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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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und ›Ich bin du‹ ist eine Illusion – von mir aus ein Ideal, wenn dir das besser gefällt. Kurzum, eine Sache für Mystiker und Künstler. Du und ich, wir sind weder das eine noch das andere. Oder hältst du dich etwa für tiefblickender als andere?«
    »In manchen Dingen schon.«
    »Darling, so kommen wir nicht weiter.«
    »Ich weiß.«
    »Hast du keinen Hunger?«
    »Ich hätte gerne einen Espresso.«
    Martin winkte den Kellner herbei. Mir war ein wenig übel. Der Kaffee würde mir guttun. Martins saphirblaue Augen starrten mich unentwegt an.
    »Dieser Kerl – dieser Amadeo, weiß er eigentlich, wie es mit uns steht?«
    »Es ist ihm egal.«
    Er schenkte sich Wein nach. Mir fiel auf, daß er fast die ganze Flasche ausgetrunken hatte.
    »Das kannst du mir nicht weismachen«, sagte er. »Kein Mann, der etwas auf sich hält, erträgt es, wenn seine Geliebte einen anderen hat.«
    »Ich kann mir nehmen, wen ich will.«
    Er lachte kurz und höhnisch auf.
    »Und wie steht es mit ihm? Der leistet sich doch einen ganzen Stall, so wie ich ihn einschätze.«
    Ich lächelte zerstreut.
    »Er braucht eine Frau. Besonders in dieser Nacht.«
    Martin runzelte die Brauen.
    »Warum ausgerechnet in dieser Nacht?«
    »Weil er nicht anders kann. Weil er an mich denken will.«
    Martins kleine Narbe an der Lippe zuckte.
    »Das verstehe ich nicht.«
    Ich sagte, langsam und deutlich:
    »Du verstehst mich sehr gut, Martin. Er wird mit dieser Frau schlafen und mich dabei im Kopf haben.«
    Martin schien förmlich zu versteinern. Der Kellner brachte den Espresso. Ich schüttete Zucker hinein, rührte um und trank einen Schluck.
    Nach einer Weile brach Martin das Schweigen.
    »Verdammt, das ist nicht fair!«
    »Nein, das ist es nicht.«
    »Ihr seid ja beide pervers.«
    »Möglich.«
    Er musterte mich mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck.
    »Und wie steht es mit dir, wenn du mit mir im Bett liegst?«
    Er wartete; ein paar Sekunden lang schwieg ich. Die Frage war unvermeidlich gewesen, aber Martin hätte sie nicht stellen sollen. Jetzt blieb mir keine Wahl.
    »Das hängt von dir ab, Martin.«
    Er lehnte sich zurück und holte tief Luft.
    »Das, was du gesagt hast… ich werde es nicht vergessen.«
    Ich sagte nichts. Die Studenten um uns herum unterhielten sich in voller Lautstärke. In der einen Ecke saß ein Liebespaar und sah sich in die Augen.
    Sie saßen nur da und sahen sich an wobei beide rauchten. Ich wandte die Augen ab. Die Müdigkeit pochte in meinem Kopf, und das taube Gefühl nahm zu. Der Espresso war nicht gut gewesen.
    »Gib mir eine Zigarette«, bat ich.
    Er hielt mir das Päckchen hin; ich fischte eine heraus, steckte sie zwischen die Lippen. Martin gab mir Feuer, wobei er mich nicht aus den Augen ließ.
    »Du bist müde.«
    »Ja, sehr.«
    Er streckte den Arm über den Tisch aus und legte seine Hand auf meine.
    Ich zog meine Hand nicht zurück. Die warme Berührung tat mir gut. Er streichelte meinen Handrücken.
    »Warum behandelst du mich so? Habe ich dich in irgendeiner Weise verstimmt?«
    Seine Stimme klang zärtlich und verständnisvoll. Wenn er so sprach, hatte ich immer das Gefühl, daß ich ihm alles sagen konnte. Aber das war eine Illusion, eine gefährliche noch dazu.
    »Nein, Martin. Die Sache hat mit dir nichts zu tun. Und jetzt will ich nicht mehr davon reden.«
    »Dann lassen wir das Thema fallen. Fahren wir immer noch zusammen nach Griechenland?«
    Ich sog an der Zigarette und kniff die Augen zusammen, um sie vor dem Rauch zu schützen.
    »Natürlich. Es sei denn, dir wäre die Lust vergangen.«
    Er lächelte auf seine einnehmende, lockere Art.
    »Eigentlich war ich nahe dran, zurückzugehen – in die Staaten. Ich habe auch da zu tun und fühlte mich hier unerwünscht. Aber ich bin ein pflichtbewußter Mensch und muß Bildmaterial zusammentragen. Kreta war für mich eine enorme Enttäuschung. Die Touristik-Maschinerie ist gut geölt, man findet kaum noch ein Stück unberührte Landschaft. Santorin ist hoffentlich fotogener.«
    »Das glaube ich schon. Aber zuerst gehen wir nach Langada. Das ist nur ein Dorf.«
    »Ach ja«, sagte er. »Elenis Verwandte besuchen.«
    »Anghelina und Stavros heißen sie. Und da ist auch noch die Großmutter, Demetria. Sie soll weit über neunzig sein.«
    »Auf Kreta konnten fast alle nur Griechisch. Das ist verflixt mühsam, wenn man sich mit den Leuten nicht verständigen kann.«
    »Soviel ich weiß, waren beide eine Zeitlang in Frankreich. Stavros hat auf einem Bau gearbeitet,

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