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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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das Telefon auf meinem Schreibtisch.
    »Hallo, Darling«, sagte Martin.
    »Wie geht es dir?« fragte ich kalt.
    »Ich habe vergeblich bei dir angerufen«, sagte er. »Immer nur der Anrufbeantworter oder das Besetztzeichen. Wann bist du aus Griechenland zurückgekommen?«
    »Schon vor einem Monat. Wo warst du?«
    »Weiter nördlich. Makedonien und Bulgarien. Habe ein paar interessante Dinge fotografiert. Die Fotos von Langada sind auch nicht schlecht. Du bist auf dem Bild. Du hast das Gesicht, das du manchmal im Bett hast, du weißt schon. Dieses Gesicht, mit dem du die Männer verrückt machst. Ich glaube, es ist das erste Mal, daß man dich so fotografiert hat.
    Du simulierst gut, weißt du das? Schamlos wäre vielleicht das richtige Wort, aber ich bin mir da nicht ganz sicher. Möchtest du die Dias mal sehen?«
    Ich fröstelte unter dem Luftzug der Klimaanlage. Scheißkerl, dachte ich.
    Auf einmal verspürte ich Brechreiz. Ich hätte mich auf der Stelle übergeben können. Mit diesem Gefühl stieg Hitze in mir auf, naß und sinnlich, eine Energieexplosion auf engstem Raum. Ich sagte: »Nein, danke. Es interessiert mich nicht.«
    »Mit wem schläfst du jetzt?«
    »Das geht dich nichts an.«
    Schweigen. Dann sagte er:
    »Ich frage mich oft, ob es der Mühe wert ist, sich über uns beide noch Gedanken zu machen.«
    »Du solltest dich nicht überanstrengen.«
    Mein Ton reizte ihn noch mehr als meine Antwort.
    »Dein Vorrat an Gemeinplätzen ist schier unerschöpflich. Du bringst andere gerne dazu, sich als Trottel zu fühlen. Das wollte ich dir schon lange mal gesagt haben.«
    »Jetzt hast du es gesagt. Und was sonst?«
    »Ich gehe nach Spanien. Mit den Freunden, bei denen ich wohne, Alex und Sandra, du weißt schon. Sie haben ein Ferienhaus in Alicante. Ich will mir ein bißchen die Gegend ansehen.«
    »Das wird sicher unterhaltsam sein.«
    Ich hörte, wie er heiser und erregt auflachte.
    »Jetzt hast du dich gerade übertroffen. So herablassend würde ich niemanden, wirklich niemanden behandeln.«
    »Es ist schön«, erwiderte ich träge, »daß du dir eine klare Meinung über mich gebildet hast.«
    Martins Eigenschaften brachten ihm nicht viel Erfolg ein. Scharfsinn besaß er nur wenig. Seine Reaktionen waren mechanisch und hilflos, seine Wut war vorprogrammiert.
    »Darling, ich kenne dich inzwischen, und wie! Du bist keine wirkliche Frau. Du denkst wie ein Mann. Das einzige, was weiblich an dir ist, ist dein Körper. Ich möchte mit dir schlafen, Ariana. Ich kann nichts dagegen machen, es ist stärker als ich.«
    »Wir müssen das Gespräch unterbrechen, Martin. Ich werde auf der anderen Linie verlangt.«
    Er sagte sehr leise: »Im Augenblick kann ich Paris nicht mehr ausstehen. Ich rufe dich an, sobald ich aus Spanien zurück bin.«
    Ich legte auf. Meine Hände waren bleischwer und ließen eine klebrige Spur auf dem Hörer zurück. Ich ging in den Waschraum, spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht, ließ es über meine Handgelenke laufen. Danach steckte ich mir eine Zigarette an, sah zu, wie der weiße Rauch über meine Hand wehte. Es gibt solche Momente, dachte ich, wo die Zeit nicht mehr ist, das Leben in der Schwebe verharrt. Das Warten kreiste in mir, ohne Bilder und Gefühle, eine flirrende Hitze. Ich wünschte Martin nicht das geringste Böse. Ich wünschte nur, ich hätte ihn niemals gekannt.

27. KAPITEL

    A nfang September, ich kam gerade zur Tür herein, da klingelte das Telefon. Ich lief durch das Zimmer, warf meine Tasche von der Schulter und nahm ab. Es war mein Vater. Ich streifte meine Sandalen von den Füßen, legte mich auf den Futon und zog das Kopfkissen unter meinen Nacken.
    »Schön, daß du anrufst! Wie geht es dir, Papa?«
    Ich hörte sein leichtes, angenehmes Lachen.
    »Es ist heiß im Verlag. Ich meine es nicht nur wörtlich. Wenn man über Politik fachsimpelt, bringen dreißig Grad im Schatten die Gemüter zum Erhitzen. Man schreit sich an. Aber erzähl du. Wie war das Fest in Griechenland?«
    »Ich bin auf dem Feuer gegangen. Das Fernsehen hat gefilmt.«
    Er sagte, halb erschrocken:
    »Hattest du es nötig, in dieser Weise aufzufallen?«
    »Das war nichts Besonderes. Sämtliche Bauern machten mit.«
    »Dio mio!« seufzte er. »Willst du damit sagen, sie haben die gleichen paranormalen Reaktionen wie du?«
    Ich antwortete scherzhaft:
    »Du kannst es so formulieren. Aber sie haben nicht den gleichen Gedankenballast.«
    »Trotzdem…«
    »Für sie war es eine ziemlich banale Angelegenheit,

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