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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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und Anghelina stickte für irgendein Couture-Haus. Schwarzarbeit und natürlich schlecht bezahlt. Sie machte wundervolle Stickereien, hat mir Eleni gesagt.«
    »Werden wir bei ihnen übernachten?«
    »Sie haben es uns angeboten.«
    »Wer weiß, ob sie ein Badezimmer haben? Und für Knoblauchjoghurt habe ich nicht viel übrig. Dazu der Krach, wenn gefeiert wird! Ich habe das auf Kreta erlebt. Merkt man, auf was man sich da eingelassen hat, ist es meistens zu spät, und die Leute sind beleidigt. Ich schlage vor, daß wir am Ort ein Hotelzimmer reservieren. Da sind wir vor Überraschungen sicher.«
    »Wie du willst.«
    »Gut. Ich kümmere mich darum.«
    Er rief den Kellner und zahlte. Er bestand jedesmal darauf, wenn wir zusammen ausgingen. Ich sagte nichts; ihm lag noch an diesem Rollenspiel.
    Ich warf einen Blick durch die Scheiben. Die Dunkelheit war plötzlich hereingebrochen, die Scheinwerfer blickten wie Sterne. Vor meinen inneren Augen erschien das weiße Zelt, ein Reich der Träume. Ich hörte die Trommeln schlagen, sah ein schwarzes Pferd im Kreis jagen und einen Mann mit ausgebreiteten Armen dem Himmel entgegenreiten.
    »Wie ruft das Käuzchen,
    ach, wie ruft das Käuzchen im Baum!
    Der Mond wandert am Himmel,
    Führt ein Kind an der Hand.
    In der Schmiede weinen,
    Klagen die Zigeuner
    In der Luft flattert, flattert,
    In der Luft flattert der Wind…«
    Nicht mit dir und nicht ohne dich. Es soll bleiben, wie es ist, bis an das Ende unserer Tage. Ich habe solche Sehnsucht nach dir. Aber das ist ein normaler Vorgang. Ich werde jetzt mit Nonna reden; ihr alles sagen. Sie ist die einzige, die mich trösten kann.
    »Nonna?«
    »So, sono qui, Piccina. Sono sempre qui.«
    Ich zog den Aschenbecher heran, drückte die Zigarette aus. Martin steckte seine Kreditkarte in die Brieftasche. Wir erhoben uns beide. Als ich aufstand, spürte ich ein leichtes Ziehen im Bauch. Der Schmerz war noch da, aber morgen würde er vergangen sein. Vielleicht konnte ich ihn in dieser Nacht noch etwas entfachen.
    Martin half mir in den Blazer. Unsere Blicke begegneten sich.
    »Ich bringe dich nach Hause.«
    Ich antwortete rasch, weil ich mich so sehr danach sehnte, meine Einsamkeit wiederzuerlangen:
    »Martin, ich möchte heute abend allein sein.«
    Er preßte die Lippen aufeinander. Er bat mich nicht um eine Erklärung, wohlwissend, daß ich ihm keine geben würde. Ich hob meine behandschuhte Hand, strich flüchtig über seine Wange, dort, wo die kleine Narbe war.
    »Sei mir nicht böse, Martin. Wir sehen uns morgen.«
    Mit diesen Worten verließ ich ihn und fuhr mit der Metro nach Hause.

11. KAPITEL

    I n Athen fegten Windböen über den Flughafen. Die Stadt erschien heiß, geschäftig, leuchtend im grellen Licht. Die Sonne funkelte, der Geruch nach verbranntem Treibstoff wirkte in der Hitze noch widriger. Es war früher Nachmittag, wir warteten vor dem Fließband auf unser Gepäck –
    zwei Rucksäcke. Meinen Koffer mit den Instrumenten hatte ich gleich nach Thera schicken lassen. Das Institut hatte mir dort in einer Pension ein Zimmer gemietet.
    Der eigentliche Flug hatte nur zwei Stunden gedauert. Aber in Roissy hatten wir eine Stunde warten müssen, bevor die Maschine die Flugerlaubnis erhielt. Es waren solche Augenblicke, wo man reizbar und nervös wird, zuviel trinkt und grundlos feuchte Handflächen bekommt.
    Endlich konnte das Flugzeug starten und landete, dank starkem Rückenwind, nur mit geringer Verspätung. Wir hatten in Athen für eine Nacht ein Zimmer reserviert; der Flug nach Thessaloniki ging erst am nächsten Tag.
    Nach vierzig Minuten Wartezeit nahmen wir unsere Rucksäcke, von einer Sandschicht bedeckt, in Empfang; ein Gepäckwagen hatte sie über das Gelände gefahren. An der Zollkontrolle prüften zwei übertüchtige Beamte jeden Paß, zogen die Prozedur endlos in die Länge. Mir war heiß in meinem Pullover, und Martin hatte Schweißtropfen auf der Stirn. Auf einmal war es dann vorbei, nun kam die nächste Geduldsprobe. Eine Menschentraube mit schreienden Kleinkindern, Koffern und Taschen vor der Taxistation. Alle gestikulierten mit orientalischem Überschwang, schoben und drückten und drängten sich vor. Martin, gewöhnt, sich die Mitmenschen auf Distanz zu halten, lächelte gequält. Wir warteten eine dreiviertel Stunde, mit zerzaustem Haar und geröteten Augen; der Wind wirbelte Staub, Papierfetzen und allen möglichen Unrat durch die Luft.
    Martin verlor allmählich seine Ruhe.
    »Himmel, was für ein

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