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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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nur noch mehr Kummer. Außerdem ist im September noch Ferienzeit. Das Autobahn fahren hat man schnell satt.«
    »Das macht nichts.«
    »Es ist wirklich nicht nötig, daß du kommst.«
    Er ließ sich nicht täuschen; daß er beunruhigt war, zeigte sich in seiner Hartnäckigkeit. Komisch, dachte ich, warum nur? In seinem rationalen Universum sollte es eigentlich keine unlösbaren Probleme geben. Aber er war immer ein Mensch gewesen, der hinter die Dinge schaute.
    »Vielleicht kommt jemand mit«, sagte ich, um ihn von seinen Gedanken abzubringen.
    »Wer? Dein Fotoreporter?«
    Ich lachte kurz auf.
    »Der nicht. Ich habe mich von ihm getrennt.«
    »Ach«, warf mein Vater lebhaft ein, »hast du jetzt einen anderen? Wenn du schon fährst, wäre es mir lieber, du kommst mit ihm. Man reist angenehmer zu zweit.«
    Ich atmete die stickige Luft und fühlte den Schweiß an meinem Körper herunterrinnen.
    »Kann schon sein. Ich werde mir die Sache überlegen.«
    »Und Amadeo?«
    »Amadeo sehe ich im Oktober. In Les-Saintes-Maries-de-la-Mer.«
    Er verstummte erneut. Dann sagte er:
    »Bambina, was ist das für ein Leben, das du führst? Bist du zufrieden damit?«
    Seine Stimme klang verhalten. Er tat nach Möglichkeit so, als sei das Ganze unwesentlich, eine Frage der Rhetorik: Geht es dir eigentlich gut? Er wußte, daß ich mich in geheime Schlupfwinkel verzog, sobald er mir zu nahe trat. Aber er machte sich Sorgen.
    Ich wandte meine Augen zum Fenster hin. Eine Taube flatterte vorbei.
    Die Abendsonne schien wie Flittergold, Scheiben und Schieferdächer glühten, alle Straßen waren von Glitzern und Leuchten erfüllt. Paris schmückte sich für die Nacht, funkelte, dröhnte und vibrierte. Ich antwortete lächelnd:
    »Du hast die Frage schon oft gestellt, Papa. Und ich habe dir jedesmal eine Antwort gegeben.«
    Er erwiderte, ebenfalls heiter:
    »Du sagst nicht ganz die Wahrheit, Bambina. Glücklichsein ist etwas anderes.«
    »Ach, das ist nur eine Sache der Auffassung. Vor allem bei dieser Hitze.
    Es ist so heiß, du machst dir keinen Begriff davon.«
    »Wie soll ich das beurteilen? Wir haben nur 34 Grad im Schatten.«
    Ich lachte; er lachte auch, aber weniger als ich.
    »Senti, Bambina«, sagte er mit großer Zärtlichkeit, »ich möchte dich um etwas bitten.«
    »Si, Papa, che chosa vuole?«
    »Fahr nicht allein nach Casa Monte.«
    »Perché?«
    »Frage nicht, warum, ragazza.«
    »Wozu wäre das nicht gut?«
    »Per favore, Ariana! Tu mir diesen Gefallen.«
    Ich blickte auf meinen Arm herunter und sah, daß er mit einer Gänsehaut überzogen war. Meine Halsmuskeln waren steif, trotz der Hitze hatte ich plötzlich kalte Füße. Ich hob das Bein hoch, massierte mir mit der freien Hand die Fesseln, danach die Fersen. Die Haut meiner Fersen war sehr hart, weil ich oft barfuß ging, auch draußen. Du hast Hornhaut unter den Füßen wie eine Bäuerin, sagte Carmilla. Sie wollte, daß ich einen Bimsstein benutzte. Was wußte sie schon von mir?
    Ich sagte: »Versprochen, Papa. Stai tranquillo.«
    Er holte tief Luft. Ein Geräusch, das ich bei ihm zum ersten Mal hörte.
    »Grazie, Bambina«, murmelte er. »Jetzt bin ich beruhigt.«
    Im September fingen die Schulen wieder an. Nicht nur die Touristen waren jetzt da, sondern auch die Pariser. Es waren ungeheuer viele. Die Menschen hasteten vorbei, erschöpft, schwitzend. Die Sonne schien für immer und ewig zu brennen, die Hitze schillerte auf dem Asphalt. Das Laub verdorrte, die Rasen bildeten strohige Flächen. In manchen Vierteln herrschte bereits Wassermangel. Dann, eines Morgens, war der Himmel diesig. Der Tag verlief in drückender Schwüle. Gegen Abend verdeckten die Schleier die tiefstehende Sonne, Wolken kreisten wie ein langsamer Strudel. Über dem Verkehr staute sich heiße Luft, mit Abgasen vermischt.
    Ich kam vom Institut, hatte mich gerade geduscht und umgezogen, als die ersten Regentropfen schwer und hart auf das Dach klatschten. Sofort roch es nach Wärme und nassem Staub. Ein Platzregen fegte über die Stadt. In kurzer Zeit füllte sich Paris mit Nebel. Der Regen rauschte wie ein Sturzbach. In den Straßen rann Wasser, Menschen drückten sich an die Häuserwände, um den Spritzern der vorbeizischenden Wagen zu entkommen. Es war der erste Regen seit zwei Monaten. In Shorts und TShirt beugte ich mich aus dem Fenster; der Geruch nach Staub hatte sich verzogen. Kräftige, würzige Luft strömte in die Wohnung. Ich sehnte mich nach einem frischen Bett, riß die Laken von der

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