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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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sah ich Martin neben mir und hörte ihn sagen:
    »Man kann eine Show auf verschiedene Arten inszenieren, aber dies hier würde ich schon als Novum ansehen, als eine ziemlich geschickte Wanderung zwischen den Welten.«
    Die Formulierung gefiel ihm; sie war ganz in meinem Sinn, so dachte er wenigstens. Ich kann dich verstehen, sollte das heißen. Er sah mich erwartungsvoll an; ich blieb stumm. Ich wollte das Schweigen, das mich ausfüllte, nicht schwächen. Jorge und Eleni sprachen leise, als störe jedes Wort. Jorge begleitete sein Reden mit weichen Gesten. Schließlich wandten mir beide ihr lächelndes Gesicht zu.
    »Oh, es war eine wunderschöne Vorstellung!« Eleni sah ergriffen aus.
    »Ich kann nicht sagen, was mir am besten gefallen hat. Morgen vielleicht.
    Aber jetzt bin ich noch zu aufgewühlt.«
    Und Jorge, der die Seele eines Dichters hatte, setzte hinzu:
    »Musik weckt bei mir farbliche Assoziationen, wenn ich auch nicht verstehe, wieso. Mozart erlebe ich in Grün, Bach in schillerndem Weiß, Brahms in Dunkelblau, wie der Sternenhimmel. Hier war die Musik rot.
    Sogar die Pferde hatten eine rote Aura…«
    Ich erwiderte sein Lächeln. Wie alle Menschen mit viel Vorstellungskraft mied er Worte, die nur ein trockenes Mindestmaß aussagen. Und er lief auch nicht vor seinen Gefühlen davon. Ich zog meinen Mantel über die Schultern und stand auf.
    »Andiamo«, sagte ich auf italienisch. »Gehen wir!«

6. KAPITEL

    D raußen goß es immer noch in Strömen. Die Umrisse der Wohnwagen zeichneten sich schemenhaft im Nebel ab. Man hatte den aufgeweichten Boden mit Stroh und einigen Brettern bedeckt. Im Zelt, das als Stallung diente, wieherten die Pferde. Um mich herum waren die vertrauten Gerüche
    – nasses Fell, Schweiß, Heu, Sägespäne, Pferdeäpfel, Talkum und Butangas
    –, und ich empfand sie als neu und erregend. Ich wußte, daß Amadeo bei den Pferden war, sie einer genauen Prüfung unterzog, um sich zu vergewissern, daß sie die Vorstellung gut überstanden hatten. Vor jedem Tier blieb er stehen, sah zu, wie es abgerieben und gepflegt wurde. Jedes Pferd stand auf einer Mischung aus Schüttstroh und trockenem Mist, die angenehm für die Hufe war. Die Tiere bekamen eine Nahrung aus Gerste und Hafer, tagsüber erhielten sie eine Mischung aus rohen Eiern und Butter. Dadurch wurden sie kräftig, doch gleichzeitig auch träge, um allzu wilde Ausbrüche in der Manege zu verhindern. Dieses Wissen um die Pferdezucht – und vieles mehr – hatte Amadeo von den Romanos gelernt.
    Denn seit fast siebenhundert Jahren waren es die Pferdehändler der Sinti und der Kalderach, die sich die alten Geheimnisse überlieferten.
    Geheimnisse, die Dschingis-Khans Reiter durch alle Länder, die unter ihren Hufen erzitterten, bis weit über die Grenzen des Hindukusch getragen hatten.
    Das alles kam mir wieder in den Sinn, während wir über die durchnäßten Bretter stapften. Eilige Gestalten liefen durch die Dunkelheit; eine Frau huschte vorbei, ihr rotes indisches Gewand klebte an ihrem Körper. Ein junger Mann führte ein Pferd an der Leine. Martin blieb stehen; sein nasses Haar klebte ihm auf der Stirn. Er wirkte aufgeräumt und überfreundlich, wie immer, wenn ihm etwas gegen den Strich ging.
    »Aufregend, geheimnisvoll und so lebendig«, lachte er, mit einem leichten Anzeichen von Nervosität. »Und jetzt, wohin?«
    »Da kommt Lola« sagte ich. Sie tauchte aus dem Nebel wie ein tänzelnder Geist, das lackschwarze Haar mit Wassertropfen besprüht.
    »Pitchounette, du erkältest dich ja!« rief sie atemlos, als stünde ich allein da. »Warte, ich lasse dich herein. Amadeo kommt gleich.«
    Sie humpelte uns voraus, einem Wohnwagen entgegen.
    »Ich mache euch heißen Kaffee. Ach! Dieser Regen, schon seit Wochen. Bald haben sogar die Pferde Rheuma!«
    Sie zog sich ächzend die Stufen hinauf, schloß die Tür auf und machte Licht. Wir traten ein. Mir fiel sofort auf, daß der Wohnwagen groß und neu war; in der Mitte war eine Kochnische, mit einem vierflammigen Herd, einem kleinen Kühlschrank, einer Spüle. Im hinteren Teil befand sich ein Schrank, dahinter die Schlafkammer, die Toilette und eine Dusche mit Boiler. Wenn die Wohnwagen auf einem Platz standen, auf dem es einen guten Heißwasseranschluß gab, konnte man warm duschen. Ich entsann mich mit leichtem Lächeln, wie ärmlich Amadeos Wohnwagen früher gewesen war. Ich hatte schnell gelernt, mich zu waschen und meine Kleider zu reinigen, alles in einem Eimer. Für gewöhnlich

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