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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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umarme oder mich selbst streichle, sehe und fühle ich nur dich. Ich lüge mir was vor, bis ich dich tief in mir spüre, bis ich vor so viel Begehren fast sterbe. Deine Handfläche auf meinem Gesicht, die Daumen auf den Augenlidern, und darunter meine Augäpfel, die nur dich sehen. Aber du würdest meinen Mund nicht so nehmen, nicht auf diese Art, mir nicht die Lippe von innen verwunden, daß es fast blutet.
    »Martin!«
    Ich stemmte meine Hände gegen seine Brust. Er kam im gleichen Augenblick, schneller als ich, und hinterließ bei mir einen unterschwelligen Groll, weil die Kaskade von Gefühlen, die meine Phantasie ausgelöst hatte, noch nicht verklungen war. Doch mit meiner Benommenheit verflog auch mein Zorn. Ich war überrascht, wie versöhnlich ich mich fühlte.
    Ich zog ein knielanges T-Shirt an und ging in die Küche, goß mir ein Glas Grapefruitsaft ein und brachte ein zweites für Martin. Ein paar Minuten später legte er sich frisch geduscht zu mir. Ich reichte ihm das Glas. Er trank und starrte mich über den Rand hinweg an. Ich fühlte, was in ihm vorging. Er prüfte mich nicht um der Wahrheit willen, sondern aus Argwohn. Und wieder die sinnlose Frage:
    »Darling, bist du gekommen?«
    »Was heißt das schon, Martin?«
    Er forschte in meinem Gesicht.
    »Sag, daß du mich magst.«
    »Mögen ist ein Allerweltswort. Man kann es so oder anders auffassen.«
    Er lachte kurz auf.
    »Wenn ich dich reden höre, habe ich das Gefühl, daß du frigide bist.
    Aber das bist du nicht, keineswegs.«
    »Nein.«
    Er nahm einen Schluck und schnalzte mit der Zunge.
    »Wie viele Männer hast du vor mir gehabt?«
    »Sei still, Martin. Du weißt doch, wie mir diese Gespräche auf die Nerven gehen.«
    »Warum diese Geheimniskrämerei? Kannst du nicht offen darüber reden?«
    »Es sind meine Sachen. Laß mir mein Leben.«
    »Wie wollen wir eine gute Beziehung aufbauen, wenn wir nicht offen über alles reden können?«
    Er streckte die Hand nach meinem Nacken aus, zog mich an sich und kraulte mich. Nach der körperlichen Erfüllung war er immer zärtlich, das war das Angenehme an ihm. Er hatte nicht die Angewohnheit vieler Männer, die sich sofort auf die andere Seite drehen und einschlafen. Aber auch in diesen Dingen agierte er nach Schema. Frauen, hatte er festgestellt, brauchten ein »Nachspiel«. Die Liebe zwischen zwei Menschen nannte er eine »Beziehung«. Sie konnte »intim« sein und »ausdiskutiert« werden. Er unterwarf sich dem Zeitgeist, fühlte sich nur in einer Welt wohl, die übersichtlich und durchschaubar war. Das Dunkle, das Tiefe wollte er nicht sehen.
    Er nahm sich zusammen; noch im Halbschlaf machte es ihn stolz, daß er mich zum Orgasmus gebracht hatte. Ich hätte rückfragen müssen: »Und wie steht es mit dir?« Dann wäre er froh gewesen. Ich unterließ es. Oft, wenn er neben mir lag, war ich nervös, zog mich an den äußersten Bettrand zurück.
    Ohne nachzudenken, – wußte ich, daß er Angst vor mir hatte. Irgendwie merkte er, daß ich mich in einer Welt bewegte, die nicht die seine war; einer Welt, die zwangsläufig unheimlich und gefährlich zu sein hatte.
    Martin war ein Mensch, der sich selbst eher mitteilen als entdecken konnte, und handelte, trotz aller Vernunft, irrationaler als ich. Es stimmte schon, daß er mich liebte – insofern man das Wort Liebe konventionell versteht.
    Auf die Dauer konnten wir nicht zusammenleben. Wir waren nicht von derselben Art.
    Und natürlich lag ich in dieser Nacht wieder schlaflos da. Schlafen ist ein Akt der Hingabe. Man zieht einen Kreis um sich, der Geist befreit sich aus dem Körper, weht irgendwohin. Der Körper bleibt schutzlos zurück.
    Ich konnte Martin nicht böse sein, wenn ich durch seine Gegenwart unruhig war. Es war nicht seine Schuld. Es lag an mir, daß ich ihm nicht traute.
    Am Morgen rief ich bei Carmilla an. Ich sagte, daß ich meinen Vater gesehen hatte und nach Arbeitsschluß schnell vorbeikommen würde.
    Carmilla lebte im 20. Arrondissement, in Menilmontant, ganz oben auf dem Hügel. Ich kam mit meinem Peugeot die Straße hinauf, fuhr in den Innenhof, wo schon einige Autos und Motorräder parkten. Wäsche trocknete auf einer Stange, aus einem Fenster schallte Calypso-Musik, und zwei dunkelhäutige Mädchen stritten sich um einen alten Kinderwagen.
    Meine Mutter wohnte in dem vierstöckigen Hinterhaus. Ihre Nachbarn waren Polen, Griechen, Portugiesen, eine Familie aus Trinidad. Dazu zwei schwule Fotografen – der jüngste schön wie ein

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