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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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sich auf einen Stuhl sinken. »Das ist ja alles gut und schön, aber was zum Teufel hat das mit den Vulkanen zu tun?«
    Heisman rückte seine Lesebrille zurecht und sagte steif: »Dazu wollte ich gerade kommen. In dem Brief ist von einem Vulkanausbruch die Rede, der sich zwanzig Jahre zuvor ereignet hatte. Und zwar auf den Tag genau. Der zwanzigste Jahrestag. Der Laki-Ausbruch. Dies war der schlimmste Ausbruch seit Beginn der Geschichtsschreibung. Weltweit hat er über sechs Millionen Todesopfer gefordert. Das Vieh ist verendet, und die Ernte verdarb, große Hungersnöte waren die Folge. Es heißt, der Himmel habe sich blutrot gefärbt, und es sei so kalt geworden, dass der Mississippi bis nach New Orleans hinunter zufror.«
    Sharyn hob eines der Dokumente hoch, in denen sie bei Grays Eintreten geblättert hatte. »So beschreibt Benjamin Franklin die Folgen des Vulkanausbruchs: ›In den Sommermonaten des Jahres 1783, als die Sonnenstrahlen den Erdboden der Nordregionen hätten erwärmen sollen, herrschte über ganz Europa und einem großen Teil Nordamerikas dichter Nebel.‹ Franklin war geradezu besessen von Vulkanen.«
    »Und das mit gutem Grund«, setzte Heisman hinzu und lenkte damit Grays Aufmerksamkeit auf sich. »Dem Brief ist zu entnehmen, dass Archard Fortescue bei dem Ausbruch zugegen war – und sich deswegen sogar schuldig fühlte, so als hätte er ihn selbst verursacht.«
    »Was?«, sagte Gray verblüfft.
    Seichan ergriff das Wort. »Bitte entschuldigen Sie meine geografischen Wissenslücken, aber wo liegt dieser Vulkan?«
    Heismans Augen weiteten sich, als werde ihm jetzt erst klar, dass er das Wichtigste vergessen hatte. »In Island«, sagte er.
    Gray wandte sich Monk zu, der ein breites Grinsen aufgesetzt hatte. Das also war der Hinweis, den er für sich behalten hatte. Monk zuckte mit den Schultern. »Sieht so aus, als würden wir in die Fußstapfen des Franzosen treten.«
3:13
    Während die anderen die auf dem Tisch ausgebreiteten Landkarten studierten, saß Seichan allein für sich da und spielte mit dem silbernen Drachenanhänger an ihrer Halskette. Das tat sie immer, wenn sie nervös war. Ihre Mutter hatte auch einen solchen Anhänger getragen. Dies war eine ihrer wenigen Erinnerungen an sie.
    Als Kind hatte Seichan den kleinen, zusammengerollten Drachen in der Halsgrube ihrer Mutter gern betrachtet, wenn sie auf der kleinen Pritsche vor dem offenen Fenster schlief. Während die Nachtvögel im Dschungel sangen, schimmerte der silberne Anhänger im Rhythmus ihres Atems wie Wasser. Jede Nacht. Seichan glaubte damals, der Drache werde zum Leben erwachen, wenn sie ihn nur lange genug anstarrte – und vielleicht tat er das, wenn auch nur in ihren Träumen.
    Verärgert über ihre Sentimentalität, ließ Seichan den Anhänger los. Sie hatte lange genug gewartet. Da anscheinend keiner der Anwesenden die naheliegendste Frage stellen wollte, musste sie die Initiative ergreifen.
    »Zurück zum Brief, Doc.« Alle Blicke wandten sich ihr zu. »Was haben Sie damit gemeint, dass der Franzose sich wegen des Vulkanausbruchs schuldig gefühlt habe?«
    Heisman hielt noch immer mehrere Dokumentseiten in der Hand. »Das hier ist Jeffersons Brief.« Er räusperte sich, wählte einen Abschnitt aus und las ihn vor. »›Endlich haben wir Nachricht von A. F. bekommen. Er hat großes Leid durchgemacht, und nach den Vorkommnissen des Jahres 1783 ist ihm das Herz schwer. Ich bin mir bewusst, dass es nur deshalb dazu gekommen ist, weil er unser Anliegen unterstützte und der Spur folgte, die auf der Landkarte aus dem indianischen Hügelgrab vermerkt war, die er aufgrund des hinterhältigen Angriffs unseres Gegners unter schweren persönlichen Opfern in seinen Besitz gebracht hat. A. F. härmt sich noch immer, weil er den schlafenden Vulkan in dem Meeresgebiet geweckt hat. Er glaubt, dass die schweren Hungersnöte, die nach dem Vulkanausbruch sein Heimatland heimgesucht haben, die Ursache für die blutige Revolution in Frankreich waren, und das belastet ihn sehr.‹«
    Heisman ließ den Brief sinken. »Fortescue könnte mit seiner Einschätzung sogar recht gehabt haben. Viele Historiker vertreten inzwischen die Ansicht, der Laki-Ausbruch und die darauf folgende Hungersnot seien der wichtigste Auslöser für die Französische Revolution gewesen.«
    »Und Fortescue gab sich selbst die Schuld daran«, setzte Gray hinzu. »› Er härmt sich noch immer, weil er den schlafenden Vulkan geweckt hat. ‹ Was hat Jefferson damit

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