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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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schuldbewußter Junge, wobei er auf überraschende Art sehr anziehend wirkte.
    »Wozu ist die internationale Telefonauskunft da? Ein paar Brocken Italienisch kann ich auch. Dein Vater spricht übrigens ausgezeichnet englisch.«
    Ich war sehr erregt.
    »Das ist eine Frechheit. Martin, das ertrage ich nicht!«
    Ich hätte ihn am liebsten geohrfeigt. Er merkte es und tat plötzlich sehr zerknirscht.
    »Sei mir nicht böse, Ariana. Ich war beunruhigt. Wo zum Teufel warst du denn?«
    »In Montereale Celina. Ich wollte mir das Haus ansehen.«
    Ich haßte es zutiefst, ihm Erklärungen abgeben zu müssen.
    »Ein für allemal, Martin, das sind meine Angelegenheiten. Misch dich da nicht ein!«
    »Darling«, sagte er, »es tut mir leid. Ich wollte dich nicht kränken. Ich war in Sorge, das mußt du doch verstehen. Ich dachte, Frühlingsrollen seien eine gute Abwechslung nach Spaghetti, und hatte bei Nguyen Tranh reserviert. Und keine Nachricht von dir. Es hätte doch was passieren können…«
    »Flugzeugunglücke und Entführungen erfährst du aus den Nachrichten.«
    Martin goß sich Whisky ein.
    »Darling, du bist nicht fair. Du hast immer Angst, daß man dir zu nahe tritt. Ich habe dir nichts zu verheimlichen. Über meine geschiedene Frau habe ich dir alles erzählt.«
    Alles, ja. Nichts war mir erspart geblieben, weder ihre Sexgewohnheiten, die Farbe ihrer Unterwäsche (lachsrosa), die Art, wie sie sich die Zähne putzte und ihr Haar täglich auf Lockenwickler drehte. Er hatte mir von der Scheidung erzählt, von den Anschuldigungen und der Abfindungssumme. Von seinem Vater, der technischer Berater bei der UNO gewesen war, von seiner Mutter, die Golfpreise in der Seniorenkategorie raffte, von seiner älteren Schwester Mary, die mit einem Juristen verheiratet war und ein kubanisches Kind adoptiert hatte, was der Familie nicht paßte. Ja, ich wußte alles über Martin. Zuviel. Er breitete seine Seelenzustände vor mir aus und erwartete von mir das gleiche. Offen sein, nannte er das. Ich jedoch beschützte mein inneres Selbst, wehrte mich gegen das Besitzergreifen. In diesen Dingen war ich sehr konsequent.
    Wütend ging ich ins Badezimmer und zog mich aus. Meine Unterwäsche roch nach Treibstoff. Ich stellte mich unter die Dusche, ließ das Wasser über mich laufen, bis die Wärme meine Glieder lockerte und entspannte. Martin war lieb und nett, aber er schnürte mir die Luft ab. Ich hatte fortwährend den Eindruck, daß er mich beobachtete; in meinem Gesicht irgendeinen Anhaltspunkt suchte, um zu erfahren, was sich dahinter verbarg. Es war nicht nur eine sexuelle Vorstellung. Er wollte mich von ihm abhängig machen, ein altbekanntes Verhalten. Ich fand das witzig. Man setzt den Fuchs nicht in den Hühnerstall. Stets versuchte er, irgendein Entgegenkommen von mir zu erzwingen. Er arbeitete mit allen Mitteln, meist logisch durchdachten. Er war erzogen worden, Sex als etwas Schmutziges anzusehen. Mom, Dad oder Sister hatten ihm beigebracht, daß Mann und Frau gemeinsam »schlimme Dinge« tun. Das Liebesspiel war für ihn eine Selbstschändung in Missionarsstellung. Ich tat seiner körperlichen Scheu Gewalt an. Er sah in mir eine Art Schlüpfrigkeit, die ihn erregte und mit Schuldgefühlen befrachtete. Er meinte, daß er mich eigentlich heiraten müsse. »Weshalb?«
    »Das muß dir doch klar sein.«
    »Mir ist gar nichts klar.«
    Vielleicht begriff er halb, wie heuchlerisch seine tugendhafte Effekthascherei auf mich wirkte. Ich konnte seinen Gedankengängen nicht folgen: Es war wie eine Reise auf dem falschen Gleis; wir fuhren aneinander vorbei.
    Er kam ins Badezimmer, gerade als ich die Brause ausdrehte. Um mich herum quoll der Dampf wie Nebelschwaden. Plötzlich war er da, auch nackt, umklammerte mich. Ich war überrascht, ließ es mir jedoch nicht anmerken, faßte es als ein Versöhnungszeichen auf. Er massierte meine Hüften, hob mich zu sich hoch. Ich hörte, wie er stoßweise keuchte, während unsere Körper einen gemeinsamen Rhythmus suchten. Martin kam immer sehr schnell zum Höhepunkt. Diesmal – aus schlechtem Gewissen, nahm ich an – versuchte er den Augenblick hinauszuzögern. Er küßte mich mit heißer, fordernder Zunge. Küssen war okay. Ich schloß die Augen, rieb und preßte mich an Martin und formte dein Bild in mir. Wie geschmeidig dein Rücken unter meinen Fingerspitzen ist, wie lebendig die Spannung zwischen Haut und Muskeln. Du beherrschst deine Bewegungen, du verschaffst mir Genuß. Wenn ich einen anderen

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