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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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inzwischen kalt geworden. Warte einen Augenblick, ich mache dir neuen.«
    Ich schob die Decke beiseite, legte die Hände auf den Tisch und stand mit Mühe auf. Mir war schwindlig.
    »Laß nur, Eleni. Ein Glas Wasser genügt. Ich werde ein Aspirin nehmen. Hast du wohl einen Tampon oder eine Binde?«
    »Binden benutze ich nie. Und du solltest dich krank melden.«
    Ich blieb eine Weile im Badezimmer. Ich putzte mir die Zähne, wusch mir das Gesicht. Beim Abtrocknen blinzelte ich ein paarmal, um den Schlaf aus den Augen zu vertreiben. Meine Lippen waren ebenso ausgedörrt wie das Innere meines Mundes. Auch die Gesichtshaut spannte, wie bei einem Sonnenbrand; ich tupfte etwas von Elenis Hautcreme auf meine Wangen.
    Ich saß wieder auf dem Sofa, als Eleni mit einem Glas Wasser aus der Küche kam.
    »Wie fühlst du dich?«
    »Ich könnte keine Bäume ausreißen, aber es geht.«
    »Hier ist ein Aspirin.«
    »Danke.«
    Ich schluckte die Tablette und trank. Das kühle Wasser tat mir gut. Mein Durst war jetzt gestillt, aber den Schmerz in mir spürte ich nach wie vor. So war es gut, so mußte es sein. Ich fühle dich immer noch, Amadeo. Ich bin stolz darauf, daß du diesen Schmerz in mir ausgelöst hast.
    »Ich muß ins Institut.«
    »Willst du nicht etwas essen, bevor du gehst?«
    »Nein, es ist so in Ordnung. Es tut mir leid, Eleni. Jetzt bist du nicht zum Üben gekommen.«
    »Das macht nichts. Ich habe Zeit.«
    Sie setzte sich, faltete anmutig die Hände im Schoß; Rücken und Nacken bildeten eine schmale, vollendete Linie. Ihre Mutter hatte stets darauf geachtet, daß sie sich gerade hielt. Im Morgenlicht, das durch die hellen Vorhänge zum Fenster hereinschien, schimmerte ihr Haar.
    »War es schlimm, diesmal?«
    Ich hob das Glas zum Mund. Meine Zähne schlugen gegen den Rand, so daß ich leicht zusammenfuhr.
    »Amadeo will mich an den Mann bringen. Er hat diese Schnapsidee.«
    Ein kleines Lächeln zuckte um ihre Mundwinkel.
    »Bravo. Wie kommt er darauf?«
    Ich legte den Kopf an die Lehne.
    »Ich könnte es mit einer ganzen Fußballmannschaft treiben, es wäre ihm gleichgültig, solange er für mich das bleibt, was er ist. Und auf einmal macht er sich Sorgen um mich, der Idiot! Er redet wie ein verdammter Pferdezüchter: Los, es wird Zeit, daß du ein Fohlen wirfst. Er will, daß ich ein Kind habe.«
    »Warum nicht von ihm?«
    Unsere Blicke trafen sich. Ich wunderte mich nicht, daß sie diesen Gedanken hatte. Sie wußte immer alles, was ich dachte. Ich strich mein Haar aus dem Gesicht.
    »Wenn ich von Amadeo schwanger wäre, brauchte ich es ihm nicht einmal zu sagen, er würde es meinen Augen ansehen. Wir können uns das nicht leisten, Eleni.«
    Ein spöttischer Funke zuckte in ihren Augen.
    »Wieso? Denkst du an die Leute?«
    Sie lachte; ich lachte auch, bevor ich den Kopf schüttelte.
    »Ich denke an uns, Eleni. Und an das Kind. Wo sollte es denn aufwachsen? Bei ihm oder bei mir? Einer von uns würde entsetzlich leiden.
    Wir können niemals zusammenleben, höchstens dann, wenn wir alt und grau sind. Mit einem Zirkus umherziehen? Das ist für mich undenkbar.
    Und er? Sei mal ehrlich, siehst du ein anderes Leben für ihn?«
    »Nein«, sagte sie. »Er ist ein Träumer.«
    »Seine Träume sind real. Er verdichtet sie zu Bildern, baut sie Abend für Abend auf und zerstört sie, wenn die Scheinwerfer erlöschen. Er schafft die ewige Wiederkehr des Gleichen. Er hat die Kraft dazu.«
    Sie nickte ruhig.
    »Eine Ekstasetechnik, ja, ich weiß. Man kann das herbeiführen, auch in der Musik.«
    »Amadeos Welt ist glatte Utopie. Er weiß es, aber es macht ihm keine Angst. Und ich… nun, ich lebe mich auf anderen Gebieten aus. Und daher…«
    Ihre hübschen Zähne blitzten.
    »Und daher seid ihr euch so ähnlich.«
    Ich drückte das Glas an meine Stirn.
    »Ich sehe mir die Welt an. Amadeo will nichts von ihr wissen. Er kümmert sich nur um seine Welt. Ich bin der rationale Teil von ihm. Und er ist mein Traumbild.«
    Sie nickte gleichmütig.
    »Und somit seid ihr eins.«
    »Niemand versteht das besser als du.«
    »Ich bin halt einfühlend.«
    »Amadeo und ich, wir halten uns nicht an die allgemeinen Spielregeln.
    Wenn es für uns nur darum ginge, ein paarmal im Jahr zusammen zu bumsen, wäre es überhaupt kein Problem. Aber das ist es nicht, überhaupt nicht. Wir verbringen unsere Zeit damit, aufeinander zu warten. Ich hungere und durste nach ihm, und ihm geht es ebenso. Wir lieben einander, Eleni, wir Heben einander zum

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