte Beweis sein!«, sagte er und klatschte den Dolch auf den Tisch. »Warum sind Sie nur so stur?«
    Ehe Professor Kanosh antworten konnte, bemerkten die beiden Männer Painter. Ihre Augen weiteten sich und wurden noch größer, als sich der massige Kowalski in den Raum schob.
    Die beiden Kollegen saßen an einem langen Tisch in der Mitte des weitläufigen Labors. Ein paar Lampen brannten und beleuchteten verschiedene Geräte. Einige kannte Painter aufgrund seines Studiums der Elektrotechnik: Massenspektrometer, verschiedene Zylinderspulen und Rheostate, Durchgangswiderstände und Kondensatoren. Ein Gerät fiel ihm besonders ins Auge. In einem Alkoven summte neben mehreren Monitoren die hohe Säule eines Elektronenmikroskops.
    »Onkel Crowe?«
    Die Stimme ertönte aus dem Schatten neben dem Mikroskop. Eine junge Frau trat zögernd ins Helle, die Arme um die Brust geschlungen, mit hängenden Schultern. Hinter dem Vorhang ihres langen, schwarzen Haars hervor sah sie zu ihm auf.
    Seine Nichte Kai.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Painter. In Anbetracht der Umstände war das eine dumme Frage.
    Kai zuckte mit den Schultern, murmelte etwas Unverständliches und trat zu Professor Kanosh an den Tisch. Painter folgte ihr mit Blicken. Das war’s dann wohl mit der familiären Wiedersehensfreude. Andererseits lag ihre letzte Begegnung auch schon drei Jahre zurück. Das war bei der Beerdigung ihres Vaters gewesen. Seitdem war sie von einem schlaksigen Mädchen zu einer jungen Frau gereift, doch ihr Gesicht wirkte viel härter, als man nach dieser verhältnismäßig kurzen Zeitspanne hätte vermuten sollen.
    Über die Gründe konnte er nur Mutmaßungen anstellen. Ihren vorsichtigen Blick, einerseits herausfordernd, andererseits abwehrend, kannte er nur zu gut. Da er selbst als Waise aufgewachsen war, wusste er, wie es war, von einer weitläufigen Verwandtschaft aufgenommen zu werden, die einen auf Armeslänge von sich fernhielt und nach Belieben herumschubste.
    Painter wurde auf einmal schwer ums Herz. Er hätte mehr tun sollen, als noch Gelegenheit dazu gewesen war. Dann wäre vielleicht alles anders gekommen.
    »Danke, dass Sie gekommen sind«, sagte Professor Kanosh, womit er die Spannung löste. Er forderte Painter mit einer Handbewegung auf, näher zu treten. »Mit Ihrer Hilfe können wir das Schlamassel vielleicht bereinigen.«
    »Das hoffe ich.« Painter musterte den Kollegen des Professors, denn er wusste nicht, ob er in seiner Gegenwart offen sprechen konnte.
    Der Mann wurde sich bewusst, wie unhöflich er gewesen war, und reichte Painter die Hand. Allerdings war dies weniger ein Willkommensgruß als eine Herausforderung. Der Mann war etwa so alt wie Professor Kanosh. Er hatte nur noch ein paar graue Haarsträhnen auf dem Kopf, und während Kanoshs Haut sonnenverbrannt war, wirkte die seines Kollegen schlaff und welk. Unter den Augen hatte er dunkle Ringe. Painter fragte sich, ob der Mann vor Kurzem einen Schlaganfall gehabt hatte. Oder aber sein kränkliches Aussehen rührte daher, dass er sein Berufsleben in diesem Kellerlabor zugebracht hatte, fern vom Sonnenschein und der frischen Luft. Vom körperlichen Verfall konnte Painter Geschichten erzählen.
    »Dr. Matt Denton«, sagte der Mann. »Leiter des physikalischen Instituts.«
    Sie schüttelten sich reihum die Hand. Painter stellte Kowalski als seinen »persönlichen Assistenten« vor, was den Hünen veranlasste, mit den Augen zu rollen.
    Professor Kanosh besaß die Höflichkeit, auf eine Nachfrage zu verzichten. »Bitte nennen Sie mich Hank«, sagte er, vielleicht weil er Painters Vorbehalte spürte. »Ich habe Matt gerade die Lage geschildert. Ich habe vollständiges Vertrauen zu ihm. Wir sind seit der Highschool-Zeit, als wir

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