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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Abend. Ich dachte nicht, daß er so nett sein würde. Tolle Musik! Und auch so ein Essen schadet nichts, ab und zu mal.
    Aber Jorge hat schon recht, es wird Zeit, daß wir uns verabschieden.
    Komm, Ariana. Wo habe ich bloß meinen Schirm gelassen? Es gießt ja immer noch in Strömen.«
    »Ich bleibe noch«, sagte ich, für mein Gefühl ein wenig zu herausfordernd.
    Martin bekam wieder diese glasigen Augen. Röte stieg ihm den Hals hinauf. Er spürte den Wein bis in die Zehenspitzen.
    »Noch bleiben?« Martin brachte mit den Worten ein steifes Lächeln hervor. »Darling, du bist unersättlich! Daß du noch Lust hast, zu feiern.«
    »Wir feiern nicht mehr«, sagte ich.
    Die Gäste verließen schon den Wohnwagen. Wassilio war als erster gegangen. Esmeralda wickelte ihr schlafendes Baby in einen Schal, bevor sie mit Matteo in die kalte Nachtluft trat. Auch die Inder verabschiedeten sich in ihrer stillen, vornehmen Art. Brahim brachte die Küche in Ordnung, ließ ganz leise die Töpfe klappern. Lola sprach leise mit Coralie. Das schwarzhaarige Mädchen schüttelte schmollend den Kopf, starrte mich haßerfüllt an. War ich in Kampfstimmung? Keineswegs. Das arme Ding tat mir leid. Und dann, bevor Lola ihr Einhalt gebieten konnte, sprudelte sie all ihre Vorwürfe und Verwünschungen heraus; Lola bedeutete ihr vergeblich, zu schweigen. Coralie keuchte vor Haß, kam in dem Strom kaum zum Luftholen. Alle schwiegen betroffen. Amadeo rauchte mit steinernem Gesicht. Schließlich sagte er:
    »Verpiß dich, Coralie.«
    Er hatte nicht einmal die Stimme erhoben. Doch Lola packte die Schreiende und wild um sich Schlagende mit erstaunlicher Kraft, zerrte sie aus dem Wohnwagen. Coralies Glitzerschal warf ein paar Funken, wie eine erlöschende Flamme. Dann waren sie weg, und draußen ging das Geschrei weiter.
    Martin blickte zuerst Amadeo, dann mich an.
    »Ich verstehe nicht«, stieß er kehlig hervor. »Ich meine doch…«
    »Du kannst nicht sagen, daß du nicht informiert bist«, fiel ich ihm kalt ins Wort. »Du hättest darüber nachdenken sollen.«
    Martins Gesicht glänzte vor Schweiß. Seine Stimme war verändert, langsam. Der Alkohol zeigte immer deutlicher seine Wirkung.
    »Nein, das mußt du mir erklären. Habe ich dich in irgendeiner Weise verstimmt?«
    Er hatte nicht den Mut, mir in die Augen zu schauen. Ich erwiderte ruhig:
    »Nein, Martin. Und diese Sache hier bedeutet auch nicht, das unsere Beziehung beendet ist. Wenn es soweit ist, sage ich es dir rechtzeitig.«
    Hochfahrend fragte er:
    »Wer garantiert mir das?«
    »Meine Ehrlichkeit. Ich bin ein ehrlicher Mensch.«
    Ich hätte das vielleicht nicht sagen sollen. Nicht jetzt und nicht hier.
    Aber er hatte mich herausgefordert.
    »Was würdest du sagen«, murmelte Martin, »wenn ich jeden Abend im Bett einer anderen Frau liegen würde?«
    »Ich würde sagen, du tust, was dir Spaß macht.«
    Versöhnlich hob ich die Hand, um sein Haar zu streicheln. Er schlug meine Hand zurück.
    »Laß das sein!«
    Ich nickte gleichmütig.
    »Es ist besser, du gehst jetzt, Martin.«
    »Und darf man erfahren«, sagte er, plötzlich wieder ganz ruhig und sarkastisch, »was du heute nacht hier zu tun gedenkst?«
    »Egal was. Vorerst bleibe ich hier.«
    »Bei ihm?«
    Er zeigte auf Amadeo. Dieser nickte ausdruckslos.
    »Da ist sie gut aufgehoben.«
    »Himmel«, schnaubte Martin, »du kannst doch nicht einfach mit diesem… Zigeuner schlafen!«
    Ein eigentümliches Lächeln umspielte Amadeos Lippen. Er zitierte leise und höhnisch, auf Englisch:
    »My mother said that I never should
    play with the gipsies in the wood.«
    Es folgte eine Pause, stechend, heiß, unbehaglich. Jäh fing Martin an zu lachen. Doch die Töne, die er hervorbrachte, klangen nicht wie Gelächter, eher wie ein heiserer Schluckanfall. Wie es bei schwerblütigen Menschen oft vorkommt, ging plötzlich die Wut mit ihm durch. Er richtete sich zu seiner ganzen Größe auf, ballte die Fäuste und schnauzte Amadeo an.
    »Okay, na schön! Sie spielen den überheblichen Schuft, ziehen eine echt tolle Show ab. Aber jetzt will ich Ihnen mal was sagen: Ihr ganzes mistiges Benehmen ekelt mich an. Ich bin nicht wie Sie. Ich bin anständig.«
    Kein Muskel bewegte sich in Amadeos Gesicht. Sein schwarzer Blick hielt Martins nervös flackernden Augen stand. Dann richtete er sich auf, mit leichter, federnder Bewegung. »Ich habe eine Zeitlang mit einem fünfjährigen Perscheroner gearbeitet. Ein prachtvolles Tier. Man konnte im Park eine gute

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