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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Matratze und wechselte sie. Der Geruch des sauberen Leinens verursachte mir ein sinnliches Prickeln. Der Fernseher lief. Gewitter und Hagel hatten in der Normandie Schaden angerichtet, die Umgebung von Paris nur mit heftigen Regenfällen gestreift. Die Ansagerin kündigte kühles Wetter an: Das Aufkommen einer nordöstlichen Wolkenfront ließ die Temperaturen sinken. Ich hatte mir Arbeit aus dem Institut mitgebracht und tippte einen Bericht in den Computer, als die Türklingel schrillte. Ich zuckte zusammen. Alle Fenster standen offen, der Regen hämmerte, fast hätte ich das Geräusch überhört.
    Ich stand auf, ging an die Tür und spähte durch das Guckloch. Ein Frösteln lief über meine Haut. Ich zog die Sicherheitskette zurück und öffnete die Tür. Manuel lehnte am Treppengeländer, in seinem roten, durchnäßten Hemd und den ausgeblichenen Jeans. Die blau-weiß gemusterte Tasche hing über seiner linken Schulter. Das Haar trug er jetzt länger. Er fuhr mit der Hand hindurch und warf es aus der Stirn, wobei er mich anlächelte.
    »Wann bist du angekommen?« fragte ich.
    Er stieß sich vom Treppengeländer ab.
    »Vor drei Tagen. Mein Vater hatte mir ein Zimmer in seinem Hotel besorgt, im Lutetia. Er hat eine Vorliebe für den Art-deco-Stil. Um fünf ging sein Flug nach Madrid. Ich habe ihn nach Roissy gebracht. Jetzt bin ich sicher, daß er weg ist.«
    »Hast du zu Abend gegessen?«
    Er hatte es nicht.
    »Ich habe kaltes Huhn. Und Melone, Schinken und frisches Brot.«
    »Klingt wundervoll!«
    »Möchtest du Retsina dazu? Ich habe noch eine Flasche.«
    »Estupendo!« sagte er.
    Ich schaltete den Computer aus, ging in die Küche und nahm den Wein aus dem Kühlschrank. Er folgte mir, sah aus dem Fenster.
    »Hübsche Aussicht. Wohnst du schon lange hier?«
    »Fünfjahre.«
    Ich holte zwei Gläser und schenkte ein. Ich merkte, daß meine Hände zitterten. Er stand ganz dicht hinter mir. Als ich mich zu ihm umwandte, nahm er mir die Flasche aus der Hand und stellte sie auf den Tisch. Dann legte er schweigend die Arme um mich. Es kam mir vor, als pochte mir das Herz so laut, daß es die Geräusche des Regens übertönte. Ein paar Atemzüge lang starrten wir uns an, bevor wir uns küßten. Eine ganze Weile standen wir da, verloren uns völlig in dem Gefühl, Atem, Wärme und Nähe des anderen zu spüren. Manuels Hemd klebte an seinem Körper. Mein TShirt wurde sofort naß, während er mich an sich preßte, und die Haut schimmerte hindurch.
    »Du hast mir gefehlt«, sagte er rauh, als wir unsere Lippen voneinander lösten.
    Ich wandte mich ab.
    »Es war ein langer Sommer.«
    Er nickte, ohne ein Lächeln.
    »Für mich auch, ja. Eigentlich wollte ich schon früher zurückkommen. «
    »Und warum bist du es nicht?«
    »Weil ich wissen wollte, wie es ohne dich ist.«
    »Und wie war es ohne mich?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Kein Augenblick des Tages, an dem du nicht bei mir warst. Immer, die ganze Zeit.«
    Ich schluckte.
    »Du bist völlig durchnäßt«
    »Macht nichts«, sagte er. »Ich liebe den Regen so sehr.« Ich holte einen Teller aus dem Schrank, stellte das Huhn auf den Tisch, schnitt die Melone in zwei Hälften, gab einen Schuß Porto hinein und wickelte Schinken aus dem Papier.
    »Willst du nichts essen?« fragte er.
    »Ich habe schon gegessen.«
    Ich setzte mich, schlang die Arme um die hochgezogenen Knie. Ihn anzusehen war mir vielleicht noch wichtiger als alles andere.
    »Du bist ganz braun«, stellte ich fest. »Du bist in der Sonne gewesen.«
    »Ja. Ich bin auf Rhodos ziemlich viel im Meer geschwommen. Es war wärmer als auf Santorin.«
    »Und in der Türkei?«
    »Da habe ich mir Paläste und Moscheen angesehen. Aber ich komme aus einem sehr alten Land; ich kenne diese Dinge. Wir Indios halten nicht viel von ewig lebenden Göttern. Sobald unsere Götter alt werden und nichts mehr taugen, machen wir neue. Aber viele Menschen verwechseln die Religion mit einer Krankenversicherung.«
    Ich mußte lachen.
    »Hast du das in dieser Zeit herausgefunden?«
    »Wenn man durch viele Länder kommt«, sagte er, »da lernt man so nach und nach, sich über gewisse Dinge eine Meinung zu bilden. Und sie manchmal auch für sich zu behalten.«
    Es gab viele Arten, etwas anzusehen; Manuel war zu frei und zu unverblendet, um sich täuschen zu lassen. Sein ursprüngliches Auge, der Stolz seines Herzens bewahrten ihn vor den Meinungen der Masse, und für ihn war die Finsternis transparent.
    Während ich ihm gegenübersaß,

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