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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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von uns selbst ab. Das hast du mir beigebracht, Amadeo. Ich habe niemals Angst. Ich bin nur etwas traurig, weil wir getrennt sind. Aber das ist unser Schicksal, nicht wahr? Siehst du, das alles konnte ich Martin nicht sagen. Im Dunkel meines Schädels trug ich dieses Geheimnis, zu dem er keinen Zugang hatte. Er liebte mein Lächeln und fürchtete mein verborgenes Gesicht.
    Die Scheinwerfer huschten über den Asphalt. Der Bodenbelag funkelte wie Glimmer. Unter schwarzen Bäumen schlängelte sich die Straße der Küste entgegen; in der Finsternis sah ich nur ein paar weiße Flecken ganz unten, wo das Wasser um die Klippen schlug. Der Peugeot erkletterte eine Anhöhe mit gleichmäßig summendem Motor. Gleich rechts bog der Weg nach Langada ab. Hoffentlich verpaßte ich nicht das Ortsschild. Die Steigung nahm zu. Ich schaltete in den zweiten Gang. Ganz plötzlich fing der Motor an zu röhren. Stöße erschütterten den Wagen. Fassungslos starrte ich den Benzinmesser an: Der Zeiger stand auf Null. Und dabei hatten wir erst aufgetankt! Ich fuhr an den Straßenrand und hielt an. Dann suchte ich meine Taschenlampe im Rucksack und stieg aus. Draußen empfing mich die kühle Luft; es duftete nach Harz, Thymian und Meersalz. Außer dem leisen Zischen des Motors war es vollkommen still; nur in der Ferne hupte zweimal ein Dampfer. Ich hob die Haube, besah mir den Motor im spärlichen Licht der Taschenlampe. Alles schien in Ordnung. Ich schüttelte verwundert den Kopf, schaltete die Zündung an. Es spuckte etwas, hörte aber sofort wieder auf. Ratlos ging ich um den Wagen, wobei ich mit der Taschenlampe auf den Boden leuchtete. Da sah ich die dunklen Tropfen auf dem Asphalt, die der trockene Staub sofort aufgesogen hatte. Der Tank leckte! Ich stieß ein Schimpfwort zwischen den Zähnen hervor und löschte die Taschenlampe, um die Batterie zu schonen. Eine schöne Bescherung!
    Was nützte mir der Reservekanister, wenn weit und breit keine Tankstelle war? Einen Reifen hätte ich wechseln können, sogar in der Dunkelheit, aber dieser Schaden ließ sich nicht beheben. Was nun? Ich setzte mich in den Wagen, schaltete das Blinklicht ein und überlegte. Ich konnte hier warten, bis ein Fahrer vorbeikam und den Peugeot ins Schlepptau nahm. Aber seit ich das Hotel verlassen hatte, waren mir nur zwei oder drei Fahrzeuge begegnet. Es war auch nicht sicher, ob sie über die nötige Ausrüstung verfügten. Unmöglich, Langada zu Fuß zu erreichen. Die Nacht im Wagen zu verbringen sagte mir nicht zu. Ich beschloß, mir in Thessaloniki eine Unterkunft zu suchen. Eine Stunde Fußmarsch machte mir keine Angst. Und wenn ich Glück hatte, würde mich ein Wagen mitnehmen.
    Inzwischen war es kalt geworden. Ich zog den Reißverschluß meiner Windjacke hoch, schloß den Peugeot ab. Morgen würde ich die Autoverleihfirma anrufen, damit sie den Wagen abschleppten.
    Ich schnallte meinen Rucksack um und machte mich auf den Weg. Es war ein seltsames Gefühl, in der Dunkelheit über diese einsame Landstraße zu wandern. Daß ich unangenehmen Begegnungen ausgesetzt sein könnte, kam mir kaum in den Sinn. Der Nachtwind strich über die Pinien, erzeugte ein Seufzen und Knacken in den Zweigen. Grillen zirpten. Die Luft war salzig und feucht, von Düften getränkt. Allmählich gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit; Johanniswürmchen leuchteten unter den Büschen; im geisterhaften Mondlicht warfen die Bäume lange Schatten.
    Die Asphaltstraße glitzerte. Einige Wagen fuhren vorbei, doch alle in entgegengesetzter Richtung. Als ich oben auf der Anhöhe stand, sah ich die Stadt, von einer gelblich flackernden Aura umgeben. Dahinter die schwarze Fläche des Meeres, mit den blinkenden Schiffslichtern. Jetzt, da es bergab ging, kam ich schnell vorwärts. Auf einmal hörte ich Motorengeräusch. Ich blieb stehen und drehte mich um. Ein Wagen fuhr in Stadtrichtung. Die Scheinwerfer tanzten über Büsche und Bäume. Ich ging an die Straße heran und hob den Arm. Der Wagen fuhr an mir vorbei, daß der Fahrtwind mich streifte. Wahrscheinlich war ich dem Fahrer verdächtig vorgekommen; daß ich eine Frau war, konnte er
    sich nicht vorstellen. Ich sah die roten Lichter verschwinden und seufzte.
    Der Weg war weiter, als ich dachte. Die Pinien standen dicht; irgendwo hinter den Bäumen tönte ein dünner Schrei, wie der Schrei eines Vogels.
    Der Wind knisterte in den Zweigen. Dem schrägen, blassen Mond näherten sich unruhige Wolken. Ich wurde allmählich müde. Meine

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