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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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er mich in seine Arme.
    »Ich blute wieder…«, sagte ich leise.
    »Jetzt?«
    Ich nickte. Er stieß einen seltsamen Laut aus und vergrub das Gesicht in meinem Haar. Wir hielten uns so fest, wie wir nur konnten, und streichelten uns wie Blinde. Endlich ließ er mich los. Ich hob das Gesicht zu ihm hoch.
    »Das nächste Mal? Wo?«
    »Wir bauen heute ab. Wir gehen nach Belgien. Dann nach Holland. Im September sind wir in Les-Saintes-Maries-de-la-Mer.«
    Ich zog leicht mit dem Finger an seiner Gürtelschnalle.
    »Ich werde dasein.«
    »Ich warte auf dich.«
    Unsere Lippen berührten sich, bevor er sich gewaltsam losriß. Er wandte sich ab und ging, wortlos und ohne einen Blick zurück. Die Tür fiel hinter ihm zu.
    Ich trank meinen Kaffee ohne Hast, die Augen ins Leere gerichtet. Dann stellte ich beide Tassen in die Spüle, zog meinen Mantel an, warf meine Umhängetasche über die Schulter. Draußen war alles noch grau. Autos und Wohnwagen zeichneten sich schemenhaft im Morgenlicht ab. Das zweitürmige Zelt schwebte im Morgendunst, ein Reich der Träume, eine Schattenburg, sich auflösend mit dem Nebel. Undeutliche Gestalten stapften über die Bretter, im Schlamm. Ich watete mit meinen dicken Schuhen an Lolas Wohnwagen vorbei, als ich eine Gestalt in Jeans und rotem Pulli auf den Stufen sitzen sah. Coralie hatte das verletzte Bein von sich gestreckt. Ihr Gesicht war blaß, das strubbelige Haar mit einem Kamm am Hinterkopf hochgesteckt. Sie mußte gesehen haben, wie Amadeo zu den Pferden ging, und wartete nun darauf, daß ich verschwand. Ich kam ziemlich nahe an ihr vorbei. Sie sah mich an, machte mit der Hand das Zeichen gegen den bösen Blick und spuckte vor mir auf den Boden.
    Der Parkplatz war eine durchweichte, nasse Fläche; nur einige Lastwagen der Zirkusleute waren dort geparkt. Mein Auto stand dort, wo ich es am Abend vorher gelassen hatte. Ich schloß den Wagen auf, zog meinen Mantel aus und setzte mich ans Steuer. Der Motor startete; ich riß die Räder aus dem Schlamm, fuhr die Straße entlang. Neben dem Kanal trabte ein Reiter, hochgewachsen, mit einem roten Turban. Das Pferd war ein Schimmel, weiß wie der Dunst. Beide, der Reiter und sein Pferd, verschwanden im Nebel. Es war vorbei…
    Im Treppenhaus, vor Elenis Wohnungstür, vernahm ich die perlenden Klänge der »Alborada del Gracioso«. Ich schellte.
    Die Musik brach ab. Eleni öffnete. Sie trug ein weißes Sweatshirt und Jeans, dazu Sandalen. Sie musterte mich und fragte:
    »Bist du krank?«
    »Ich? Nein.«
    »Warst jede Nacht bei ihm?«
    »Ja.«
    Sie preßte leicht die Lippen zusammen.
    »Geht ihr auf diese Weise miteinander um?«
    »Ich bin etwas müde, das ist alles. Komme ich zu früh? Ich hatte vergessen, daß du morgens übst.«
    »Jorge ist gerade gegangen. Und morgens konzentriere ich mich nicht richtig, das geht erst nachmittags. Trinkst du eine Tasse Kaffee?«
    »Ich möchte mich einen Augenblick hinlegen«, sagte ich.
    Sie nahm mir den Mantel ab und hängte ihn auf. Während sie in die Küche ging, zog ich meine Schuhe aus, legte mich auf das Sofa. Mein Bauch schmerzte, als bewege sich etwas darin. Der Schmerz sagte mir, daß ich dich gehabt hatte. Und genau wie damals, als Mädchen, wünschte ich, diesen Schmerz in mir zu bewahren, als lebende Erinnerung an dich. Ja, du kennst mich gut, Amadeo. Du weißt, wie ich es haben will. Nur du…
    Auch der Kopf tat weh, die Schenkel, alles. Meine Kehle war trocken und brannte. So entsetzlich war es noch nie gewesen. Ich fühlte mich so benommen, als habe das Trauma der Trennung von ihm mich meiner ganzen Identität beraubt. Irgendwo tickte eine Uhr. Ich verschränkte die Arme über die Augen, konzentrierte mich auf das Geräusch. Du entfernst dich von mir, mit jedem Ticken dieses Zeigers, mit jedem Atemzug. Heute Nacht wirst du Coralies Schenkel öffnen und in sie eindringen, mit dem Verlangen nach mir. Aber meinen Geruch wirst du nicht finden; ich trage ihn an mir, mit dem deinen vermischt. Wenn ich die Knöpfe meiner Bluse aufmache, rieche ich dich, auf meiner Haut…
    Ich merkte nicht, daß Eleni das Zimmer betreten hatte.
    Plötzlich öffnete ich die Augen und sah sie über mich gebeugt.
    »Habe ich dich geweckt?«
    »Ach, Eleni, ich bin eingeschlafen.«
    Eine Decke war über mich ausgebreitet worden. Ihre Fransen kitzelten mich leicht am Kinn. Ich drehte den Kopf zur Seite, streckte mich, um meine Beine zu entspannen.
    »Wie lange liege ich schon hier?«
    »Seit zwei Stunden. Der Kaffee ist

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