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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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seit ein paar Tagen nicht zu Hause gegessen und die Einkäufe vergessen. Du hast mir immer noch nicht gesagt, welchen Tee du willst.«
    »Darjeeling.«
    Ich stopfte die Tasche mitsamt dem Gemüse in den Müllsack, zog die Bänder zu und stellte ihn nach draußen, in den Gang. Der Kessel pfiff.
    Carmilla schüttete kochendes Wasser in die Kanne und schwenkte sie aus, bevor sie den Tee aufgoß.
    »Du stellst immer alles auf den Kopf, als ob du hier noch wohnen würdest. Ich habe nicht immer Zeit für den Haushalt.«
    Sie räumte die Sachen weg, die sich auf dem Tisch stapelten, fuhr mit einem feuchten Lappen über das Holz. Sie holte zwei schöne Tassen aus Steingut aus dem Schrank, stellte eine Dose mit Kandiszucker daneben.
    Am Rand meiner Tasse war eine Spur von Lippenstift sichtbar, und an dem Löffel klebte Eigelb. Ich schüttelte verärgert den Kopf.
    »Entweder du spülst weg, wie es sich gehört, oder du schaffst dir eine Spülmaschine an!«
    »Und woher das Geld nehmen, ohne zu stehlen?«
    Ich öffnete wortlos meinen Rucksack und gab ihr den Scheck, den mein Vater für sie ausgestellt hatte. Carmillas Augen weiteten sich.
    »Himmel! Wie kommt Giuseppe dazu, mir so viel Geld zu schicken?«
    »Er sagt, du hättest einen Anteil an dem Haus.«
    Sie verzog die Lippen, halb spöttisch, halb gerührt.
    »Giuseppe ist großzügig, das muß man ihm lassen.«
    Carmilla trank niemals Kaffee. Dafür war ihr Tee ausgezeichnet. Sie kaufte ihn in kleinen Säcken bei einem pakistanischen Händler. Ich füllte meine Tasse.
    »Im Oktober ist die zweite Rate fällig. Da steht dir noch etwas zu. Kauf dir jetzt endlich eine Spülmaschine!«
    Sie schüttelte den Kopf, mit heißen Wangen und glänzenden Augen.
    »Keine Spülmaschine! Das Geld kommt wie gerufen. Ich habe so viele Rechnungen zu zahlen.«
    Ich gab Zucker in meinen Tee.
    »Hilft Etienne dir nicht?«
    »Doch, doch«, sagte sie lebhaft. »Er gibt mir immer etwas. Aber du weißt doch, wie das ist. Das Filmemachen kostet Geld.
    Er muß viel investieren. Er hofft, daß er im nächsten Jahr den Durchbruch schafft und seinen ersten Spielfilm drehen kann.«
    Ich rührte um und nahm einen Schluck.
    »In bezug auf Männer hast du einen schlechten Geschmack.«
    In den vergangenen fünf Jahren hatte sie sich an einen Graphiker gehängt, der mit ihrem Geld nach New York gegangen war und sich dort die »Green card« beschafft hatte, indem er »ipso facto« eine Amerikanerin heiratete. Danach kam ein Spanier, der in einem Hotel für Massentourismus, in Lloret del Mar, für die Unterhaltung sorgte. Carmilla fand ihn hinreißend. Später schlief sie mit einem kokainsüchtigen Galeriebesitzer, mit einem Produzenten für Videoclips. Und jetzt lebte sie mit Etienne, der Werbefilme für das Fernsehen drehte und sechzehn Jahre jünger war.
    Gleich darauf bereute ich meine Bemerkung. Ich konnte die Wolke der Kränkung in ihren Augen erkennen. Und natürlich schlug sie zurück. Wie immer, wenn sie erregt war, stieg ihre Stimme ein paar Oktaven höher.
    »Und du, mit diesem Herumtreiber, damals? Hast du das alles nicht mehr im Kopf?«
    Schmerz in der Kehle. Erinnerungen. Traurigkeit.
    »Er hat achtzig Leute, die für ihn arbeiten.«
    »Das ist heute. Aber früher? Weißt du überhaupt, was ich von der Pensionatsleiterin zu hören bekam? Ach Gott, ich habe ihren Namen vergessen…«
    »Madame Poniatowska.«
    »Richtig. Also, diese Madame Poniatowska bestellte mich in ihr Büro: sie habe den Schülerinnen verboten, mit dir zu sprechen. Es dürfe keine Ausnahmen geben; du würdest die anderen Mädchen verderben. Und nach dem Examen müßtest du die Schule verlassen.«
    »Sie war eine hochnäsige Ziege. Eleni und ich schrieben uns kleine Briefe. Wir hatten eine Menge Verstecke dafür.«
    »Du hattest dich schlecht aufgeführt.«
    »Ein beschönigender Ausdruck. Ich würde es krasser formulieren.«
    »Ich will keine Obszönitäten hören. Ich schäme mich heute noch.«
    »Ich nicht. Ich war frühreif. Und du weißt, daß ich nie richtig weinen konnte, vor allem, wenn es mir richtig mies ging.«
    »Es war grauenhaft, einfach grauenhaft!«
    »Ich habe keine schlechte Erinnerung an diese Zeit.«
    Stille. Wir tranken unseren Tee. Carmilla hustete, zog ihren Schal enger.
    Schließlich seufzte sie. Ihre Stimme hatte den schrillen Klang verloren.
    »Was soll ich dazu sagen? Du warst ein merkwürdiges Kind. Man mußte sich mit deinen Eigenarten abfinden.«
    »Du hast nicht immer das Richtige getan.«
    »Mag

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