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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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einen Aufschrei.
    Ryan konnte es ihnen nicht verdenken. Bellamys Bein sah aus, als hätte ein Hai ein Stück von der Wade abgebissen. Nur noch das Gewebe und die Haut hielten es zusammen. Der Rest des Beins war inzwischen weggefressen worden.
    Chin sah Ryan an, während die beiden Soldaten ihre Plätze einnahmen. Der Blick des Geologen wanderte von der Axt zu Bellamy. »Soll ich es tun?«
    Ryan schüttelte den Kopf. Das ist mein Mann. Ich trage die Verantwortung. Er holte mit der Axt aus. Nur noch eine Frage blieb offen. »Über oder unter dem Knie?«
    Die Antwort stand Chin ins Gesicht geschrieben. Sie durften kein Risiko eingehen.
    Er schlug zu, mit aller Kraft.

11
30. Mai, 22:20
Provo, Utah
    PAINTER CROWE LÖSTE mit einer bewussten Willensanstrengung seine Hände von den Armlehnen. Die rasende Fahrt zur Universitätsstadt Provo hatte ihm mächtig zugesetzt. Er hatte versucht, sich mit einem Anruf bei seiner Freundin Lisa abzulenken, und hatte ihr mitgeteilt, dass sie sicher gelandet seien, doch als sie über den Highway rasten, den langsameren Verkehr überholten und immer wieder auf die Gegenfahrbahn ausscherten, fragte er sich, ob er nicht vielleicht vorschnell gehandelt hatte.
    Endlich schaltete Kowalski den Motor des Chevy Tahoe aus und sah auf die Uhr. »Achtundzwanzig Minuten. Jetzt schulden Sie mir eine Zigarre.«
    »Ich hätte auf Gray hören sollen.« Painter öffnete die Beifahrertür und wäre fast vom Sitz gekippt. »Er hat mich dringend davor gewarnt, Sie ans Steuer zu lassen.«
    Kowalski zuckte mit den Achseln und stieg aus. »Was weiß der schon? Der fährt doch nur mit dem Fahrrad durch Washington. Wenn Gott gewollt hätte, dass der Mensch Rad fährt, hätte er unsere Eier woanders untergebracht.«
    Painter starrte Kowalski an. Da es ihm vorübergehend die Sprache verschlagen hatte, schüttelte er wortlos den Kopf und setzte sich in Bewegung. Kowalski folgte ihm. Der Hüne trug einen knöchellangen schwarzen Mantel, der die Mossberg-Pumpgun verbarg, die er sich am Bein festgeschnallt hatte. Um die tödliche Wirkung der Waffe in dieser zivilen Umgebung zu dämpfen, war sie mit XREP-Tasermunition bestückt – mit drahtlosen Kugeln, die den Getroffenen mit einem Stromschlag kampfunfähig machten.
    In Anbetracht des Mannes, der die Waffe bediente, war das eine kluge Vorsichtsmaßnahme.
    Zu dieser späten Stunde war es ruhig auf dem Campus der Brigham Young University. Ein paar Studenten eilten die Gehsteige entlang, dick vermummt gegen den schneidenden Wind, der von den schneebedeckten Bergen im Umkreis der Stadt herabwehte. Ein Pärchen musterte sie neugierig und ging weiter.
    Straßenlaternen übergossen die Waldwege mit warmem Lichtschein, in der Ferne ragte ein großer Glockenturm auf. Die Universitätsgebäude, die meisten davon dunkel, breiteten sich in alle Richtungen aus. Nur einige wenige, in denen Spätvorlesungen abgehalten wurden, waren noch erleuchtet.
    Painter warf einen Blick auf den Campusplan, den er aufs Handy geladen hatte. Professor Kanosh hatte sie gebeten, sich im Labor des geowissenschaftlichen Instituts mit ihnen zu treffen. Painter orientierte sich und gab die Richtung vor.
    Das Eyring Science Center lag an einem von Bäumen gesäumten Weg, ein Stück vom West Campus Drive entfernt. Wegen der großen Observatoriumskuppel auf dem Dach war es kaum zu verfehlen. Eine breite Treppe führte zur eindrucksvollen Glasfassade hoch.
    Sie betraten das Gebäude. Kowalski blickte sich in der weitläufigen Lobby um, deren Hauptattraktion ein Foucault’sches Pendel war, das von der Decke herabhing und von einer großen Messingkugel beschwert war. An der einen Seite lag ein kleines Café, im Moment geschlossen und überragt von einem lebensgroßen Allosaurus inmitten hoher Farnwedel.
    »Wohin jetzt?«, fragte Kowalski.
    »Der Professor erwartet uns im Keller, im Physiklabor.«
    »Wieso dort unten?«
    Das war eine gute Frage. Für einen Historiker war das ein ungewöhnlicher Treffpunkt, aber Professor Kanosh hatte erwähnt, dass er dort Untersuchungen in Auftrag gegeben habe. Auf jeden Fall war es ein abgelegener, ruhiger Treffpunkt. Painter warf einen Blick auf den Lageplan, dann wandte er sich zu einer Treppe, die abwärtsführte. Das Unterirdische Physikalische Forschungslabor wurde seinem Namen gerecht. Das Labor nahm nicht nur den Keller des Gebäudes ein, sondern erstreckte sich bis unter die Rasenfläche an dessen Nordseite.
    Da sich kaum jemand im Gebäude aufhielt, war es nicht

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