Feuerflut
gemeint?«
Darauf wusste niemand eine Antwort.
»Also, was wissen wir?«, kam Seichan zur Sache. »Aus dem ersten Brief wissen wir, dass Franklin Fortescue beauftragt hat, eine in einem indianischen Hügelgrab versteckte Landkarte zu finden. Dieser Brief verrät uns, dass er Erfolg hatte.«
Gray nickte. »Die Karte verwies auf Island. Darum ist Fortescue dorthin gereist. Offenbar hat er dort etwas entdeckt, etwas Furchterregendes, Mächtiges, von dem er annahm, es habe den Vulkanausbruch hervorgerufen. Aber was kann das gewesen sein?«
»Ein Hinweis darauf findet sich möglicherweise im ersten Brief«, meinte Seichan. »Es geht um eine Kraft oder ein bestimmtes Wissen, das die Indianer besaßen, Wissen, das sie zu teilen bereit waren, vielleicht im Austausch gegen die Gründung der geheimnisvollen Vierzehnten Kolonie.«
»Aber dieser Deal kam nie zustande«, meinte Monk.
Heismans Assistentin hatte in der Zwischenzeit in den Papieren geblättert. »Da hätten wir die Stelle«, sagte sie. »›Die Schamanen der Irokesen-Konföderation wurden auf dem Weg zur Zusammenkunft mit Gouverneur Jefferson hinterhältig abgeschlachtet. Nun sind alle, die vom Großen Elixier und den Bleichhäutigen Indianern Kenntnis hatten, der göttlichen Vorsehung anheimgefallen.‹«
Gray nickte. »Wie wir wissen, hat einer der Schamanen kurz vor seinem Tod noch den Ort preisgegeben, an dem eine Landkarte versteckt war, die möglicherweise den Weg zum Ursprung dieses Wissens wies. Fortescue hatte den Auftrag, das Geheimnis zu lüften.«
»Und das ist ihm anscheinend auch gelungen«, setzte Monk hinzu. »Vielleicht war es das im Brief erwähnte Elixier oder irgendwas anderes. Jedenfalls traute er ihm zu, einen Vulkanausbruch auszulösen. Hinterher quälte er sich mit Schuldgefühlen.«
»Bis Jefferson ihm zwanzig Jahre später einen neuen Auftrag erteilte«, sagte Heisman.
Seichan wandte sich dem Wissenschaftler zu. Als ihr bewusst wurde, dass sie erneut mit dem Drachenanhänger spielte, hörte sie damit auf. »Worauf wollen Sie hinaus?«
Heisman rückte seine Brille zurecht und las vor. »›Nach einer solchen Tragödie widerstrebt es mir, A. F. zu einer neuerlichen Expedition hinzuzuziehen, doch sein warmherziges Gemüt und sein hohes Ansehen bei den Indianerstämmen dieses Kontinents werden uns auf dieser weiten Reise von großem Nutzen sein. Er wird in Saint Charles zu Dir stoßen, dann bleibt noch Zeit genug, all das zu beschaffen, was er für diese Reise in den Westen für erforderlich erachtet.‹«
Gray neigte sich vor. »Moment. Wollen Sie damit sagen, Fortescue habe an der Expedition von Lewis und Clark teilgenommen?«
»Ich nicht«, entgegnete Heisman und schüttelte die Dokumente in seiner Hand. »Thomas Jefferson.«
»Aber es gibt keine anderen Belege dafür …«
»Vielleicht hat man die ebenfalls vernichtet«, meinte Heisman. »Genau wie die übrigen Aufzeichnungen dieses Mannes. Der Brief ist der einzige Hinweis, den wir gefunden haben. Nachdem Fortescue sich der Expedition angeschlossen hatte, wird er nicht mehr erwähnt. Zumindest ist uns nichts davon bekannt.«
»Aber warum hat Jefferson ihn gebeten, sich Lewis und Clark anzuschließen?«, fragte Gray.
Seichan hatte da eine Vermutung. Sie straffte sich. »Vielleicht war Island nicht der einzige Ort, der auf der indianischen Landkarte verzeichnet war. Vielleicht gab es noch einen anderen. Einen im Westen. Island lag näher, deshalb haben sie zuerst dort nachgesehen.«
Gray fuhr mit dem Zeigefinger an seinem rechten Auge entlang, was er immer dann tat, wenn er im Geiste die Einzelteile eines Puzzles zusammensetzte. »Wenn es noch ein weiteres Vorkommen gab, weshalb haben sie dann zwanzig Jahre gewartet, bis sie dort nachgesehen haben?«
»Wer wollte es ihnen verdenken, wenn sie nach dem ersten Vorfall Vorsicht walten ließen?«, sagte Monk. »Wenn Fortescue recht hatte, waren sie mitschuldig am Tod von sechs Millionen Menschen und an der Französischen Revolution. Da wollten sie beim zweiten Mal kein Risiko eingehen.«
Heisman schaltete sich ein. »Es gibt noch weitere Hinweise, wonach es bei der Expedition von Lewis und Clark nicht allein um die Erforschung unbekannter Gebiete ging. Jefferson hat dies so gut wie eingestanden.«
»Wie das?«, fragte Gray.
»Vor Beginn der Expedition hat Jefferson einen vertraulichen Brief an die Kongressmitglieder geschrieben. Darin hat er den wahren Grund für die Unternehmung genannt: Es ging darum, die Indianer im
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