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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Glanzpapier. Seriöse Berichte, politically corred, aber couragiert. Wollen Sie keine Werbung für uns machen?«
    »Haben Sie das noch nötig?« Martins Stimme klang gereizt.
    »Nein, aber es würde meinen Leuten gefallen.«
    Auf Amadeos Gesicht zeigte sich das flüchtige Aufblitzen weißer Zähne. Er ging mit seinen geschmeidigen Schritten an Martin vorbei, wobei er die Lederjacke von den Schultern streifte.
    »Gleich werden wir alles haben, was wir brauchen. Aber zuerst nehme ich eine Dusche.«
    Durch den Spalt zwischen Schrank und Wand sahen wir, wie er die Kleider von sich warf; gleich danach prasselte die Dusche. Inzwischen ging die Tür auf; ein Asiate trat in den Wohnwagen, faltete die Hände zum Gruß. Er war ein alter Mann, sehr hager, mit einer runden Kappe auf dem grauen Haar. Zu einer zerschlissenen Jacke trug er viel zu weite Hosen und Pantoffeln aus Leder, vom Regen durchgeweicht. Seine tatsächliche Größe war schwer zu beurteilen, denn er hielt sich gebeugt und schien über den Hüften wie eingeknickt. Auf seinem runzeligen Gesicht waren eine Anzahl Narben sichtbar, einige davon tief. Er schlurfte durch den Wohnwagen, wobei er das linke Bein nachzog, und machte sich im Küchenteil zu schaffen, holte Bratpfannen und Töpfe aus einem Schrank. Nun kam auch Amadeo wieder, zog den Reißverschluß seiner Jeans zu, streifte einen schwarzen, zerknitterten Pullover über den nackten Oberkörper. Der Alte am Küchenherd zeigte ein breites Grinsen, das seine gelbbraunen Zähne entblößte. Amadeo schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter.
    »Brahim ist ein Paschtun aus Afghanistan. Sein Stamm hat der englischen Kolonialmacht beigebracht, wie man das Wort ›Fürchten‹
    buchstabiert. Später, im sowjet-afghanischen Krieg, haben sie den Gefangenen die Bäuche aufgeschlitzt und ihre Gedärme an der Sonne getrocknet. Eine landesübliche Spezialität, Brahim ist ein ehemaliger
    ›Tschopendos‹, der im ›Königs-Buskatschi‹ fünfmal den Sieg davontrug.
    Das will etwas heißen, nicht wahr, Brahim?«
    Der alte Afghane nickte zustimmend, wobei mir nicht klar wurde, ob er Amadeo verstand oder nicht.
    »Was war das denn für ein Spiel?« wollte Martin wissen.
    Amadeo grinste.
    »Nichts für empfindliche Nerven. Da prügeln sich hundert Reiter um den Kadaver eines Ziegenbocks, schreien sich die Lungen aus dem Leib und hetzen sich fast zu Tode. Brahim hatte Pech: Er wurde aus dem Sattel geschleudert, überrannt und zertrampelt. Schluß mit dem Reiten! Brahim wurde Stallknecht bei einem Bey – einem Gutsbesitzer. Dann kam der Krieg. Der Bey verlor sein Vermögen, und Brahim seine Familie. Ich traf ihn an der pakistanischen Grenze, wohin es ihn als Flüchtling verschlagen hatte. Jetzt gehört er zu uns. Keiner versteht soviel von Pferden wie er. Und seitdem er für mich kocht, lasse ich keine Frau mehr in die Nähe meines Herdes kommen.«
    Der Afghane zeigte grinsend eine Reihe gelber, starker Zähne und fuhr fort, mit Töpfen und Pfannen zu hantieren. Wieder ging die Tür auf: Herein traten zwei schwarzgelockte Jungen, mit bunten Hemden und so engen Hosen, daß sie fast aus den Nähten platzten. Ein schlaksiger Blonder bildete den Schluß. Sein Haar war hinter einen Stirnreif zurückgekämmt. Er trug einen »Perfekto« und abgenutzte Cowboy-Stiefel.
    »Djali und Matteo kommen aus Jerez.« Lola sprach zu mir, über den Tisch hinweg. »Und das ist Jean, mein einziger Sohn, du kennst ihn ja noch nicht. Er ist so blond wie sein Vater, der aus Straßburg war. Sieht er nicht aus wie einer, den kein Wässerchen trüben kann? Dabei macht er dieses Affenzeug! Nimm dich in acht, Junge! Eines Tages wirst du im Rollstuhl am Zirkuseingang Programme verkaufen.«
    »Sei ruhig, Mutter, ich kann noch im Stehen pinkeln«, sagte Jean gutmütig.
    In der zimtbraunen Sanftheit seines Gesichtes, in den langbewimperten Augen lag ein freundlicher Ausdruck. Er trug einen Ohrring, und silberheller Flaum bedeckte sein schmales Kinn.
    »Was macht er denn?« fragte ich.
    Lola schnaubte wie eine aufgebrachte Stute.
    »Er ist Stuntman beim Film! Doubelt die Schauspieler bei gefährlichen Szenen. Mich wird er damit noch umbringen.«
    Jean zeigte zwei Reihen perlenweißer Zähne.
    »Stars haben Schiß, sich ihre kostbare Fresse zu beschädigen. Mir macht das Spaß, mit dem Wagen über eine Böschung zu kippen.«
    »So ein Unsinn, mein Sohn«, schimpfte Lola. »Du hast keinen Respekt vor dem Bauch deiner Mutter, der du dein Leben

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