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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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und mit täuschender Schnelligkeit zu bewegen wußte. Sein Haar war immer noch pechschwarz, wie seine Augen, auch wenn sich Falten um seinen Mund gebildet hatten. Er blickte mich an; über sein Gesicht zog sich ein leichtes Lächeln, das nur die Spiegelung meines eigenen Lächelns zu sein schien. Da stand er, derselbe Mann wie früher und breitete die Arme aus. Die Geste war nicht frei von Pathos. Er verbrachte so viel Zeit in der Manege, daß eine gewisse Effekthascherei bei ihm in Fleisch und Blut übergegangen war. Doch wie bei allem, was er tat, wirkte es nicht affektiert. Ich zog Topsy behutsam aus meinem Ärmel, stand auf und warf mich in seine Arme. Ich atmete seinen vertrauten Geruch ein, drückte die Wange an seine Brust, während er beide Arme um mich legte, wie eine Decke. Für ein paar Atemzüge rührte sich keiner von uns. Dann öffnete ich die Augen, hob das Gesicht zu ihm empor. Unsere Lippen berührten sich kurz. Plötzlich waren die Jahre von ihm abgefallen.
    Seine Augen glänzten, und auf seinem Gesicht lag eine Art verwunderter Rührung, wie bei einem Jungen, der ein heftig herbeigesehntes Geschenk unerwartet in Empfang nimmt. Als er sprach, klang seine tiefe Stimme noch tiefer als sonst.
    »Herzblume, du bist unverändert.«
    Ich schluckte.
    »Wie geht es dir?«
    »Gut. Seit einer Minute sogar ausgezeichnet. Und dir?«
    »Ich fülle meine Tage. Du hast eine richtige Beschäftigung.«
    »Aber sicher. Auf dich zu warten gibt Arbeit.«
    »Hast du nichts Besseres zu tun?«
    Er lachte leise an meiner Wange.
    »Das ist genau die richtige Beschäftigung für mich, Herzblume.«
    Wir sprachen schnell und leise, er hielt mich fest. Mühevoll rissen wir uns voneinander los, wie von etwas in der Luft, das uns lähmte, doch das unsichtbare Netz dehnte sich vor uns aus, wir waren noch immer darin, auch als Amadeos Augen sich auf Eleni richteten und er sie an sich zog und küßte.
    »Eleni! Deine Haut ist wie ein Pfirsich und dein Herz zeichnet sich auf deinem Gesicht ab.«
    Eleni lachte schallend.
    »Das bringt nur die Beleuchtung fertig. Du wirst immer verrückter, Amadeo, jetzt siehst du die Realität nicht mehr. Aber ich sehe sie jeden morgen im Spiegel.«
    »Machst du immer noch Musik?«
    »Ich nehme CDs auf, gebe Konzerte und habe geheiratet. Und das ist mein Mann, Jorge Esposito.«
    »Soi Español«, sagte Jorge und drückte herzlich Amadeos ausgestreckte Hand. »Ich lehre an der Musikhochschule. Daneben komponiere ich, damit kommt man mit vielem in Berührung.«
    »Ja, das ist unvermeidlich«, Amadeo nickte amüsiert; er hatte schon eine Menge in Jorges Augen gelesen. »Werdet ihr uns etwas vorspielen?«
    »Wir haben unsere Instrumente nicht da«, sagte Eleni. Ihre Stimme klang aufrichtig bedauernd.
    »Das macht nichts«, entgegnete Amadeo. »Ich lasse Matteo und Djali holen. Heute abend wird gefeiert!«
    Martin saß inzwischen am Tisch, trank stumm seinen Kaffee. Es war nicht weiter verwunderlich. Manche Menschen sind an Abstand gewöhnt.
    Darüber hinaus brannte er vor Wut, wollte aber seine höfliche Schale nicht sprengen. Es hatte keinen Sinn, und zu gewinnen war dabei nichts. Amadeo sah ihn an, als ob ihm erst jetzt seine Anwesenheit gewahr wurde; ein unergründliches Lächeln spielte um seine Backenknochen.
    »Was ist das für ein Gatscho?« fragte er.
    Die Frage hörte sich scherzhaft an. Aber ich hatte ein feines Gefühl für solche Dinge. »Gatscho« bezog sich auf alle, die dem fahrenden Volk dem Wesen nach fremd waren. Als Amadeo auf ihn zutrat, zog Martin langsam seinen langen Körper in die Höhe. Beide waren fast gleich groß, Amadeo etwas kleiner, doch neben ihm wirkte Martins Auftreten als großer scheuer Junge, der es weit gebracht hatte, plötzlich platt und überheblich. Dabei lag es weniger an Amadeos Alter oder Muskelkraft als an seiner hochmütigen Gelassenheit, die ihn wie mit einer Aura umgab. Eine geheimnisvolle Macht ging von ihm aus, ein Zauber, der die Menschen entweder anzog oder abschreckte.
    Und da Martin nicht hinter den Schleier blickte, war die Wirkung, die Amadeo auf ihn ausübte, geradezu vernichtend. Beide Männer schüttelten sich die Hand mit spürbarer Zurückhaltung. Amadeo fragte:
    »Sie sind Fotograf? Für welche Zeitschrift?«
    »Für etliche. National Geographie, unter anderen. Schon davon gehört?«
    setzte er herausfordernd hinzu.
    Amadeo betrachtete ihn, ein unerforschliches Glitzern in den Augen.
    »Traditioneller gelber Einband, gute Fotos auf

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