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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Verrücktwerden. Unsere Tragik ist, daß wir für uns keinen Ausweg sehen.«
    Sie senkte den Blick auf ihre Hände.
    »Ist Liebe Grund genug, um sich Schmerzen zuzufügen?«
    In meinen Ohren dröhnte der eigene Atem.
    »Amadeo würde sagen, es ist der Preis…«
    Sie saß da, kerzengerade, und seufzte.
    »Ich kann nicht mehr mitansehen, wie ihr euch beide kaputtmacht.
    Schon seit Jahren. Ich bin froh, daß er nach Belgien fährt und du nach Griechenland zu Stavros und Anghelina.«
    »Sie können mir nicht helfen.«
    »Nein. Aber du wirst sie mögen. Sie werden dich verstehen, vielleicht besser als sonst jemand.«
    »Glaubst du das wirklich?«
    Sie lächelte ihr Grübchenlächeln.
    »Du bist nicht so phänomenal, wie du denkst. Du brauchst dir nichts darauf einzubilden…«
    Ich wußte, daß die Anspielung etwas mit mir zu tun hatte, etwas mit meiner ganz besonderen Art. Aber ich wollte nicht darüber nachdenken.
    Nicht jetzt. Später würde ich schon herausfinden, was sie damit gemeint hatte.
    »Wenn ich nur einmal richtig heulen könnte«, sagte ich.
    Sie nickte ruhig.
    »Ja, das würde dir guttun. Aber es kommt schon.«
    »Amadeo und ich waren immer stark, wir haben einen Block gebildet, gegen alles; jetzt habe ich das Gefühl, daß wir Waschlappen sind. Ein Mann, der mir mehr bedeutet als er? Als er davon redete, hätte ich ihn am liebsten verprügelt. Der bloße Gedanke daran ist lachhaft und völlig unmöglich. Amadeo würde das niemals ertragen. Den Typ würde er umbringen oder sich selbst eine Kugel durch den Kopf jagen. Und dann kann ich nur hoffen, daß noch eine für mich übrigbleibt.«
    Sie wurde plötzlich lebhaft.
    »Hör mit diesem dramatischen Zeug auf! Ihr seid beide total überdreht, aber einer mußte ja den Anfang machen. Hättest du vielleicht den Mut gehabt, Amadeo zu sagen, es geht nicht mehr so weiter, suche dir eine Frau, die besser zu dir paßt?«
    Meine Finger schlossen sich um das Glas. Ein paar Atemzüge vergingen. Sie erwiderte gelassen meinen Blick. Ich starrte sie an; ohne daß ich es merkte, preßte ich das Glas derart fest zusammen, daß es mit leisem Knirschen zersprang. Das Wasser floß mir über die Hand und auf den Teppich. Eleni sprang auf.
    »Sei vorsichtig! Du tust dir ja weh!«
    Ich öffnete die Hand. Ein Splitter hatte sich in meinen Daumen gebohrt.
    Ich pickte ihn mit den Nägeln heraus. Ein dünner Blutfaden rann über mein Handgelenk.
    »Es ist weiter nichts«, sagte ich tonlos.
    Ich hob die Hand, fuhr mit der Zungenspitze über die Wunde.
    Der Schnitt war nicht tief, aber er blutete stark, Eleni ging ins Badezimmer, kam mit einem Erste-Hilfe-Kasten zurück. Sie säuberte den Schnitt, verklebte ihn mit einem Heftpflaster. Ich saß da, benommen, und schaute ihr bei ihrer Tätigkeit zu, als ob die Hand mir nicht gehörte. Elenis zarte Finger waren kühl – sie waren immer kühl, es mußte etwas mit ihrem Kreislauf zu tun haben – und strahlten Ruhe aus. Jede ihrer Bewegungen war ausgeglichen. Plötzlich blickte sie rasch von meiner bandagierten Hand auf und mir ins Gesicht.
    »Ich nehme an«, sagte sie ruhig, »das war die Antwort auf meine Frage.«
    Am Nachmittag rief Martin in meinem Büro an.
    »Ist er weg?«
    »Was willst du damit sagen, Martin?«
    »Du weißt genau, wen ich meine. Ist er nun fort, oder nicht?«
    »Sie bauen heute das Zelt ab.«
    »Gut. Dann bist du ja wieder ansprechbar. Treffen wir uns nachher?«
    Wir verabredeten uns in der Brasserie Baizar, an der rue des Ecoles, einem Lokal, das ich von meiner Studentenzeit gut kannte.
    Ich kam mit der Metro. Nach Arbeitsschluß war ich noch schnell in meiner Wohnung gewesen, hatte die Post durchgesehen und mich umgezogen. In der Brasserie herrschte das übliche Gedränge; die Sorbonne war ganz in der Nähe. Martin winkte mir zu. Er war frühzeitig gekommen und hatte einen ruhigen Ecktisch an der Wandtäfelung erwischt. Er stand auf, lächelte wie ein scheuer Schuljunge. Die braunen Locken fielen über den blauen, etwas zerschlissenen Hemdkragen. Seine Augen leuchteten.
    Nicht das geringste Zeichen von schlechter Laune war ihm anzumerken.
    Aber ich kannte ihn gut.
    Er half mir aus dem Blazer. Ich setzte mich.
    »Du siehst ja blendend aus!« stellte er fest.
    Ich lächelte ihn an.
    »Das freut mich.«
    Ich hatte mein Haar gewaschen und trocken gebürstet, die Müdigkeit mit Rouge und Lippenstift kaschiert. Meine Bemühungen waren offenbar nicht umsonst gewesen.
    Eine Weile studierten wir die Karte, ohne uns

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