Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
Vom Netzwerk:
Sonnenschein funkelte auf alten Mosaiken, verfallenen Bögen und Marmorbrunnen im Schatten staubiger Zypressen. Martin fotografierte alte Bauten, malerische Winkel. Er spielte Fußball mit den Straßenkindern, fing sie erst dann im Bild ein, wenn sie unbefangen tobten und kreischten.
    Ich sah lächelnd zu; aber zwischen uns war noch immer etwas Hartes, etwas wie ein Groll. Was war es nur? Ich konnte es nicht sagen; ich wußte nur, daß es mit Amadeo zu tun hatte.
    In der Autoleihfirma wurde uns ein Peugeot angeboten, der schon bessere Zeiten gekannt hatte. Die Federung quietschte und irgend jemand hatte Vergnügen daran gefunden, die Sitze mit einem Taschenmesser aufzuschlitzen. Dafür war der Motor in Ordnung. Nachdem wir alle Unterlagen unterschrieben, ein Pfand hinterlassen und den Tank aufgefüllt hatten, konnten wir endlich nach Langada aufbrechen.
    »Fahr du«, sagte Martin, in der richtigen Annahme, daß ich dem Chaos auf den Straßen besser gewachsen war.
    Ich ließ den Motor an, nützte eine Lücke im Verkehrsstrom, schob mich zwischen tückisch ausbrechende Lastzüge, erreichte die andere Fahrspur.
    Chrom und Scheiben blitzten, die schlecht geputzte Windschutzscheibe blendete. Martin starrte wie hypnotisiert in die gleißende Helle.
    »Das überleben wir nicht!«
    »Sei ruhig und mach die Augen zu.«
    Wir verließen das Zentrum, fuhren durch stillere Vororte eng zusammengedrückte Häuser mit blaubemalten Fensterläden und Türen säumten die Straßen. Alte Frauen und Männer saßen auf hölzernen Stühlen, als posierten sie für eine Ansichtskarte. Dann zeigten sich wieder Obstgärten und Olivenplantagen. Neben der Straße blühten Anemonen und Klatschmohn, eine Bäuerin auf ihrem Esel trabte über ein Feld. Wir hatten die Fenster heruntergekurbelt, der warme, trockene Wind duftete nach Gräsern. Die Ruhe wurde nur unterbrochen, wenn ein Lastwagen uns entgegendonnerte oder überholte. In einem kleinen Dorf hielten wir vor eine Taverna an, die gerade von einer Frau mit großen Eimern Wasser gesäubert wurde. Es roch nach nassem Staub, nach frittiertem Olivenöl und Minze. Die Wirtin führte uns – wie es in Griechenland üblich ist – in die Küche, wo alle Gerichte in offenen Pfannen warmgehalten wurden. Unsere von der grellen Sonne geblendeten Augen nahmen die Einzelheiten in der dunklen, mit allen möglichen Kisten, Dosen und Flaschen vollgestopften Küche nur undeutlich wahr, so daß Martin sich nicht mit hygienischen Überlegungen herumplagte. Außer uns waren nur zwei ältere Männer dort, die uns wohlwollend und neugierig zunickten. Die Frau brachte die übliche Tischdecke aus Papier, eine halbe Flasche Retsina. Wir aßen Tomaten, mit Zwiebeln und Eiern gefüllt, gedünstete Artischocken, kleine Hühnerfrikadellen. Bei der Rechnung wurden wir schamlos übers Ohr gehauen. Martin fühlte sich sofort persönlich beleidigt, feilschte hartnäckig und stur. Während er der Frau allmählich Drachme um Drachme abzwackte, stand ich gelangweilt auf, betrachtete ein paar Hühner, die gackernd im Sand scharrten. Zumindest stammte das Geflügel nicht aus der Batterie.
    Etwas später kam Martin, rot im Gesicht und bester Laune: Er hatte die Rechnung um ein Viertel heruntergehandelt. Ich zuckte mit den Schultern.
    »Die paar Drachmen! Du siehst doch, wie die Leute leben!« Martin erwiderte, es ginge ihm um das Prinzip, und womöglich hatte er nicht einmal unrecht dabei. Der Retsina hatte mich sanftmütig, das Essen schläfrig gemacht; ich verzichtete auf eine Kontroverse.
    Anmutig schlängelte sich die Straße zwischen Frühlingsblumen und blühenden Feldern. Hinter einigen Hügeln mit Obstbäumen kam plötzlich Langada in Sicht: ein Dorf mit hellen, flachen Häusern und weißgetünchten Kapellen, auf deren Türmen Storche nisteten. Beim Näherkommen sahen wir, daß eine große Anzahl von Besuchern sich schon eingefunden hatte.
    Autos parkten dicht vor den Haustüren oder unter den Bäumen, und auf einem Feld standen zwei Busse. Wir fanden einen Platz neben einem Hof, in dem Truthähne in ihren Sandlöchern dösten. Eine rechtwinklige Straße führte zu einem Platz, dem eigentlichen Dorfzentrum, von kleinen Läden gesäumt. Hier wurde Gemüse und Obst angeboten, Rosinen, Zuckerwerk, kandierte Früchte, Brezeln und klebriges Honiggebäck. Einige Souvenirläden zeigten Lederwaren, Ziegenfelle, Decken und Webtaschen.
    Die kräftigen, harmonischen Farben zeugten von einer Kunst, die vom üblichen Touristenkitsch noch

Weitere Kostenlose Bücher