Feuerfrau
drinnen vorausahnten, jede Veränderung sofort als solche erkannten.
Nein. Nein. Nein. Ich warf mich auf seine verschwitzte Brust, preßte ihm die Hand auf den Mund.
»Sei still!«
Er nahm meine Hand, küßte einzeln meine Finger, dann die heiße Innenfläche und öffnete dabei meine Hand wie einen Blütenkelch. Ich hörte seine gepreßten Atemzüge, das Klopfen seines Pulses; es klang, als wäre es mein eigener.
»Herzblume, diese Dinge müssen gesagt werden, und zu früh ist besser als zu spät. Es ist nicht gut, wenn du einsam lebst. Ich habe die Leute hier, denen ich Arbeit verschaffe, die Pferde die meine Freunde sind. Und die eine oder andere Frau, die mein Bett teilt. Und was sonst noch? Nicht viel, aber ich habe meine Wahl getroffen. Du aber brauchst einen Lebensgefährten. Einen Mann, der bei dir ist und mit dir ein Kind zeugt.«
Die kleinen Schweißperlen an meinem Haaransatz trockneten nur langsam. Mein Leib war noch klebrig von seiner Lust – und er sprach von einem anderen!
Ich versuchte ein Lächeln.
»Das hört sich an, als ob ich eine Stute wäre!«
»Das sollte dir schmeicheln.«
»Wenn du es sagst, ja.«
»Aber du kommst in ein Alter, in dem das Kinderkriegen nicht mehr so einfach ist.«
»Amadeo, wenn ich dich nicht so gut kennen würde…«
»… würdest du mir eins auf die Schnauze geben, ich weiß. Aber ich möchte, daß du mich verstehst. Jetzt ist deine Haut unter den Küssen noch zart. Und sie wird es noch lange bleiben, denn das Gesicht einer Frau zeigt, welches Leben sie führt. Man muß nur richtig hinsehen: Das Herz eines Menschen zeichnet sich auf seinem Gesicht ab.«
Ich starrte ihn an, versunken in der Wahrnehmung seiner Gegenwart.
»Wenn wir schon von Kindern sprechen, Amadeo, willst du eigentlich keine?«
»Wenn schon, dann mit dir. Und nicht nur eins, sondern gleich drei oder vier. Ich träume davon, daß sie in deinem Körper wachsen. Daß ich sie spüre, wenn ich dich streichle. Ich möchte sehen, wie dein Leib sich wölbt, wie deine Brüste anschwellen, die Brustwarzen breit und dunkel werden, wie Heckenrosen. Jedes Kind möchte ich eigenhändig zur Welt bringen.
Seine Nabelschnur verknoten, ihm sein erstes Bad geben, es in deine Arme legen. Und deine Brüste küssenwenn du es nährst, und deine Milch auf meinen Lippen schmecken…«
Seine Leidenschaft verzehrte mich. Er sprach meine Wachträume aus, meine fiebrigen Sehnsüchte, meine geheimsten Wünsche. So weit waren wir also gekommen, daß wir diese Vorstellung teilten.
»Sei still, Amadeo. Du hast zuviel Phantasie.«
Die Worte klangen unecht und trocken, als kämen sie nicht aus meinem Mund. Er warf den Kopf zurück, wie um ferne Bilder und Gedanken abzuschütteln.
»Das Thema ist erledigt. Du sollst nicht meinetwegen dein Leben verpfuschen.«
»Verpfusche ich nicht deines genauso?«
Die Worte sagten nicht viel; höchstens ihre Färbung enthüllte, was in uns vorging.
»Herzblume, da ist nichts zu machen. Und du kannst mir sogar deine Lover vorführen. Erwarte nur nicht, daß ich freundlich zu ihnen bin. Haust du mir jetzt eine runter?«
»Ich kann nicht, du hältst mich ja fest.«
»Die Männer, die du zu deinem Vergnügen in dein Bett nimmst, bedeuten mir nichts. Sie sind nicht real in meinen Augen.«
»Du bist ganz schön arrogant«, sagte ich, »das bist du schon immer gewesen. Ich bin nicht so mannstoll, wie du es vielleicht annimmst. Ich werde vermutlich ganz für mich bleiben.«
»Du hast ein Recht zu leben, Herzblume.«
»Ich lebe ja, wenn du da bist.«
»Ich bin nicht immer da. Und das sagst du nur, weil du eine Vorliebe für mich hast. Eines Tages sollst du einen Mann finden, einen richtigen, keine touristische Figur, vollgepumpt mit den Vitaminen A, B und C.«
»Du meinst, weil ich sonst durchdrehen würde?«
Er sah mich kurz an und lachte.
»So ungefähr.«
»Hast du genug von mir? Warum lachst du?«
»Weil ich von dir besessen bin, Herzblume. Weil ich immer wenn ich eine Stute reite, dich zwischen meinen Schenkeln fühle. Zum Glück habe ich meinen Körper noch gut in der Gewalt.«
»Das will ich hoffen.«
Er nahm meine Hand.
»Was sagst du zu meinem Vorschlag?«
»Das kommt überhaupt nicht in Frage.«
»Nein?«
»Nein. Den Mann deiner Vorstellung gibt es nicht.«
»Ich würde ihn herbeizaubern, wenn ich könnte.«
»Das solltest du Heber Wassilio überlassen.«
Er ließ meine Rechte los, aber nur, um sich auf mich zu wälzen. Ich streckte mich, umfaßte seine
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